10. Besuch

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Was?
Und so verschlechtert sich meine Laune.
Warum müssen die herkommen? Ich kann jetzt schon die enttäuschten Blicke von Alecs Eltern auf mir spüren, wenn Brians perfekte Omega zu uns kommt.
So müde, wie eben bin ich nicht mehr. Dennoch frage ich mit einem erschöpften Ton: „Kann ich dann einfach hier im Zimmer bleiben?"
„Ach Kleinen, ich bin dich die ganze Zeit bei dir und meine Verwandte wollen dich nur sehen. Siehe es doch als Chance einen anderen Omega kennenzulernen. Ihr kommt zwar aus unterschiedlichen Heimen aber Nora ist nur zwei Jahre älter als du. Vielleicht könnt ihr euch auch anfreunden", spricht Alec, worauf ich einfach schweige. Mit dieser Omega will ich ehrlich gesagt nichts zu tun haben. Obwohl ich sie nicht kenne ist sie mir bereits durch die Erzählungen von den Eltern meines Alphas unsympathisch.
Nach einer längeren Dauer der Stille meine ich plötzlich aus heiterem Himmel: „Kann ich morgen nicht lieber zu Finn?" Wie dumm diese Frage ist fällt mir erst auf, als ich sie gefragt habe. Wahrscheinlich hat Alec schon längst vergessen wer das ist.
„Ich verspreche dir, dass wir Finn in den nächsten Wochen einmal besuchen werden", fängt mein Alpha an zu reden, was mich erstaunt aufhorchen lässt, jedoch erklärt er weiter: „Aber erst, wenn du in deiner ersten Hitze warst. Ich weiß nicht, wann du sie bekommst und es könnte zu einigen Problemen führen, wenn sie Eintritt, während du bei Finn bist. Verstehst du?"
Einerseits bin ich enttäuscht aber andererseits überglücklich. Doch das letztere Gefühl überwiegt. Als ich mich von Finn verabschiedet habe, hätte ich nie gedacht, dass wir so viel Glück haben könnten und uns tatsächlich wieder sehen könnten. Obwohl wir eigentlich immer eher beide Pech hatten, wenn man bedenkt, wie oft wir beide wegen Verletzungen im Krankenhaus gelandet sind.
Im Endeffekt nicke ich kurz als Reaktion auf meinen Alpha und versuche zu verdrängen, was mit Alec zuvor gesagt hat.

Am nächsten Morgen, bin ich vor meinem Alpha wach. Sofort muss ich lächelnd. Ich liebe es auf diese Weise aufzuwachen. So, wie gestern Abend liege ich auf Alec drauf. Zufrieden lausche ich seiner entspannten Atmung.
Durch die Vorhänge kann ich die Sonnenstrahlen durchsehen.
Bestimmt wacht mein Alpha auch gleich auf, um mit mir wieder zu kuscheln. Jedoch will ich ihn nicht wecken, weshalb ich beginne ein Buch zu lesen, welches ich bereits begonnen habe und auf dem Nachtkästchen liegt.
Auf diese Art, mir die Zeit zu vertreiben, stellt sich als gute Idee heraus, weil mein Alpha noch länger schläft, bevor er sich beginnt zu rühren.
Sofort lege ich das Buch zur Seite und schaue erwartungsvoll zu Alec. Langsam schlägt er die Augen auf und flüstert: „Morgen Kleiner."
Mein Alpha richtet sich müde auf und streckt seine Arme. Danach wuschelt er mit durch die Haare, und steht auf.
Schnell hat er sich umgezogen, was ich natürlich beobachtet habe. Meinen Blick quittiert Alec mit einem Lächeln und wirft mir plötzlich Kleidung zu. Haben wir es heute eilig? Wie spät ist es denn? Die Digitaluhr zeigt 9:46 Uhr. Möglicherweise soll ich etwas Bestimmtes tragen. Daher ziehe ich mir die Kleidung mal an. Ein gestreiftes Oberteil, warte mal... gibt er keine Boxershorts? Stattdessen finde ich nur eine Panties. Sie fühlt sich komisch an. Dennoch ziehe ich sie mir wortlos über die Beine und am Schluss noch schwarze Socken und die Jeans. Irgendwie ist alles etwas eng... habe ich zugenommen oder gehört das so?
„Kann ich etwas anderes anziehen?", will ich vorsichtig wissen, worauf mich mein Alpha verwirrt mustert und meint: „Warum? Es passt doch alles."
Also gehört das wohl so straff anliegend. Weil ich Alec nicht widersprechen will kommt nur ein kleinlautes „Okay" über meine Lippen.
Morgen werde ich mir einfach wieder selber etwas aussuchen, bevor mein Alpha die Chance dazu hat.

Später beim Frühstück überlege ich einfach mein volles Wasserglas - scheinbar unabsichtlich - über meine Hose zu verschütten, damit ich mich umziehen kann. Lasse es jedoch. Schließlich will ich Alec gefallen und er hat mir diese Kleidung ausgesucht.

