Akte 43: Mei

195 13 54
                                    

Kakashi

Man hört ihre meterhohen Absätze über den Marmorboden stolpern. Braunes, ellenlanges Haar, rabenschwarze Fingernägel. Der Ausschnitt bis zum Bauchnabel zeigt, wie der Rest ihres blauen Outfits, ordentlich gebräunte Haut. Ich trete einen Schritt aus der Tür heraus und halte mir meinen Kaffee an die Lippen. Hmm, Karamell. Obito weiß, was gut ist. Ich sollte ihn öfter los schicken um mir meinen morgendlichen Kaffee versüßen zu lassen.

»Kaum läuft ein Model durch die Gänge bekommt der alte Mann Stielaugen. Lässt sich Obito nicht bumsen?« stichelt Sasuke und ich genehmige mir einen Schluck. Bitter. Nein, nicht das Gebräu, sondern Sasukes Anwesenheit. Der Typ macht mich wahnsinnig. Bei jedem Spruch gegen Obito verliere ich ein Stück weit mehr die Geduld. Mit meinem festen Freund habe ich sehr wohl viel Spaß, aber das binde ich Sasuke nicht auf die Nase. Sein komischer Freund ist auch nicht gerade besser. Er scheint neben seinem Beruf als Sternekoch auch noch Psychotherapeut zu sein. Welch eigenartige Person.

Das brünette Topmodel stemmt sich vor mir auf, wobei ihre brilliantenbesetzte Kette nach vorne wippt. Sie überragt mich um einen ganzen Kopf, und ich bin stolze 1,85 groß. Ein mürrischer Gesichtsausdruck trifft auf Sasukes gewohnte Desinteresse.
»Sind Sie der Chefarzt?«
Wortlos deutet mein ehemaliger Schüler auf mich. Augenblicklich bohrt die Lady ihren Zeigefingernagel in meine Brust. Autsch, das ist Körperverletzung.

»Warum haben sie meine Behandlung abgelehnt? Ich bin meilenweit hier her gereist um mein Problem beheben zu lassen und Sie... Wer sind Sie überhaupt?«
Während ihres Vortrags klingt sie wie ein aggressiver Windhund. Ich sage:
»Ich bin Kakashi Hatake. Und ich bin nicht der Chefarzt der ganzen Klinik. Die Fälle sortiert Tsunade Senju.«
»Dann sorgen Sie dafür, dass Tsunade Senju mein Problem zu Ihrem Problem macht, Mr. Hatake!« bellt sie. Ihr Englisch ist so britisch, dass ich es nur mit Mühe verstehe. Klar, jetzt erkenne ich sie endlich.

Sie stolziert geladen davon, ihr definitiv unechter Busen bedeckt mit einem teuren Kleid, das auch an ihrem Hintern enger geschnitten ist. Plastikpuppe. Ich schmunzle. Davon muss ich Obito erzählen.
»Das ist Mei Hamsworth, das Topmodel aus London. Sie ist letzte Woche zur Miss-Great-Britain gekürt worden.«
Sakura quetscht sich an Sasuke und mir vorbei in mein Büro. Wir folgen ihr. Sie breitet eine Akte auf der großen Holzfläche aus, sieht mich auffordernd an und sagt;
»Das ist ab jetzt dein Fall. Ich dachte zuerst, dass dies kein Neurologisches Problem wäre, aber ich habe mich geirrt.«

Augenrollend dreht Sasuke sich von uns weg und will den Raum verlassen, doch Sakura lässt sich diese nonverbale Beleidigung nicht gefallen. Verdammt, sie ist so selbstbewusst geworden. Früher hat sich sich von Sasuke herumschieben lassen wie eine Schachfigur, aber jetzt erteilt sie die Befehle. Und sie genießt es. Ich genieße es auch Sasuke herum zu kommandieren, wer tut das nicht?
»Warum bist du eigentlich hier, Sasuke? Gibt es keine Pflegerinnen, die du anbaggern kannst? Hier ist wohl nicht genug Streit und Ärger für dich, der dich befriedigen kann.«
»Warum so zickig? Ich glaube, da muss jemand ganz dringend wieder gefickt werden.«

Ich verschlucke mich an meinem Kaffee. Alter. Sasuke ist echt nicht mehr ganz dicht.
»Dafür stelle ich dir eine Abmahnung aus, Sasuke.« huste ich, aber Sakura scheint das alles nicht zu kümmern. Ich mag es irgendwie nicht, wenn die beiden streiten. Sie arbeiten eigentlich gut zusammen.
»Du wirst dich um die Patienten im Z-Block kümmern.« raunte Sakura und lächelte böse. »Jeden einzelnen von ihnen wirst du untersuchen.«
»'nen Scheißdreck mach ich.«
Seine ehemalige Kameradin setzt einen gespielt mitleidigen Blick auf.
»Oh, das tut mir leid. Aber wie ich gehört habe, hast du heute nichts zu tun. Und ich vertrete Tsunade, das heißt, dass du jeden Scheißdreck tun wirst, den ich von dir verlange.«

Scheiße, ich muss lachen. Schnell trinke ich noch einen Schluck. Oh man, jetzt ist meine Tasse leer... Dann hole ich mir gleich einen neuen Kaffee. Sakura sieht Sasuke kopfschüttelnd dabei zu, wie er zickig den Raum verlässt.
»Wow, das hat ihm nicht geschmeckt. Aber meistens hat er's verdient.« gebe ich zu und lache. Verlegen weicht sie meinem Blick aus.
»Du hast früher alles dafür getan, dass wir uns gut verstehen. Aber er ist und bleibt ein Arschloch. Nicht so wie du.«
»Es ehrt mich, dass du sowas sagst. Sein Talent ist ihm zu Kopf gestiegen, denke ich.«
Ihr Kopf wird noch eine Nuance dunkler.
»Dabei bist du doch viel besser als er.«

Die St. Konoha Klinik || Naruto & Anime OneshotsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt