Ich konnte nicht noch länger hier warten und wertvolle Zeit verschwenden, ich musste weiterlaufen. Mittlerweile hatte ich mich wieder ein wenig beruhigt und ich konnte mich wieder orientieren. Entschlossen lief ich weiter. Immer darauf bedacht, mich nicht zu sehr auszupowern, damit mir das nicht noch einmal passierte und ich später wirklich noch umkippte. Meiner Familie musste mein Verschwinden auf jeden Fall schon aufgefallen sein, also wird es nicht lange dauern, bis sie die Suchmannschaft losschickten.
Plötzlich brachte der Wind das Bellen aus der Ferne zu mir und ich wusste, dass sie mir auf der Spur waren. "Scheiße!", stieß ich aus und lief schneller. Ich war fast da, ich würde jetzt nicht scheitern!
Die Bäume wurden mit der Zeit immer lichter und ich konnte schon vereinzelte Häuser erkennen. Und das Bahnhofsgebäude. Ein Lächeln stahl sich auf meine Lippen, doch das erstarb sofort wieder, als das Bellen immer näher kam und ich schon das Hecheln der Wölfe und Jagdhunde hören konnte.
Verflucht, wie konnten die nur so schnell sein?! Dumme Frage, es waren schließlich Zauberwesen.
In diesem Moment war mir alles egal, ich zog das Tempo so weit es ging an und wollte nur noch am Bahnhof ankommen und mich in einen Zug stürzen. Dort drin konnte ich immer noch krepieren. Sie kamen näher und näher. Mein Herz schlug mir bis zum Hals und mein Atem ging in unregelmäßigen kurzen Stößen, weshalb ich heftige Seitenstiche hatte. Nur noch das Adrenalin, das von meiner Panik durch meinen Körper getrieben wurde, hielt mich noch davon ab, stehen zu bleiben.
Ich hörte schon ihr Knurren und sah gleichzeitig das Ende des Waldes und den immer näher rückenden Bahnhof. Vor Verzweiflung und Angst traten mir Tränen in die Augen und verschleierten mir die Sicht. Ich schrie auf, als einer der Wölfe nach meinem Bein schnappte, stolperte prompt und fiel.
Ich überschlug mich landete auf unzähligen Ästen und spitzen Steinen. Alles bohrte sich in meine Arme, meinen Rücken und meine Beine. Mein Kopf schlug auf irgendetwas Hartes, was ich nicht identifizieren konnte. Als ich liegen blieb und nach Atem rang, stürzten die Wölfe und Jagdhunde sich auf mich. Sie umzingelten mich, heulten, bellten, schnappten nach mir und zerrissen mein Kleid, das von meinem Blut und dem Schlamm eh schon dreckig war. Ich stöhnte und schluchzte gleichzeitig auf. Es war vorbei. Kurz vor dem Ziel hatten sie mich entdeckt! Ich war geliefert. Tränen liefen mir über die Wangen und ich wagte es nicht aufzustehen.
Irgendwann wurden die Tiere von mir weggeschickt und jemand packte mich grob am Arm. Mein Vater. Und er war stinksauer. Er sagte nichts. Er zerrte mich nur mit sich.
Immer noch weinend wehrte ich mich gegen seinen eisernen Griff, doch er hielt mich fest und ich war zu schwach. Ich schrie, kratze ihn, schlug ihn. Ohne Erfolg.
"Bitte, Dad, bitte, lass mich gehen! Ich will das nicht!! Bitte!!", flehte ich ihn unter Tränen an, doch er sah mich noch nicht einmal an. "Du wirst diese Taufe erhalten, selbst wenn ich dich eigenhändig festhalten muss!", knurrte er.
Vor Verzweiflung riss ich immer mehr an seiner Hand, doch sein eiserner Griff ließ sich einfach nicht lösen. Er zerrte mich unbeirrt weiter. Quer durch den Wald zu dem Platz, an den ich nie hinwollte. Der Platz, vor dem ich so viel Angst hatte.
Ich schrie ihn immer wieder an, versucht alles Mögliche, doch er ließ mich nicht los. Er war viel zu stark für mich und ich war zu schwach.
Plötzlich blieb er abrupt stehen und schlug mir mit der Faust ins Gesicht. Benommen taumelte ich zurück, während er mich über seine Schulter legte und weiter trug.
Mein Kopf dröhnte und ich spürte das Blut aus meiner Nase tropfen. Auch meine Unterlippe war aufgeplatzt und geschwollen. Er hatte mich geschlagen! Mein eigener Vater hatte mich geschlagen!
