Heute ging es los. Der große Tag war gekommen. Flora saß hinter dem Steuer unseres gebrauchten Vans und drückte nun vorsichtig aufs Gas. Es gab einmal einen großes Ruck, bevor sich der Wagen langsam in Gang setzte.
Wir rollten aus der Einfahrt des Hauses ihrer Eltern und ließen sie hinter uns liegen. Der Van fuhr durch die Straßen unseres Dorfes, vorbei an den Orten, die ich schon seit meiner Kindheit kannte. Und egal, wo wir vorbeikamen, an diesem Ort hing eine Erinnerung mit Matteo.
Wie wir auf dem Spielplatz gespielt hatten, wie wir im Wald Hütten gebaut hatten und uns mit Stöcken bekriegt hatten. Jetzt ließen wir all das hinter uns. Ich musste schlucken, als ich daran dachte, nun Orte zu sehen, an denen keine Erinnerung mit Matteo hing. Orte, die wir zusammen entdecken wollten, er es aber nicht mehr konnten.
Doch jetzt würde ich diese Orte mit Flora entdecken. Ich seufzte einmal, und augenblicklich legte sich eine zierliche Hand auf mein Knie. "Du denkst wieder zu viel", flüsterte Flora, und schaute einmal ganz kurz zu mir, bevor sie sich wieder auf die Straße konzentrierte.
Ihre Hand glitt von meinem Knie und stellte mit einer geschickten Bewegung die Musikanlage an. Wir hatten eine neue einbauen müssen, da man die alte nicht mit einem Handy verbinden konnte. Vor der Abfahrt hatte Flora ihr Handy mit dieser verbunden und nun wummerten die Bässe unsere Lieblingslieder durch den Wagen.
Ihre Hand klopfte im Takt auf das Lenkrad und ich wusste, dass sie daran dachte, an ihrem Schlagzeug zu sitzen. Erst leise begann sie die Melodie mitzusummen und wurde dann immer lauter. Nach einiger Zeit sangen wir beide um die Wette den Text, der uns so viel bedeutete.
Mit all den Songs auf der Playlist verbanden wir ein Erlebnis zusammen erlebt hatten. Von traurigen bis hin zu fröhlichen Liedern war alles dabei. Die Playlist war gewachsen, so wie wir immer näher aneinandergewachsen waren.
Das Lied endete und das nächste begann, mit einer klaren Klaviermelodie. Es war das Lied des ersten Tages, an dem Flora mich angesprochen hatte. Flora musste an das gleiche gedacht haben, denn schon wieder legte sie ihre Hand sanft auf mein Knie.
Sofort erschien ein breites Lächeln auf meinem Gesicht und ich drehte mich zu ihr. Sie schaute konzentriert auf die Straße, aber auch auf ihrem Gesicht war ein Grinsen zu erkennen.
Mit gemischten Gefühlen musste an das denken, was uns nun bevorstand. Eine Fahrt ins Ungewisse, nur mit einem Van vollgepackt mit einigen Sachen und einer Bucket List voll mit unerledigten Abenteuern meines besten Freundes.
Flora und ich hatten uns zuerst darauf geeinigt in den Norden aufzubrechen, um den Winter dann im warmen Süden zu verbringen.
Unser erstes Ziel war Schweden. Wir hatten uns vorgenommen so zu fahren, wie es für uns am besten war. Wir wollten uns Zeit lassen, alles zu machen, was wir wollten und alles zu erleben, was Matteo gewollt hätte.
Und so fuhren wir gerade über die Autobahn Richtung Norden, unserem ersten Abenteuer entgegen.
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The Bucket List
Teen FictionSie war wie ihr Name. Sie war eine Blume für mich. Eine Blume, die unerwartet durch den grauen Asphalt einer kaputten Straße wächst und zeigt, wie schön das Leben ist. Sie war die Blume und ich der Asphalt. -- Als Mias bester Freund starb, war Mia...