Den Vormittag bin ich mit einem Buch beschäftigt, bis es leider an der Tür klingelt.
Naja, ich sollte vielleicht versuchen optimistisch zu denken. Vielleicht ignorieren mich ja eh alle und ich kann dann einfach wieder in dieses Zimmer verschwinden.
„Komm Jake!", fordert mich Alec auf, der schon bei der Tür steht. Seufzend gehorche ich und gehe die Stiegen hinunter. Dabei bleibe ich dicht hinter meinem Alpha.
Alecs Eltern stehen schon unten vor der Tür und begrüßen herzhaft die Besucher.
„Hallo Alec!", wird auch schon mein persönliches Schutzschild von einen leicht schrillen Stimme begrüßt. Ist die vielleicht auf Drogen?
Mein Alpha und ich sind gerade unten angekommen, da wird er schon von der komischen Frau in den Arm genommen. Erschrocken weiche ich einen Schritt zurück und mustere die etwas mollige Frau. Sie hat dunkles, volles Haar, welches bis zu ihren Schultern reicht. Ihre Lippen sind knallrot und ihr Gesicht sieht generell so aus, als hätte sie ein Kilo Make-up im Gesicht.
Soll ich wieder hochgehen..? Die sind scheinbar genug mit sich beschäftigt.
„Hallo Tante Margaret, es freut mich auch euch wieder zu sehen", höre ich Alec reden. Wow, ich lerne den Namen seiner Tante früher kennen als jenen seiner Eltern. Sind die möglicherweise Agenten, die ihre Identität nicht preisgeben dürfen?
Als sich Tante und Neffe voneinander lösen, fällt der Blick der älteren Frau auf mich. Etwas perplex zucke ich zusammen, als sie - überflüssigerweise, da es eh klar ist - überdreht fragt: „Ist das dein Omega?"
„Ja das ist Jake", antwortet mein Alpha.
„Aw... wie niedlich!", kreischt Margaret schon fast - oder kommt es mir nur so vor?
Ich bin dezent überfordert und bleibe erstarrt stehen. Warm lächelt mir Alec zu und zieht mich plötzlich am Arm etwas nach vorne. Sofort habe ich die Hand seiner Tante auf meinem Kopf. Sie wuschelt durch meine Haare und ruft entzückt: „Du hast da wirklich einen tollen Jungen bekommen. Er ist einfach zu süß!"
Ein leichter Rotschimmer bildet sich auf meinen Wangen. Diese Situation ist alles andere als angenehm für mich. Dass ich die Luft angehalten habe, merke ich erst, als Margaret ihre Hand von meinem Kopf nimmt und ich erleichtert durchatmen kann. Leicht kralle ich mich an Alecs Oberteil fest und beschließe mein Gesicht an seine Brust zu legen. An seinen Hals komme ich ja leider nicht ran. Dort könnte ich noch viel besser seinen beruhigenden Duft einatmen.
Besänftigend streicht mir meine Alpha mit seiner Hand über den Rücken und meint: „Er ist noch etwas schüchtern, aber wir arbeiten dran."
Darauf kommt noch ein nerviges „Aw..." von der Tante und schon kann ich die präsente einer weiteren Person vor Alec wahrnehmen. Aber es ist, wie Margaret ein Beta.
„Hey, Onkel John", spricht mein Alpha und reicht dem Angesprochenen Anscheine seine Hand.
„Hallo Alec, och... Margaret. Hast du den Kleinen etwas verschreckt?", spricht anscheinend John.
„Es tut mir leid, das war keine Absicht. Der Junge ist einfach zu hinreißend", meint die Tante etwas ruhiger als vorhin.
Da mischt sich wieder mein Alpha ein: „Halb so wild, Jake muss sich einfach noch daran gewöhnen nicht nur Omega um sich herumzuhaben."
Daraufhin beugt sich Alec leicht zu mir hinunter und fragt mich leise: „Kannst du dich bitte kurz umdrehen. Mein Onkel will bestimmt auch dein Gesicht sehen."
Zögerlich drehe ich meinen Kopf vorsichtig zur Seite, bevor ich mich umdrehe. Dabei bleibe ich mit meinem Rücken jedoch an der Brust meines Alphas. Es kostet mich einiges an Überwindung meinen Blick anschließend auch zu heben. Aber es sind ja nur Beta.
John sieht ruhig und freundlich aus. Generell macht er jedoch einen recht düsteren Eindruck, da seine Augen, wie auch seine Kleidung eher dunkel sind. So stechen seine halblangen braunen Haare leicht hervor.
Aus dem Augenwinkel kann ich Brian und Nora erkennen. Alecs Eltern loben das hellblonde Mädchen mit den hüftlangen Haaren die ganze Zeit. Brian wirkt davon eher genervt, aber vielleicht täusche ich mich auch dabei.
Wir alle gehen ins Wohnzimmer, wobei sich auf dem Weg Brian und Alec begrüßen und mein Alpha der Omega ebenfalls eine Begrüßung schenkt. Ich ignoriere einfach das Mädchen. Sie macht auch keine Anstalten mit mir reden zu wollen. Also schätze ich die Sache ist damit erledigt.

MírameWo Geschichten leben. Entdecke jetzt