Kapitel 5

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»Alles okay? Hattest du einen Alptraum?«

»N-nein«, sagte sie verwirrt, sah auf in seine viel zu hellen Augen. »Nur so etwas ähnliches...«

»Alles wird gut, Shia«, beruhigte er sie und drückte ihre Hand fest. »Du wirst schon sehen, alles wird gut.« Erneut überkam sie unglaubliche Müdigkeit und sie verschlief den ganzen Weg bis nach Paris. Asura weckte sie erst auf, als sie wieder da waren und sein Lächeln war so breit wie das eines kleinen Jungen.

»Shia Shia, schau mal«, sagte er aufgeregt und deutete auf ein historisches Denkmal.

»Wunderschön«, murmelte sie immer noch schlaftrunken und wurde erst so wirklich wach, als sie aus dem Zug ausstiegen und sie sich wieder bewegen konnten.

»Sag mal, was genau machen wir da eigentlich? Sind wir jetzt wirklich einfach planlos nach Paris gefahren?«, fragte sie gähnend. Sie reckte und streckte sich,  als sie die angenehme Frühlingssonne auf ihrer Haut spürte. Irgendwie hatte es ja auch was, einfach so spontan zu sein, einfach so irgendwo hin zu fahren, ohne viel darüber nachzudenken. Früher hätte sie das niemals durchgezogen, vor allem nicht alleine.

Asuras kühle Hand war erfrischend in ihrer, mit der anderen Hand schirmte er sich die Sonne vom Gesicht ab, während er die Gegend betrachtete. »Warum nicht?«, fragte er und sah sie dann grinsend an. »Wir können ja unterm Eiffelturm übernachten oder so.«

Shia musste lachen bei der Vorstellung, schüttelte aber den Kopf. »Nein nein, wir suchen uns ein schönes Hotel, mit herrlichem Ausblick und so. Zu irgendwas muss das Geld meiner Eltern ja gut sein«, seufzte sie und lief los in Richtung Ausgang des Bahnhofes.

»Da sage ich natürlich auch nicht nein«, meinte Asura und sah sich neugierig um. »Wir müssen unbedingt auch Notre Dame besuchen und ich will auch Mona Lisa sehen! Und eine kleine Schifffahrt auf der Themse machen, das wäre romantisch.« Immer mehr fiel ihm ein und Shia grinste immer breiter, je mehr Ideen er hatte. Es würde wirklich Spaß machen, mit ihm unterwegs zu sein.

»Als allererstes suchen wir uns mal ein Hotel«, sagte sie zu ihm und ging Richtung Touristinformation, welche gleich vor dem Bahnhof war. Shia betrat den Laden und musste ernüchternd feststellen, dass sich eine lange Schlange davor gebildet hatte.

Genervt stöhnend stellte sie sich an und nach einer gefühlten Ewigkeit herumstehen und gelangweiltem durch die Gegend starren waren sie dann auch endlich dran und Shia griff nach ihrem Rucksack, um ihr Handy raus zu holen, falls Google Übersetzer nötig war - was nicht sehr unwahrscheinlich in Paris war. Doch als ihre Hand suchend durch die Tasche wühlte, traf sie der Schock: Weder ihr Geldbeutel, noch ihr Handy waren da.

»Scheiße«, sagte sie leise und sah auf zu Asura, starrte ihn mit großen erschrockenen Augen an.

»Was denn?«

»Mein Geldbeutel ist weg«, wisperte sie und sah sich in der Gegend nach suspekten Menschen um, die vielleicht unbemerkt etwas aus ihrer Tasche geholt hatten. Dann sah sie den Typ hinter sich an, der verwirrt eine Augenbraue hob und sie fragend ansah. »Und mein Handy«, fügte sie leise hinzu und musterte den Typen von oben bis unten, der eher ärmlich aussah.

Asura sah den Typen ebenfalls misstrauisch an und fuhr ganz langsam mit der Hand in die Hosentasche des Mannes. Als er sie wieder herauszog hielt er ihr Handy und ihr Geldportemonnaie, welche er unauffällig in seine Tasche steckte. Sie musste ein Lächeln unterdrücken und drehte sich zu der Dame am Empfang um, um sie nach einem Hotel zu fragen. Es war schon äußerst praktisch, wenn man einen eigenen Schutzgeist hatte.

Im Hotel angekommen, was die Dame für sie herausgesucht hatte, ließ Shia sich erstmal auf das federweiche Doppelbett fallen und seufzte wohlig. Das Zimmer war nicht allzu teuer, und trotzdem mitten in der Stadt, sodass sie viele Sehenswürdigkeiten leicht per Fuß erreichen konnten.

AsuraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt