➴♚➶
5 Tage vor dem Geburtstag des Primus
Constantin und ich hatten schweigend draußen im Garten gesessen, bis die Diener kamen und die Lampen entzündeten. Dementsprechend spät kehrte ich in mein Zimmer zurück.
Am nächsten Morgen änderte sich das Wetter zum ersten Mal. Ein kräftiger Wind jagte Wolken unter den stetig wandernden Inseln hindurch und tiefes Grollen kündigte ein Unwetter an, das die Gäste nervöse Blicke aus den Fenstern werfen ließ.
Mada und die Dienstmädchen hatten alle Hände voll zu tun, ihnen das Essen auf die Zimmer zu bringen, da sich viele in ihren eigenen vier Wänden wohler fühlten. Eine Angst, die sie von ihren Inseln mitgebracht hatten.
„Wenigstens muss ich mir keine Sorgen mehr um meine Anstellung machen", vertraute mir die Haushälterin in einer ruhigen Minute vor dem Teezimmer an. Erschöpft war sie auf einen Stuhl gesunken und erneuerte ihre Frisur, aus der sich mehr und mehr blonde Strähnen gelöst hatten.
Lana war bei uns, zwei leere Tabletts in ihre Hüfte gestemmt, und fing meine fragend hochgezogene Augenbraue zuerst auf.
„Oh, du hättest heute Morgen dabei sein sollen!", ihre braunen Augen leuchteten bei der Erinnerung und Mada versteckte mit einem Stöhnen ihren Kopf unter ihren Armen.„Lady Akane und Lady Lirien hatten es auf sie abgesehen! Kamen gemeinsam in Madas Büro und haben total wilde Anforderungen gestellt- irgendwas mit Blumen und Koffer und-..."
„Ich hab ihnen den Mund verboten", jammerte Mada unter ihren Armen hervor, entsetzt über ihr eigenes Maß an Respektlosigkeit, „Aber ich war so müde! Die letzten Tage waren fürchterlich und nach dem Teedebakel..."
Beruhigend tätschelte Lana ihr die hellen Haare, ehe sie sich wieder an mich wandte.
„Du hättest die Gesichter von den beiden alten Schachteln sehen sollen."„Lana!", wimmerte Mada vorwurfsvoll, doch ihr Zimmermädchen wischte den Kommentar aus der Luft.
Draußen erhob sich eine Windböe und trug Blütenblätter und Pollen an dem Fenster vorbei.
„Du kannst dir vorstellen, wie die zwei die Fassung verloren haben", raunte Lana, „Das Brüllen hat man überall auf dem Flur gehört."
Mada hob den Kopf.
„Sonst wäre er nicht hereingekommen. Ich kann nicht fassen, dass er all das gesagt hat."Wer? Fragend sah ich von der einen jungen Frau zu der anderen. Sie sahen so vertraut aus wie Familie. Und wie sie mich in ihre Gesellschaft einschlossen, brach mein Herz. Nur noch fünf Tage.
„König Hahlis", erklärte Lana, als hätte ich das erraten müssen, „Er kam in das Zimmer gestampft und hat eine ganze Rede gehalten. Davon, dass Frauen, die so mit ihren Bediensteten umgingen, in Clevem ihr Recht auf Angestellte verlieren würden. Er hat sie ernsthaft gefragt, wann sie das letzte Mal ihr eigenes Frühstück zubereitet hätten."
„Er hat mir eine Stelle in Clevem angeboten, falls es mir in Piliee nicht gefiele", murmelte Mada kleinlaut und starrte auf ihre Hände, „Ich dachte, er greift die Damen gleich an. Er ist genau, wie ihn das Buch beschrieben hat."
„Du hättest die Gesichter der Alten sehen sollen. Weiß, wie die Büsten des Primus!", Lana tanzte einen kleinen Freudentanz, „Mada, du musst einfach das Angebot annehmen."
Die Haushälterin rollte mit den Augen, doch ein winziges Lächeln funkelte darin.
„Warum warst du eigentlich bei ihm?"Es entstand ein Hin und Her, dem ich kaum noch folgte. Mein Mund war über den Verlauf der Erzählung aufgefallen.
Er hatte es schon wieder getan. Er hatte es schon wieder getan.

DU LIEST GERADE
Der Palast der Lügen - Band 2
FantasyKeine Geheimnisse mehr. Dinah ist sich sicher, dass sie ihre Lektion gelernt hat. Aber wie sagt man einem Inspektor als gesuchte Person, dass deine Doppelgängerin in das königliche Archiv eingebrochen ist? Vor allem wenn sie selbst nur davon weiß...