Teil9

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Fire P.O.V.

Ich spielte gerade mit Sua im Garten Ball, als ich plötzlich jemanden den Hügel hinter unserem Haus hinunterkommen sah. Ich hatte zwar gute Augen, aber ich erkannte nicht, wer es war und sonst kannte ich jeden, der hierher kam. Als die Person näherkam dachte ich kurz, ich würde sie kennen, aber mir wollte nicht einfallen, wer es war. Das konnte doch nicht? Nein, das kann nicht Kumo sein.

Nun war die Person fast da, jetzt erkannte ich ihn wirklich. Ich stieß einen Freudenschrei aus und lief auf ihn zu. Ich umarmte ihn ganz fest. Er war ein wenig erschrocken, als ich ihn so einfach umarmte. Er stöhnte auf, ich hatte wohl ein wenig zu stark gedrückt. Ich ließ ihn wieder los und schaute in sein Gesicht, er lachte, wie hatte ich das vermisst. So einen fröhlichen Menschen wie Kumo hab ich nirgendwo mehr getroffen. Sua kam zu mir und zupfte mich am Rock: „Mama, wer ist das?"

„Das ist ein alter Freund von Mama. Kumo, das ist Sua meine Tochter - Sua, das ist Kumo!", erklärte ich. Sua ging, offen wie sie war, auf Kumo zu und drückte seine Knie, da sie nicht höher kam.

Ich bat Kumo rein und fragte, ob er einen Tee wollte. Als der Tee fertig war, kam Mantes ins Haus. Verdammt! „Wer ist das, Weib? Was will er hier?" fragte er wieder mal mit seiner aggressiven Stimme.

„Das ist nur ein alter Freund von mir, er heißt Kumo. Kumo, das ist mein Mann Mantes.", stellte ich vor. Mantes ging auf Kumo zu, blieb vor ihm stehen und musterte ihn von oben bis unten. Als er sich dann zufrieden wegdrehte, hatte er Kumo wohl als ungefährlich eingestuft.

Sua und Kumo verstanden sich auf Anhieb. Kumo erzählte von seiner Zeit im Krieg und was er da so alles erlebt hatte. Mit einem Mal kamen alle Ängste, die ich um Kumo ausgestanden hatte, wieder hervor. Ich musste lächeln, als ich daran dachte, wie ich Kumo kennen gelernt hatte und wie sehr ich ihn doch mochte. Ich hörte Kumo kaum zu, ich war zu sehr von seiner äußeren Erscheinung geblendet. Als ich ihn das letzte Mal gesehen hatte, hatte er noch keine Bartstoppeln gehabt. Da hatte er noch kein männliches Aussehen besessen. Nun war er stark, breitschultrig, hatte braunes wuscheliges Haar und war bestimmt 10-15 cm größer als vorher. Ich war verwundert, wie fremd er mir vorkam. Das Einzige, was noch so war wie früher, war sein Lachen, mit dem er alle verzauberte. Plötzlich sprang Mantes auf und stiefelte aus dem Haus. Ich hatte ganz vergessen, dass er auch da gesessen hatte. Wie konnte ich meinen eigenen Mann vergessen?

Ich schaute Kumo an und wir beide mussten lachen. Es war ein herzliches, vertrautes Lachen.

„Lass uns spazieren gehen! So wie früher durch den Wald, mal sehen, ob du immer noch schneller als ich bist", sagte Kumo und ich nickte. Ich war so lange schon nicht mehr richtig im Wald gewesen und das, obwohl wir direkt am Wald lebten. Ich nahm Sua an die Hand: „Komm, wir zeigen dir jetzt, wie man einen Fisch fängt."

„Einen echten Fisch?", fragte Sua mich mit großen Augen, ich nickte und rannte schnell ins Schlafzimmer, wo unten in meiner Kleidertruhe mein Jagdzeug versteckt war.

Suas Augen wurden noch größer, als sie die Waffen sah. Wir schlichen uns durch den Garten, darauf bedacht, dass Mantes uns nicht sah und liefen in den Wald zum Bach. Am Bach zeigte ich Sua, wie sie mit einem Messer einen Fisch fing. Sie schaffte es sogar schon beim 3. Versuch einen Karpfen zu fangen. Dann erklärte ich ihr noch, wie man ihn ausnahm und über dem Feuer grillte, das versuchte sie gleich, aber es klappte noch nicht. In der Zeit, in der Sua den Fisch ausnahm und versuchte zu grillen, gingen Kumo und ich eine Runde spazieren. Er erzählte mir vom Krieg, was er alles erlebt hatte. Ich war blass geworden, dass bemerkte ich, als wir beim Wasserfall waren und ich mich im Wasser sah.

Tapfer sein, Fire, kein Grund zur Panik, es geht ihm ja gut!

Ich wurde sofort ruhiger und konnte die Erinnerungen an diesen Ort genießen. Hier waren Kumo und ich oft her gekommen, als wir noch kleiner waren. Wir waren immer von einem Felsvorsprung ins Wasser gesprungen und hatten uns unser eigenes Versteckspiel ausgedacht, dabei hat einer einen besonderen Stein im Wasser versteckt und der andere musste ihn finden. Doch Kumo hat immer nur so getan, als habe er ihn versteckt, hat ihn aber in der Hand behalten und ich hab ewig gesucht, bis er es mir gesagt hat. Ich bin jedes Mal darauf reingefallen und ich habe es ihm jedes Mal übel genommen. Aber beim Fangen habe immer ich gewonnen.

"Lust zu schwimmen?", fragte ich ihn und zog meine Kleid über den Kopf mit samt dem Unterkleid und sprang ins Wasser, es war ziemlich kalt. Kumo schaute etwas verwirrt und begann dann auch seine Kleidung loszuwerden, wobei mir seine Muskeln auffielen.

Waren die vorher auch schon da?

Ich glaub, ich hatte ihn etwas zu lange angestarrt, denn er fragte mich, ob alles mit mir ok sei. Ich nickte schnell und schwamm los. Immer Richtung Wasserfall und darunter durch zu einer Höhle, die wir damals zusammen entdeckt hatten. Sie war unser kleines Versteck gewesen. Es war alles noch genauso wie damals, als wäre nie jemand anderes hier gewesen. Ich war noch einmal alleine hier, doch es war nicht das Gleiche gewesen. Ich schaute mich um und es war noch da. An der linken Felswand hatte Kumo und ich unsere Anfangsbuchstaben geritzt.

K+ F_ Für immer und ewig!

Wir waren damals bei Gewitter im Wald unterwegs und waren hierhin geflüchtet. Ich hatte riesige Angst. Ich dachte, wir würden sterben, so schlimm war das Gewitter. Da hatte Kumo mit seinem Jagdmesser in den Felsen geritzt, wie um mich zu trösten. Er hatte gesagt: "Jetzt sind wir für immer hier, auch wenn wir nicht überleben sollten."

Die Nacht der feuerroten SonneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt