8. Ausflug

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Nach einer längeren Zeit beschließe ich so zu tun als wäre ich eingeschlafen.
Etwas darauf, trennt sich mein Alpha von mir, um wahrscheinlich wieder zu arbeiten. Davon gehe ich anhand des ganzen Herumgetippes auf seinem Laptop aus. Wahrscheinlich arbeitet er noch mehrere Stunden, bis er wieder zurückkommt und mich wie vorhin in den Arm nimmt, als wäre er nie weg gewesen.
Nachdem ich mir sicher bin, dass er schläft, befreie ich mich vorsichtig aus deinem Griff und schleiche mich aus dem Zimmer. Ich brauche einfach kurz Abstand, dann geht es bestimmt wieder. Alec scheint berechtigter Weise ein richtig schlechtes Gewissen zu haben. Bei seinem ganzen Gerede habe ich ihm nicht oft zugehört aber er hat mir dabei versprochen, mich nie wieder dazu zu zwingen runter zu gehen. Er meinte auch wir würden eine Lösung finden, damit ich keine Angst mehr vor seinen Eltern habe. Was soll das für eine Lösung sein? Es gibt doch keine, oder?

Mein Weg führt mich wieder nach draußen in den Garten. Mir ist sowieso gerade eher warm. Tief atme ich durch. Ja, ich liebe diese klare und kühle Luft.
Wie in der Nacht zuvor klettere ich auf den Kirschbaum hoch und genieße die Aussicht. Es ist leicht bewölkt und ich beobachte, wie die Wolken am strahlenden Mond, der in ein paar Tagen komplett zu sehen sein wird, vorbeiziehen.
Erst als ich am ganzen Körper vor Kälte zittere, gehe ich wieder hinein. Eigentlich ist mir schon beim Weg hinaus klar geworden, dass ich meinem Alpha morgen früh schon vergeben haben werde oder ehrlich gesagt bin ich ihm jetzt gar nicht mehr böse. Keine Ahnung aber ich sehne mich plötzlich wieder sehr nach Alec. Vor allem nach seiner Wärme. Die ganze Zeit auf ihn Sauer zu sein bringt nichts. Genauso wenig wie wegrennen. Wo sollte ich denn auch hin? Ich kenne mich hier einfach nicht aus.
Obwohl ich schon im Haus bin, ist mir noch immer verdammt kühl.
Genauso leise, wie ich hinausgegangen bin, gehe ich nun wieder hinein in Alecs Zimmer. Er schläft tiefenentspannt. Kaum merklich zuckt mein Alpha, als ich mich in seine Arme lege und er meine kalte Haut berührt. Dank seinem tiefen Schlaf kann ich leicht meine Stirn gegen seine wärmende Brust lehnen, ohne ihn zu wecken.