Heiße Tränen sammelten sich in meinen Augen und ergossen sich über meine Wangen. Wie konnte er mir sowas antun? Das konnte doch kein Vater tun!
Ich verlore jegliches Zeitgefühl, während mein Dad mich durch den Wald trug. Nur schemenhaft nahm ich die Bäume um uns herum wahr. Riechen und schmecken konnte ich nur noch mein eigenes Blut.Irgendwann setzte er mich ab und, als ich mich umdrehte, erstarrte ich mitten in der Bewegung. Das Dröhnen in meinem Schädel geriet in den Hintergrund, Adrenalin strömte wieder durch meine Adern. Die Panik ergriff wieder Besitz von mir. Alle waren da. An diesem Platz. Alle Mitglieder der engsten Gemeinde, meine Familie und meine Freunde. Zuerst sah ich Maise, Aurora und Flynn, die mich schockiert und mitleidig ansahen. Aurora hielt sich vor Schreck die Hand vor den Mund und Maise standen Tränen in den Augen. Flynn stand einfach nur bleich da und starrte mich mit großen Augen an.
Ein Raunen und Flüstern ging durch die Menge, während ich mich nach meinem Bruder umsah, doch er war nirgends zu sehen...
Der Hohepriester kam langsam auf mich zu. "Dann können wir die Zeremonie ja beginnen!", ihn schien es wohl nicht sonderlich zu interessieren in was für einem Zustand ich war. Vermutlich hatte mein Vater ihm einiges dafür bezahlt, dass er mich um jeden Preis taufte.
"Nein!", schrie ich, "Ich will das nicht!! Stopp!" Meine Stimme wurde zu einem lauten Kreischen, doch der Griff meines Vaters wurde immer fester um meinen Arm bis er zwei sehr muskulösen Hexern ein Zeichen gab und die dann auf mich zu kamen. Panisch schlug und trat ich um mich, aber ich konnte nichts gegen die beiden Männer ausrichten. Ich war zu schwach. Ich schrie und zerrte an ihrem festen Griff, doch bekam meine Arme einfach nicht frei.
Sie schleiften mich nach vorne zum Altar des Hohepriesters und zwangen mich schmerzhaft in die Knie. Beide hielten mich jeweils an einem Arm fest und stellten sich mit einem Fuß auf einen meiner Unterschenkel, sodass meine Füße einschliefen und ich vollkommen in der Falle saß.
Der Hohepriester sagte seine Phrasen auf, doch ich verstand kein Wort. Meine Ohren waren wie taub. Mein Herz raste immer noch, doch die Kraft verließ mich allmählich. Meine Widerstandsversuche wurden immer schwächer bis ich irgendwann keine Kraft mehr hatte und mich geschlagen geben musste.
Tränen liefen mir unaufhörlich über die Wangen und ich fragte mich nur, warum Aiden nicht hier war. Was war ihm passiert?
Der Hohepriester zeichnete ein umgekehrtes Kreuz mit Lammblut auf meine Stirn, murmelte noch ein paar Worte, dann hob er sein Messer, während der eine der Muskelprotze meinen rechten Arm austreckte und dem Priester meinen Unterarm hinhielt. Ich keuchte auf, als ich die kalte Klinge an meiner Haut spürte und sah mit müden Augen zu, wie der Hohepriester mein Blut in den silbernen Kelche tropfen ließ, der mit einer milchig weißen Flüssigkeit gefüllt war.
Dann ließ er mein Blut noch auf das schwarze Buch tropfen, sodass sich mein Name wie von selbst mit meinem Blut in dieses Buch schrieb.
Zum Schluss hielt er mir den Kelch vors Gesicht. Die hellrote Flüssigkeit musste nun nur noch getrunken werden, dann würde ich für immer und ewig Lucifers Sklavin sein.
Mit meiner letzten Kraft presste ich die Lippen aufeinander, doch der andere Muskelprotz legte seine Finger links und rechts an meinen Kiefer und drückte so fest zu, dass ich nicht anders konnte als den Mund aufzumachen. Und schon floss die kalte Flüssigkeit in meinen Mund. Widerwillig musste ich es schlucken bis nichts mehr übrig war.
Dann ließen die Männer mich los, ich fiel auf die Seite und blieb bewusstlos liegen.
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Lucifer-verdammt
Viễn tưởngMein Name ist Skylar. Alle in meiner Familie gehören zum größten und mächtigsten Hexenzirkel Europas. Wenn wir 18 Jahre alt werden, müssen wir uns entscheiden, ob wir unsere Kräfte annehmen und Diener Satans werden oder ob wir aus der Gemeinschaft a...