Marcia wurde durch ihre Persönlichkeitstheorie eine anonyme Berühmtheit auf Instagram. Menschen aus ganz Deutschland fragen sie täglich um Rat. Eines Tages bemerkt sie, dass auch Personen aus dem realen Umfeld ihr folgen und regelmäßig Nachrichten s...
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Drei Wochen später
Erleichtert stelle ich meine beiden Koffer vor meine Haustür. Ja, meine. Nur meine. Gut, hier wohnen zwar noch sieben weitere Studenten, weil ich mir nur das Wohnheim leisten konnte und wollte von meinem Ersparten. Mama hat mir zwar angeboten, ihren Anteil beizusteuern, doch das braucht sie nicht. Dank Instagram kann ich auf meinen eigenen Beinen stehen und bin stolz drauf.
Dass nun noch sieben weitere Studenten mit mir das Haus teilen, ist zwar ärgerlich, aber ein Übel, das ich ertragen kann, wenn man bedenkt, dass ich trotzdem mein eigenes Reich besitzen würde. So glücklich wie an dem heutigen Tag habe ich mich schon lange nicht mehr gefühlt. Mein Leben, auf das ich so lange hingearbeitet habe, kann endlich beginnen.
Papa ist der Erste, der mich zum Abschied ganz fest in den Arm nimmt. Während der Autofahrt hat er sich freiwillig nach hinten gesetzt, aber jetzt gibt es scheinbar keine Berührungsängste mehr. »Ruf so oft an, wie du kannst.«
Bevor ich auch nur antworten kann, fällt Mama ihm schon ins Wort. »Philipp! Deine Tochter wird jede Menge zu tun haben und nicht Zeit haben, dich jede freie Minute anzurufen.« Womit Mama Recht hat. Wenn ich es wirklich zu etwas bringen will.
»Dachte ich mir«, murmelt Papa nur. Mama verdreht kurz die Augen, aber so, dass Papa es nicht sieht.
Dann zieht sie mich auch kurz in eine Umarmung. »Du weißt, ich war anfangs skeptisch, ob Psychologie wirklich das richtige Fach für dich ist. Vergiss das wieder. Ich bin mir sicher, dass du es dort weit bringst.« Dass Mama anfangs skeptisch gewesen ist, kann ich nur verstehen. Sie hat sich mich wahrscheinlich in irgendeiner Psychiatrie vorgestellt, wie ich Menschen therapiere. Dort sehe ich mich auch nicht. Mein Plan ist auch ein ganz anderer: Ich will in Professor Strobels Fußstapfen treten und meinen Doktor machen. Die passende Theorie dazu habe ich bereits.
»Wir können noch mit reinkommen-«, setzt Papa an, doch ich unterbreche ihn.
»Nichts für ungut, aber das Auspacken würde ich gerne alleine machen. Außerdem muss ich noch was für die Uni am Montag vorbereiten.«
Mama nickt verständnisvoll, Papa ist einfach nur enttäuscht. Bei dem Gedanken, wie die beiden alleine im Auto zurückfahren müssen, beschleicht mir ein ungutes Gefühl. Hoffentlich kommt niemand zu Schaden.
Ich nehme den Schlüssel aus meiner Hosentasche, den ich vor einer Woche von dem Vormieter erhalten habe. Während das Schloss entriegelt wird, öffnet Mama auch die Tür des Haupthauses. Mama winkt noch kurz, während Papa fast so aussieht, als wolle er mich nochmal an sich ziehen. Letztendlich lässt er es allerdings.
Ich wende mich von ihnen ab. Dass sich ein winziges Schmunzeln über meine Lippen schleicht, kann ich nicht verhindern. Mit den beiden habe ich es echt nicht schlecht getroffen. Manchmal wünsche ich mir, sie würden ihre Differenzen einfach klären, denn man merkt definitiv, dass sie sich mal geliebt haben.