Die Sonne brannte ihr gnadenlos auf die sommersprossige Haut. Mit geschlossenen Augen rekelte sich die Brünette auf dem Handtuch, spürte, wie ihr der Sand an den warmen, trocknenden Körper drang, als sich das Material bei ihren Bewegungen unter ihr verschob. Obwohl der Strand voll war, vernahm die junge Frau kein anderes Geräusch außer dem Rauschen der Wellen weit hinter sich.
„Was meinst du, Kate? Gehen wir nochmal rein?", fragte Marci die andere neben ihr. Zur Antwort erhielt sie ein federleichtes Summen von Glückseligkeit.
„Kate." Sie stieß die Brünette an.
„Was?", murmelte diese.
„Ich hab dich was gefragt. Na komm, lass uns nochmal ins Wasser hüpfen, bevor uns die Sonne versengt", sagte sie und blickte auf Kates Rücken, der allmählich rot wurde.
„Gib mir fünf Minuten." Sich erneut rekelnd, kehrte sie in ihre alte Position zurück und lächelte genüsslich, als sie die warmen Strahlen auf ihrer Wange spürte.
„So wie du aussiehst, können die nächsten fünf Minuten Hautkrebs für dich bedeuten."
„Was?!" Nun sprang die andere auf und drehte sich um, versuchte vergebens einen Blick auf die rote Haut zu erhaschen. Sie fühlte ihren Rücken ab und bemerkte erst dann, wie heiß die Haut wirklich war. „Oh weh. Bitte lass es keinen Sonnenbrand werden", fluchte sie verzweifelt.
„Lass uns dich einfach abkühlen gehen und danach Heim fahren. Ich creme dich dann da auch ein", versprach die andere. Kate stimmte wehleidig nickend zu. Marci sprang auf und hielt ihrer Freundin eine Hand hin, um diese hochzuziehen.
„Wer als erste im Wasser ist!" Wie vom Donner gerührt sah sie nur noch eine lange Mähne dunkler Haare voraus zischen und folgte dieser danach in Windeseile.
Das Wasser war kühler als erwartet, trotzdem blieb Kate nicht stehen, als es ihr um die Beine schlug. Erst als sie Marci eingeholt hatte, drang ihr die Kälte bewusster an den Körper, die nun ihre Oberschenkel umspielte.
„Erste", sagte Marci, als sie sich umdrehte und Kate herausfordernd anblickte. Sie wollte bald fragen, was die andere im Sinn hatte, als sie von selbiger schon an den Schultern gepackt und von den Beinen gerissen wurde. Als das Wasser über ihr zusammenschlug und sie hart im Sand aufkam, wollte sie einen erstickten Schrei loslassen, doch einzig und allein drang ihr die Salzigkeit in den Mund. Um sich schlagend, schaffte Kate es, sich wieder aufzurichten und hustete das Wasser aus, während sie sich die schulterlangen Haare aus dem Gesicht wischte.
„Oh. Hat es dich etwa so doll erwischt? Arme Katie." Marci sah sie gespielt mitleidig an und ehe sie es sich verdenken konnte, loderte das Feuer in Kates grün-braunen Augen auf. Die Kleinere hatte sie nun gepackt und schob sie mit aller Kraft nach hinten bis sie einknickte und sich am Meeresboden des atlantischen Ozeans wiederfand. Obwohl die beiden verhältnismäßig weit ins Wasser eingedrungen waren, hielt sich die Küste flach.
Marci tauchte keuchend auf. „Okay. Waffenstillstand. Quitt ist quitt", sagt sie, als ihre Freundin nun angefangen hatte, sie mit Wasser zu bespritzen.
Die Kleinere zog sich lächelnd zurück und sank dann auf die Knie, sodass sie den Wasserspiegel bis an ihre Schultern spürte. Kate ließ ihre Hände durchs Wasser gleiten, spreizte die Finger und spürte den schwachen Widerstand, als sie sie durchs kühle Nass bewegte. Ein angenehmes Gefühl für ihre erhitzte Haut.
„Jetzt, wo wir tropfnass sind, können wir nicht einfach nach Hause gehen", bemerkte Kate, nachdem sie sich zurückgelehnt hatte und ihre Haare im Wasser spielen ließ, die Sonne benetzte derweil ihr Gesicht mit ihren wärmenden Strahlen.
„Na komm, wir rubbeln uns einfach ab und der Rest trocknet auf dem Weg von allein." Marci beobachtete sie grinsend, während sie ihre langen Haare auswrang, sich dann aber doch auf die Höhe von Kate hinuntersinken ließ und es ihr mit dem Treiben ihrer Finger gleichtat.
„Fast zu schön, um wahr zu sein."
„Hmm", bestätigte Marci
Kate öffnete die Augen, um den Blick über den nun so weit entfernt scheinenden Strand wandern zu lassen. Sie sah die überfüllte Strandbar; junge Erwachsene, die nach Alkohol nur so gierten und Pärchen in Wochenendbeziehungen, die gar nicht die Finger voneinander lassen konnten, wissend, dass sie sich nie wieder sehen würden, auch wenn sie sich nun versprachen, einander die Welt zu Füßen legen zu können. Sie sah junge Männer; trainierte, athletische Körper.
„Hast du was in Aussicht?" Marci riss sie mit der plötzlichen Frage aus den Gedanken.
„Zu viel, um sich festlegen zu können", sie wandte sich ihrer Freundin zu und schenkte ihr ein breites spitzbübisches Lächeln.
„So ist das also? Du willst einen Rekord aufstellen? Ich hinder dich an nichts, das kannst du mir glauben. Aber eines solltest du wissen, wenn ich nachts irgendetwas aus der Richtung deines Zimmers hören sollte. Liebes, du weißt wie dünn die Wände sind."
„Ach Marci, hör auf!", sagte Kate kopfschüttelnd. „Das hab ich nur so dahin gesagt. Nie könnte ich oder würde auch nur im Traum daran denken, mich hier an einen Typen zu schmeißen!"
Marci hob beschwichtigend die Hände. „Okay, okay. Du hast ja angefangen." Mit gesenktem Haupt starrte Kate nun gen Meeresgrund. „Willst du mir vielleicht etwas erzählen?" Sie kannte das Mädchen vor sich zu gut, um zu wissen, dass ein einfaches 'Nichts' immer etwas sehr viel Größeres bedeutete.
„Ach ich weiß nicht", sagte die andere gerade heraus. Ihre Stimmung hatte sich plötzlich gelegt. Es war, als wäre sie plötzlich fehl am Platz. Sie hinterfragte, warum sie eingewilligt hatte, über die Frühlingsferien mit Marci nach Panama City zu kommen. Um Spaß zu haben; das hatte Marci ihr gesagt. Jung zu sein, bedeutete Fehler zu machen, vorschnelle Entscheidungen zu treffen und daraus zu lernen. Und vor allem bedeutete es eben Spaß zu haben und das Leben, jede freie Sekunde, in vollen Zügen auszuschöpfen. „Ich will nach Hause", sagte sie plötzlich und stand auf, wischte sich unter Wasser den körnigen Sand von den Knien.
Marci warf ihr beinahe einen bestürzten Blick zu. „Schon? Ach komm, Kate. Bitte. Lass uns doch noch ein bisschen bleiben."
„Erinner dich an die Bedingung, unter der ich überhaupt erst eingewilligt habe, noch mal ins Wasser zu gehen." Sie wandte ihrer besten Freundin darauf aus reiner Provokation ihren noch immer roten Rücken zu. Nun wieder den Strand vor sich, blickte Kate zu einem jungen Mann, der bei ihren abgelegten Sachen stand und, sie konnte es kaum glauben, in ihrer Tasche wühlte.
„Hey!", rief sie aus und begann dann durch das Wasser zu laufen, so schnell der Widerstand es ihr gewährte. Kate schlug beinahe mit anderen Badegästen zusammen und konnte gerade noch im letzten Augenblick einer aufblasbaren Luftmatratze ausweichen.
Der junge Mann blickte plötzlich auf, als er Kate auf sich zu laufen sah. Ihre flinken Schritte wirbelten den feinen Sand auf und ließen ihn sich an ihren nackten, nassen Beinen absetzten. Sofort ließ er von den Sachen ab und hob entschuldigend die Hände.
„Was fällt dir ein?!", begann Kate ihn anzufahren.
„Ich schwöre, ich habe nicht-"
„Und was sollte das dann eben?"
