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,,Du mieses kleines Miststück wusstest, dass ich den Brief in dem Buch aufbewahre und beides immer bei mir trage! Du hast einen miesen Trick angewendet, um an ihn zu kommen. Wie armselig ist das denn? Und ich dachte auch noch, dass du dich für das interessierst was ich gerne mache. Wie blöd bin ich eigentlich? Es dreht sich bei dir alles nur um dich, ich bin dir egal, Leroy ist dir egal, im Grunde sind dir alle egal, oder warum hast du deinen Vater noch immer nicht besucht, obwohl du schon mindestens einige Wochen hier bist?"

,,Ruben, ich... ich kann das erklären! Bitte hör auf mich anzuschreien... sie gucken alle schon und... und ich kann das nicht ab."

,,Mir ist aber danach! Ich könnte dich gerade so an die Wand dieses Seminarraumes klatschen, bist du dir dessen bewusst, Imogen? Du kannst hier gar keine Forderungen stellen! Ja, DU hast mir geholfen, als ich einen Schub hatte, aber warum hatte ich den Schub? Weil ich nachgegeben habe, obwohl ich wusste, was es auslösen wird!"

,,Dich hat ja wohl niemand dazu gezwungen! Stell mich nicht so schlecht dar!"

,,Ich habe eingewilligt, weil DU doch eh erst Ruhe gibst, wenn DU deinen Willen bekommen hast, das wissen wir beide und weißt du was? Das... das macht mich wirklich krank! DU machst mich einfach nur krank!"

,,Ich kann nichts dafür, dass wir mal gute Freunde waren!"

,,Ich wünsche mir allmählich, dass wir es nie gewesen wären."

,,Wie kannst du soetwas sagen?"

,,Als du weg warst, ist uns aufgefallen, wie viel besser es uns geht ohne dich! Wir brauchen dich nicht, ich brauche dich nicht! Du bist aus meinem Leben verschwunden und ich will dich nicht wieder herein lassen. Es war ein Fehler von mir zu glauben, nachdem du Leroy ins Bett geholfen hast, dass du doch anders geworden bist. Du warst früher schon egoistisch, hast das aber ab und zu bemerkt und geändert. Heute merkst du das ja gar nicht mal mehr! Nicht jeder denkt so wie du, Imogen. Das musst du langsam mal verstehen."

,,Aber du hast den Kontakt auch aus einem egoistischen Grund abgebrochen! Es ging DIR schlecht, daher durfte ICH mich nicht mehr bei dir melden, obwohl es MIR richtig beschissen ging und ich dich gebraucht hätte, was du sehr wohl gewusst hast!"

,,Ich wollte dich beschützen, damit du mit dem Tod deiner Mutter klarkommst, mehr war da nicht. Ich habe erst in dieser Zeit gemerkt, wie viel besser es mir eigentlich geht."

,,Wieso hast du dann nicht trotzdem eine kleine Feier organisiert, wenn du mich gar nicht gehasst hast zu dem Zeitpunkt? Es hätten doch nur Leroy, du und ich sein müssen. Das hat mich wirklich verletzt und ich dachte, dass ich euch beiden komplett egal bin."

,,Ich fand eben, dass eine Abschiedsfeier etwas endgültiges ist. Es kam mir so vor, dass du dann nie wieder zurück kommen würdest und das wollte ich damals nicht. Ich wusste aber, dass das nicht stimmt und das wollte ich auch gar nicht erst durch eine Feier suggerieren."

,,Dann lass uns jetzt meine Ankunft feiern, Ruben. Es kann alles wieder wie früher werden."

,,Nein! Das will ich doch gar nicht! Wir feiern heute zwar eine Party, aber wenn ich dich da sehe, fliegst du im hohen Bogen raus. Der Abend soll unvergesslich werden und ich will dich dort nicht sehen. Du bist für mich gestorben, Imogen, als du mit dem Zug vor einem halben Jahr zu deiner Tante gefahren bist."

Er reißt sich los, bevor sie auch nur ein einziges Wort in die Stille zwischen ihnen schreien kann, damit diese wie ein Spiegel in sich zusammenfällt, doch er hat schnell Meter zwischen sie gebracht, dass es schon Ozeane sein könnten, deren schäumende Gischt jedes noch so kleine Wort gnadenlos verschlucken würde, daher bleibt sie stumm und schaut ihm einfach nur nach.

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