zu schwach

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Sie war gefangen. Gefangen in ihren eigenen vier Wänden. Gefangen in sich selbst. Zu schwach um auszubrechen. Alle sagen sie ist stark, doch es ist gelogen. Sie war nie stark.
Aus der Ferne hört sie ein Lachen. Es flüstert leise: ,,Du bist schwach." Sie sieht ihr eigenes Ich in der Ferne lachen. Zuerst leise dann lauter. Immer wieder flüstert es: ,,Du bist schwach." Wie ein Mantra hört sie diese Worte dicht an ihrem Ohr.
Sie will sich entschuldigen. Entschuldigen, dass sie so schwach ist. Entschuldigen, dass sie nicht stark sein kann. Aber diese Stimme lacht weiter. Ihr Ich lacht sie aus. Und es ist berechtigt. So viele Chancen hat sie verstreichen lassen. Zu feige ihren Eltern die Stirn zu bieten. Sie redet sich damit raus, dass sie doch noch ein wehrloses Kind war. Aber in der Welt interessiert es keinen ob du ein Kind bist. Es gibt nur stark oder schwach. Egal ob jung oder alt. Es zählt nur die Stärke. Sie sah  ihr kleines Ich. Überströmt von Tränen weil sie schwach war. Wäre sie stark, hätte sie die Beleidigungen ignoriert.  Wieder sieht sie ihr kleines Ich. Diesmal in ihrer Wohnung. Sie wollte ihrer Mutter ein Bild schenken. Sie war sehr stolz und hat lange dafür gebraucht. Ihre Mutter sieht sie nur an und schickte sie wieder ins Zimmer mit der Begründung sie braucht so einen Kram nicht. Die Kleine unterdrückte die Tränen und ging in ihr Zimmer zurück. Stumm kullerten die Tränen über die Wangen, während sie ihr Bild in den Papierkorb schmiss. Die Stimme lacht sie weiter aus. Wie naiv sie doch ist zu glauben, ihre Mutter würde sie lieben. Niemand wird sie lieben.
Nun sieht sie ihr kleines Ich. Zu Hause. Sie sitzt auf ihrem Bett und streitet mit ihrer Mutter.  Die Kleine bekam einen Schlag ins Gesicht obwohl sie die Sache erklären wollte. Ihre Mutter wollte nicht auf sie hören. In ihr brach etwas.
,,Siehst du?" lachte die Stimme: ,,Du bist schwach. Du bist einfach nur erbärmlich und schwach. Du lässt dir das alles gefallen obwohl du schon längst alles hättest beenden können. Aber du bist schwach."
Das kleine Mädchen sah ihre kleinere Schwester, ihren verhassten Stiefvater und ihre verhasste Mutter. Die drei waren glücklich. Ohne sie. Sie beachteten sie gar nicht. Sie bemerkten nicht, dass das Mädchen immer weiter wegging bis sie mit Tränen in den Augen den dreien ein glückliches Leben wünschte. Ein Leben ohne dass kleine, schwache, erbärmliche Mädchen.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 10, 2020 ⏰

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