Ganz in schwarz betrat ich die kleine, stickige Kirche. In meinen Augen schwammen Tränen, weshalb mich meine Mutter zu unserem Platz leitete.
Ich wurde von seinen Eltern umarmt, die auch von der Trauer gezeichnet waren, und setzte ich dann mit meiner Familie zu ihnen in die Reihe.
Meine Ohren hörten der Rede zu, die der Pfarrer hielt, doch sie erreichte nicht mein Gehirn. Alles was hier gesagt wurde, konnte niemals erklären, wie er gewesen war, was er für mich bedeutet hatte.
Dafür hörte ich von überall her Schluchzer und Seufzer. Es war, als würde mein Gehirn nur darauf reagieren. Ich hörte es deutlich, hörte alle die Menschen, die ihm nachtrauerten.
Verwandte, die ihren Enkel, Neffen oder Cousin verloren hatten. Klassenkameraden, die ihn nie richtig gekannt hatten und Freunde vom Sport, den er schon ein halbes Jahr nicht mehr ausgeübt hatte.
Doch am lautesten waren Kristina und Thomas, dessen Arm um ihren abgemagerten Körper gelegt hatte. Sie hatten ihren einzigen Sohn verloren.
Plötzlich standen alle auf und verließen die Kirche schweigend. Meine Mutter griff nach meiner Hand und führte mich sanft mit den anderen hinaus.
Es waren viele gekommen, die sich jetzt langsam auf den Weg zum Friedhof machten. Ich ging gestützt am Anfang des Zuges trauernder und weinender Bekannten.
Angekommen beim Friedhof wurde seine Urne in das Grab niedergelassen und die Gäste stellten sich an, um sich noch ein letztes Mal zu verabschieden.
Eine Träne rollte über mein Gesicht, als ich die weiße Rose hinlegte. Schnell wandte ich mich wieder ab und schloss mich den anderen an.
Ich wurde von vielen umarmt, doch das bekam ich gar nicht mit. Erst als ich wieder in meinem Zimmer war, hob sich der Druck auf meiner Lunge etwas.
Ich atmete tief ein. Atmete, wo er es doch nicht mehr konnte. Plötzlich bemerkte ich, wie vergänglich, wie zerbrechlich, ein Leben doch ist. Schon wieder stiegen mir die Tränen in die Augen, doch diesmal blinzelte ich sie weg.
Ich setzte mir meine Kopfhörer auf und Klaviertöne klangen in meinen Ohren. Komplett ließ ich mich fallen. Fallen in die Melodie, die durch meine Adern drang, aber auch in das große schwarze Etwas, was jetzt auf mich wartete.

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The Bucket List
Teen FictionSie war wie ihr Name. Sie war eine Blume für mich. Eine Blume, die unerwartet durch den grauen Asphalt einer kaputten Straße wächst und zeigt, wie schön das Leben ist. Sie war die Blume und ich der Asphalt. -- Als Mias bester Freund starb, war Mia...