Wiederentdecktes Zeugnis des Holocaust

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Bereits 1940 wurde in einem Kinderbuch über die Schikanierung der jüdischen Bevölkerung, über die ersten Konzentrationslager und den Widerstand gegen die NS-Herrschaft berichtet. Der Roman von Yankev Glatshteyn blieb einer breiteren Öffentlichkeit lange verborgen, da er zunächst nur auf Jiddisch erschien.

Die neunjährigen Buben Karl und Emil sind beste Freunde. Im Wien des Jahres 1938 sind sie von einem Tag auf den anderen auf sich allein gestellt und müssen um ihr Überleben kämpfen: Karls Eltern werden verhaftet, weil sie Sozialisten sind, und Emils Familie ist aufgrund ihrer jüdischen Abstammung in Gefahr.

Die Buben flüchten aus den verlassenen Elternwohnungen, sie hungern und frieren, geraten in die Hände von SA-Männern – treffen aber immer wieder auch auf Erwachsene, die es gut mit ihnen meinen. Zwei Mitarbeiter aus dem Untergrund nehmen die Buben bei sich auf. Doch als sie verraten werden, bleibt bloss noch ein Ausweg: Ein Kindertransport nach England.

Selbstmord am elektrischen Zaun

Der Roman wurde noch vor Kriegsausbruch geschrieben, enthält aber bereits viele Passagen über den Holocaust: So beschreibt Glatshteyn, wie die SA jüdische Bürger zusammentreibt und sie zum Schrubben der Pflastersteine mit blossen Händen zwingt. Auch eines der ersten Konzentrationslager wird beschrieben:

«Dann berichtete jemand von einem Konzentrationslager. Er erzählte, wie man dort Menschen zu Tode folterte. (...) Der Kommandant des KZ habe den Gefangenen einen Trost angeboten, erzählte der Mann weiter: <Wenn ihr müde seid und allem ein Ende machen wollt – es gibt da einen elektrischen Zaun im Lagerhof. Berührt ihn einfach und ihr sterbt einen leichten Tod.>»

Der Autor Yankev Glatshteyn (1896 – 1971) wurde in Lublin geboren und lebte später in New York. Die Erzählung «Emil und Karl» erschien erstmals 1940 auf Jiddisch im New Yorker Verlag von Moyshe Shmuel Shklarski. Mehr als ein halbes Jahrhundert später wurde die Geschichte wiederentdeckt und 2006 auf Englisch publiziert. Nun ist dieses frühe Zeugnis des Holocausts auch auf Deutsch erhältlich.

Yankev Glatshteyn, Emil und Karl, Kometen der Anderen Bibliothek, Berlin 2014.

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