Kapitel 11

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Weiter geht's, ich wünsch euch viel Spaß!



43. Dienstag der 9. Mondzählung:



Meine Augen schlugen auf. Die Realität hatte mich aus dem Schlaf gerissen. Daran konnten auch die Federkissen nichts ändern. Ich blickte aus dem Fenster. Ein dichter Nebel lag in der Dunkelheit. Die Sonne würde nicht mehr lange brauchen.

Ich sprang aus dem Bett.

Es war Zeit zu packen. Was war wichtig genug, um es in den Norden mitzunehmen? Alpha Eros hatte nur leichtes Gepäck erlaubt. Anstatt eines Kleides zog ich eine graue Hose und weiße Bluse an: Arbeitskleidung.

Sie war wohl besser zum Reisen geeignet.

Ich nahm meine kleine Umhängetasche aus schwarzem Leder und kam vor den Bücherstapeln zum Stehen. Es gab nur ein Buch, das wichtig genug war, um es mitzunehmen.

Mit den Händen fuhr ich den goldenen Kochtopf, der auf dem roten Einband graviert war.

Oma Thildes Rezepte für alle Gelegenheiten.

Ein Lächeln kratzte an meinen Lippen. Die Seiten waren noch leicht gewellt, die schwarze Tinte stand in krakeliger Schreibschrift auf dem vergilbten Papier. Ich kannte es zwar auswendig, aber Oma Tilde hatte es für mich geschrieben.

Von ihr hatte ich viel gelernt, auch wenn ich mich nur noch verschwommen an ihre grauen Locken erinnern konnte.

Es klopfte leise an der Tür.

„Ephilia?"

„Komm rein."

Ich rieb meine Augen, um die restliche Müdigkeit zu vertreiben. Onkel Theo stand im Türrahmen. Er sah zögerlich aus.

„Ich habe etwas für dich. Hier, damit dir im Norden nicht allzu kalt wird."

Er reichte mir einen mausgrauen Schal. Meine Hände vergruben sich in dem Stoff, der weich war wie ein Küken.

„Danke."

„Und hier, ich habe ein bisschen Geld zur Seite gelegt, für Notfälle."

Onkel Theo steckte ein klimperndes Säckchen in meine Tasche.

„Wie soll ich dir jemals genug danken."

Ein roter Himmel zog über dem Horizont herauf. Gleich würde Alpha Eros hier sein. Ich schlang mir den Schal und die Tasche um den Hals und blickte ein letztes Mal in mein Zimmer.

Seit fast zehn Jahren war es mein Reich gewesen. Jetzt war es Zeit für einen Abschied.

„Wenn es möglich ist, werde ich dir schreiben", sagte ich als wir die Stufen hinunterstiegen.

„Selbst wenn ich den Fuchs höchstpersönlich in den Norden tragen muss, du hörst von mir", erwiderte er.

Ein energischer Ausdruck verlieh seinen Worten Wirkung.

Dahinter konnte ich die Trauer sehen.

„Lizzy wird nach dir sehen."

„Und wer sieht nach dir?", fragte er.

Ich schluckte, bevor ich ein Lächeln auf mein Gesicht zwang.

„Ich natürlich."

Onkel Theo nahm mich in eine letzte, tröstende Umarmung.

Die Königin des NordensWo Geschichten leben. Entdecke jetzt