9. Nervig

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„Au!", schrei ich auf und ziehe Alec reflexartig meinen Fuß weg.
„Entschuldige Kleiner. Aber das muss sein. Sonst können sich die Wunden entzünden", erklärt mir mein Alpha.
„Ich weiß, aber es tut trotzdem verdammt weh", motze ich und gebe ihm etwas widerwillig meinen Fuß zurück.
Das ganze Spiel muss ich mir danach auch noch bei meiner anderen Fußsohle gefallen lassen.
Ich beiße stark die Zähne zusammen, doch immer wieder verleihe ich durch einfache Laute meinen Schmerzen Ausdruck. Warum muss man an diesem Körperteil auch so empfindlich sein? Ich kann mich gar nicht auf das angenehm warme Wasser konzentrieren, welches normalerweise eine beruhigende Wirkung auf mich hat.
Gerade bin ich weit davon entfernt entspannt zu sein.
Immer wieder zucke ich mit dem Bein weg von Alec, der behauptet vorsichtig zu sein. Danach fühlt es sich jedoch nicht an.

Nach einer quälend langen Zeit meint der Ältere endlich: „Okay, fertig. Zieh dir bitte Schuhe an, wenn du das nächste Mal planst abzuhauen."
Ich atme beruhigt auf und verdrehe zugleich genervt die Augen. Als ob ich es toll fand Barfuß durch die Gegend zu rennen! Im Gegensatz zu mir scheint mein Alpha gerade gute Laune zu haben und drückt mir einen Kuss auf die Stirn, was meine Stimmung etwas hebt.
Anschließend lässt er das Wasser aus der Wanne und duscht mich noch einmal kurz ab. Behutsam holt mich mein Alpha aus der Wanne und legt mich am Weichen Teppich daneben ab, um mich mithilfe eines Handtuchs abzutrocknen. Das könnte ich theoretisch auch ohne seine Hilfe, genieße jedoch zu sehr seine volle Aufmerksamkeit, um ihn dies zu sagen.
Danach holt mir Alec etwas zu Anziehen. Die Socken lässt er jedoch weg. Stattdessen schmiert er mir eine Salbe auf die Fußsohlen, welche Glücklicherweise nicht brennt.
Fertig damit, hebt mich mein Alpha im Brautstil hoch und setzt mich am Bett ab. Jetzt sehe ich einen Vorteil darin, dass dieses Möbelstück so hoch ist, weil ich meine Beine baumeln lassen kann.
Alec lässt sich rechts neben mir nieder und fragt: „Soll ich dich oben lassen und erst runter tragen, wenn ich fertig mit dem Kochen bin oder willst du gleich mit hinunter?"
„Sind deine Eltern unten?", verlange ich zu wissen. Es sollte ihm doch klar sein.
„Wenn das keine Rolle spielen würde?", kommt eine Gegenfragen, womit ich nicht gerechnet habe. Kurz denke ich nach und antworte: „Dann würde ich hinunter wollen, um näher bei dir sein zu können. Aber du weißt, dass ich fern von deine Eltern bleiben will."
„Meine Eltern sind wahrscheinlich noch im Wohnzimmer und werden dieses sicher nicht verlassen. Könntest du dir vorstellen im Esszimmer zu sitzen während ich koche?", fragt er mich, als würde er mit einem Kleinkind reden - oder zumindest kommt es mir so vor. Ich denke kurz nach bevor ich nicke.
„Super", sagt er erfreut und hebt mich wieder hoch. Mit den Armen halte ich mich an seinem Hals fest und drücke mich etwas näher an ihn.
Das warten bis mir Alec endlich etwas zu essen bringt nervt mich, aber ich versuche mir meine Ungeduld nicht anmerken zu lassen. Trotzdem stürze ich mich geradezu auf das Gericht, als es mir mein Alpha vor die Nase stellt. Das Glas Wasser, welches es mir schon während des Kochens gegeben hat, ist längst leer.
In Rekordzeit habe ich aufgegessen und lehne mich zufrieden zurück.
„Dafür, dass du meintest keinen großen Hunger zu haben, hast du ja ganz schön zugeschlagen", kommentiert Alec und trägt das schmutzige Geschirr in die Küche.
Beschämt, kann ich fühlen, wie meine Wangen leicht erröten. Meinen Blick richte ich - wie so oft - auf meinen Schoß. Ich will meinem Alpha nicht in die Augen sehen. Es kommt mir gerade irgendwie Falsch vor. Woran das liegt, weiß ich jedoch nicht.

Wieder ober, liege ich am Bett herum und drehe mich von der einen Seite auf die Andere.
Wo ich so darüber nachdenke fällt mir auf, dass mein Alleingang heute auch etwas Positive an sich hat, denn so habe ich zumindest endlich mal genug Bewegung bekommen. Seitdem ich in der Kraftkammer zusammengeklappt bin, lässt mich Alec nichts anstrengendes mehr machen. Dieses ganze Herumgesitze wird mich früher oder später noch verrückt machen. Aber gerade geht es und nun ist mir langweilig und Alec arbeitet nur wieder.
Wegen meinen Füßen kann ich nicht mal zum Bücherregal gehen, wenn dann könnte ich nur hinkrabbeln. Aber ein Buch würde ich immer noch nicht erreichen können.
„Alec, kannst du mir ein Buch zum Lesen geben? Es ist langweilig hier herumzuliegen", meine ich schließlich.
Der Angesprochene steht auf und fragt: „Was für ein Buch willst du denn?"
„Etwas Spannendes und wo viel passiert", antworte ich ohne lange darüber nachzudenken.
Mein Alpha holt drei Bücher aus dem Regal heraus, drückt sie mir in die Hand und meint: „Such dir etwas davon aus." Ich bedanke mich kurz und schon sitze er wieder bei seinem Schreibtisch. Ich hasse dieses Geplapper von der Tastatur. Es macht mich einfach aggressiv und unruhig.
Schnell habe ich mich für ein Buch entschieden und beginne es zu lesen.

MírameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt