Draco's Diary

Kapitel 13

"Harry, können wir bitte reden? Es tut mir leid, wie oft soll ich mich denn noch entschuldigen?"

Draco lief Harry hinterher, der auf dem Weg zum nächsten Unterricht war und griff nach seinem Arm.

"Du sollst dich nicht entschuldigen, du sollst mich einfach nur in Ruhe lassen!", sagte Harry harsch und versuchte sein Handgelenk loszureißen.

Über eine Woche war seit dem Vorfall vergangen und Draco versuchte schon die ganze Zeit verzweifelt mit Harry zu reden. Dieser jedoch blockte jeden Versuch Dracos vehement ab. Draco seufzte frustriert auf.

„Ach komm schon Harry, du kannst mich nicht ewig wegstoßen!", versuchte er es weiter, doch Harry zog seinen Arm nun endgültig aus Dracos Griff und verschwand mit einem genervten Schnauben.

Er fühlte sich schrecklich. Seit dem Moment an, in dem Harry mit feuchten Augen vor ihm stand und so viel Schmerz in ihnen zu sehen war, konnte Draco an nichts Anderes mehr denken. Es fraß ihn innerlich auf. Mit hängendem Kopf machte Draco sich auf zu seinem nächsten Unterricht. Wie sollte er es nur schaffen, dass Harry ihm zuhörte? 

Einen Tag später, nach dem Abendessen, saß Harry zusammen mit seinen Freunden im Gemeinschaftsraum der Gryffindors auf den Sofas an der Feuerstelle. Hermine war, wie so oft, in ein Buch vertieft und lehnte sich an Ron an, der einen Arm um sie gelegt hatte. Ginny unterhielt sich mit Dean, Seamus und Neville über das letzte Quidditchspiel dieses Schuljahres, bevor ihr letztes Jahr in Hogwarts endete. Harry starrte ins Feuer und hing seinen Gedanken nach. Er war noch immer enttäuscht von dem, was er in Dracos Schlafsaal gesehen hatte und gleichzeitig machte es ihn wütend. Er kam sich so ausgenutzt vor. Anscheinend war er für Draco nur ein Zeitvertreib gewesen, bis dieser etwas besseres gefunden hatte. Dabei hatte es sich so echt und gut angefühlt. Zumindest für ihn. Hatte Draco ihm seine Gefühle wirklich nur vorgespielt? Er konnte es sich eigentlich nicht vorstellen. Das müsste er doch bemerkt haben, oder? Und wieso sollte Draco ihm dann schon die ganze Zeit hinterher rennen und sich entschuldigen? Das machte doch alles keinen Sinn.

Er beschloss dem Tag und hoffentlich seinen Gedanken ein Ende zu setzen, also verabschiedete er sich von seinen Freunden und machte sich auf den Weg in seinen Schlafsaal. Er ging ins angrenzende Badezimmer und machte sich bettfertig. Nachdem er das Bad verlassen hatte, ging er rüber zu seinem Schrank und zog sich eine Jogginghose und ein graues T-Shirt heraus. Als er auf sein Bett zu ging, fiel ihm ein Buch auf, welches auf seinem Kopfkissen lag. Harry hielt inne, als er den grauen Einband mit den Silbernen Verzierungen erkannte. Das Tagebuch. Wie war das auf sein Bett gekommen? Er zögerte kurz, doch dann nahm er das Buch vorsichtig in die Hand. Er strich sanft über den Einband bevor er es aufschlug. Harry blätterte weiter bis zu den Seiten, wo die Einträge geendet hatten. Doch es gab einen neuen Eintrag. Er setzte sich im Schneidersitz auf das Bett und begann zu lesen.

10. Eintrag

Ich hab Scheiße gebaut. Mal wieder. Ich habe jemanden kennen gelernt. Naja, obwohl.. wir kennen uns seit wir 11 Jahre alt sind, doch wir haben uns nie gut verstanden. Und das ist noch untertrieben. Wir haben uns gehasst. Wir waren Feinde. Doch dies hat sich geändert. Vor ein paar Wochen hat er dieses Buch gefunden und er hat es gelesen. Er kennt alle meine Geheimnisse, alle Sorgen und Ängste. Er hätte damit mein Leben zerstören können, doch das hat er nicht. Er behielt es für sich und hat mir das Buch wieder gegeben. Zuerst war ich natürlich nicht sehr begeistert davon, dass er es überhaupt gelesen hat, denn ich hatte Angst davor, was er mit diesen Informationen anfangen würde. Aber ich kann es ihm nicht verübeln. Jeder hätte das Tagebuch seines Feindes gelesen. Doch nur durch diesen „Vorfall" sind wir uns näher gekommen und wir haben festgestellt, dass wir uns garnicht so unähnlich sind, wie wir immer dachten. Wir haben viel geredet und es war schön jemandem alles erzählen zu können, da er ja eh schon alles andere wusste. Ich konnte ihm vertrauen. Und ich kann es noch immer. Die Freundschaft hat sich weiter vertieft und ich begann Gefühle für ihn zu entwickeln und ich denke er ebenso. Ich habe ihn auf eine Party der Slytherins eingeladen und es war ein wirklich schöner Abend. Wir haben getanzt, gelacht und mein persönliches Highlight war unser erster Kuss. Es war ein betrunkener und ein ein bisschen unkoordinierter Kuss, doch es war der beste Kuss, den ich je hatte. Jedoch war das genau der Moment, in dem ich alles versaut habe. Alex, mein Freund oder eher Ex- Freund ist wieder aufgetaucht. Plötzlich stand er da in diesem Raum, direkt vor mir und sah mich an. Der Junge, dem ich das erste Mal mein Herz geschenkt hatte, war aus dem Nichts nach Monaten wieder aufgetaucht. Er erzählte mir, dass er von Todessern gefangen worden war.. wegen mir. Ich habe die Todesser in die Schule gebracht und ich war der Grund, wieso Alex unvorsichtig war. Wegen mir wurde er gefangen genommen und gefoltert und ich habe nichts getan um ihn zu finden. Ich war so damit beschäftigt meine Schuldgefühle Alex gegenüber wieder gut zu machen, dass ich den Jungen, in den ich mich verliebt hatte vollkommen verdrängt habe. Ich habe ihn damit so sehr verletzt und ich weiß nicht, wie ich das jemals wieder gut machen soll aber ich hoffe trotzdem, dass er mir irgendwann verzeihen kann. Dass er mir wieder vertrauen kann und mir glaubt, dass er der einzig ist, dem ich mein Herz schenken möchte. Ich kann und will ihn nicht verlieren und auch, wenn er gerade nicht mit mir spricht, möchte ich, dass er weiß, wie viel er mir bedeutet. Wie dunkel und einsam mein Leben ohne ihn wäre. Ohne den Jungen, in dessen Augen ich mich für Stunden verlieren könnte, dessen zarte Lippen ich noch immer auf meinen spüren kann, dessen pure Anwesenheit mein Herz schneller schlagen lässt. Der Junge, den ich liebe.