Die Kleinere war wutentbrannt, als sie den etwa um anderthalb Köpfe größeren Mann fixierte. Es ließ ihn sich beinahe weich in den Knien fühlen.
„Ich spiel mit meinen Jungs da drüben Frisbee und uns ist die Scheibe abhanden gekommen. Ich schwöre, ich hab nichts stehlen wollen." Kate war schon dabei ihre Sachen wieder in ihre Tasche zu packen, sie glaubte dem Mann kein Wort.
„Was ist hier los?", fragte Marci endlich, als sie die beiden erreicht hatten.
„Frag ihn!"
„Nichts! Ich habe nur unsere Frisbee gesucht, wirklich", gab dieser zurück, als Marci die Arme vor der Brust verschränkte.
„Tony, hast du das Ding endlich?" Auch einer seiner Jungs in Badehose war aufgetaucht und warf dem ganzen Trubel einen argwöhnischen Blick zu.
Als Kate das Handtuch hochnahm, auf dem sie sich vorher noch gesonnt hatte, entdeckte sie die grüne Frisbee. Beschämt hob sie sie auf und reichte sie Tony, ohne ihm auch nur in die Augen zu sehen. Wenn sie nicht schon gerötet war, würde sie der Scham, der in ihr auftrat wie eine Tomate aussehen lassen.
„Ich sag doch ich hab nicht gelogen." Aber sie würdigte ihm schon keines Blickes mehr. Kate hatte die Tasche geschultert, ihre Flipflops in die eine Hand genommen und mit der anderen nach Marci gegriffen.
„Komm", murmelte sie nur, worauf die Größere ebenfalls ihre Schuhe aufhob und dann getrieben von Kate den Strand verließ. Tony blickte ihnen nach. Ihm war gar nicht aufgefallen wie attraktiv das kleinere Mädchen gewesen war, als sie ihn angegiftet hatte. Erst der schuldige Blick, mit dem sie ihn nicht mal in die Augen hatte sehen können, hatte ihm Grund gegeben, sie genauer zu mustern.
„Na komm, das Spiel geht weiter." Brad lief wieder zu den anderen, nachdem er Tony auf die Schulter geschlagen hatte. Erst das brachte Tony aus seinen Gedanken und er folgte ihm, damit sie ihr Spiel wieder aufnehmen konnten.„War es jetzt wirklich zu schwer gewesen, einfach Entschuldigung zu sagen?", fragte Marci, als sie die kalte Creme über Kates Haut strich. Die andere lag auf dem Bauch, den Kopf auf gefalteten Händen gestützt. Sie brummte zur Antwort. Es war ihr noch immer unangenehm, den Mann dafür beschuldigt zu haben, aber wer könnte ihr verübeln, so reagiert zu haben, nachdem sich die Dinge so zugetragen hatten?
„Was hättest du denn gemacht? Er hat in meinen Sachen gewühlt."
„Er hat nur die Frisbee gesucht."
„Und dafür musste er so wühlen?!" Kate ließ den Kopf wieder fallen, es hatte keinen Sinn mit Marci zu diskutieren, wenn es um Jungs ging. Sie versuchte Kate zu verkuppeln wo es nur ging. „Marci, auf wessen Seite stehst du eigentlich?" Sie bekam keine Antwort. Die andere strich mit ihren Fingern über Kates Nacken und begann dann, ihre Muskeln zu massieren, worauf die Kleinere nur befriedigt stöhnen konnte.
„Genau da", hauchte sie und es hörte sich beinahe inkohärent an. „Das machst du gut." Marci schmunzelte und zwickte Kate, worauf sie einen beleidigten Schlag abbekam und darauf ihre eigentliche Arbeit wieder aufnahm.
Kate senkte die Hände an die Seiten ihres Körpers und legte ihre Wange flach auf das aufgewühlte weiße Laken. „Ich werde mich noch entschuldigen", murmelte sie und genoss wieder die Kühle auf ihrer Haut. Falls ich ihn wiedersehen sollte, werde ich's tun.
DU LIEST GERADE
Spring break in Panama City
Fiksi PenggemarFrühlingsferien in Panama City, 1994. Kate Todd lässt sich von ihrer besten Freundin überreden, über die Ferien mit nach Panama City zu kommen. Ihren Vorsatz, sich in diesen wenigen Wochen von Männern fernzuhalten, muss sie verwerfen, als sie auf e...