Am nächsten Morgen werde ich von nervenden unregelmäßig klackenden Geräuschen aufgeweckt. Noch etwas müde öffne ich die Augen und erkenne den Verursacher dieses Lärms. Es ist Alec, der an seinem Laptop arbeitet. Dieses Geräusch ist unangenehm im Ohr und macht mich leicht aggressiv. Aber ich würde jetzt erst recht nicht sagen, was ich davon halte. Schließlich habe ich keine Ahnung, wie er darauf reagieren würde.
Ich will noch weiter dösen, schaffe es aber wegen dem Klappern der Tastatur nicht und stehe schließlich leicht gereizt auf.
Müde gehe ich ins Badezimmer und schließe die Tür. Endlich Ruhe. Ich seufze erleichtert auf. Ob Alec überhaupt bemerkt hat, dass ich wach bin?
Ach egal... Ich trinke ein paar Schlucke Wasser aus der Leitung und zögere kurz, bevor ich mich auf den flauschigen Teppich am Boden lege. Mit einer Hand fahre ich den weichen Untergrund entlang. Ein paar Minuten döse ich noch, bis plötzlich die Tür aufgeht. Sofort springe ich auf. Den Kopf halte ich jedoch gesenkt.
„Warum bist du am Boden gelegen? Ist allen in Ordnung mein Kleiner?", fragt mein Alpha ruhig. Trotzdem werde ich total nervös.
Ich muss ihm antworten. Aber ich weiß nicht was ich sagen soll.
Unbewusst beginne ich mit meiner rechten Hand nervös meinen linken Unterarm zu kratzen. Meine Atmung beschleunigt sich leicht. Ich brauche eine Erklärung aber kein Ton verlässt meinen Mund. Erschrocken will ich einen Schritt zurück machen, als mir Alec näher kommt. Dabei vergesse ich, dass hinter mir die Wanne ist und schaffe es gerade noch so mein Gleichgewicht zu halten.
Warum kann ich ihm keine Antwort geben? Ich fühle mich bedroht. Er macht mir Angst. Ich hab doch gerade nichts Falsches gemacht. Warum tut er mir das an?
Plötzlich packt er meinen rechten Arm und meint bestimmt: „Lass das, dein Arm ist ja schon ganz rot." Verwirrt schaue ich zu meinem linken Arm, der tatsächlich leicht mitgenommen aussieht. Wie ist das passiert? Dabei fällt mir auf, wie warm sich der Arm anfühlt. Komisch...
„Beruhig dich doch. Alles ist gut", redet mein Alpha auf mich ein. Wenn alles gut ist, warum bedroht er mich dann? Warum geht er nicht weg? Ich fühle mich wie ein, in die Ecke getriebenes Tier. Egal was Alec machen wird, ich würde mich nicht zur Wehr setzen können. Er ist mir einfach in allem überlegen.
Leider.
Sanft streichelt mir Alec über die Wange und das ist mir zu viel.
Panisch schlage ich seine Hand weg, zwänge mich an ihm vorbei und renne aus der Tür. Kopflos stürme ich aus Alecs Zimmer. So schnell ich kann überwinde ich die Treppen runter ins Wohnzimmer, wo ich plötzlich kurz erstarre, weil dort die Eltern meines Alphas auf der Couch frühstücken. Sie wirken überrascht mich zu sehen.
Da kann ich schon Alec die Stufen hinunter gehen hören und renne sofort einfach in die Erste Tür des unteren Ganges.
Die Garage.
Hoffentlich hat mich keiner gesehen. In diesem Raum stehen zwei Autos und auch Fahrräder sowie Kisten. Der Boden besteht aus kaltem Beton, was mir gerade egal ist. Licht kommt nur leicht unter dem Garagentor, welches anscheinend nach oben geöffnet werden kann, durch.
In dem Tor ist auch eine Tür und ein Schlüssel steckt darin! Schnell ist dieses Hindernis überwunden.
Hektisch renne ich barfuß im Pyjama in eine wahllose Richtung. Menschen begegnen ich kam und alle, die ich sehe ignoriere ich.
Bei jeder Abzweigung ist die Entscheidung wohin ich gehe nur meinem Gefühl zu verdanken.
Stehen bleibe ich erst, als ich nicht mehr kann und mir die Beine von der Anstrengung schmerzen.
Erst jetzt fällt mir auf, dass ich absolut keine Ahnung habe, wo ich bin.
Ich glaube ich bin am Rand einer Stadt. Zumindest sieht die Gegend danach aus und Alec wohnt doch auch am Stadtrand. Also muss ich einfach nur irgendwie der Stadt entlang gehen. So komme ich sicher wieder zurück. Stellt sich nur noch die Frage ob ich das will...
Ja, ich will zurück! Warum stelle ich das überhaupt in Frage? Ich habe zwar momentan sehr großen Respekt von meinem Alpha aber kann mir ein Leben ohne ihn nicht mehr vorstellen. Ich denke ich hatte genug Distanz von ihm.

MírameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt