Ich habe einen Plan.

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3 Tage vor dem Geburtstag des Primus

          Ich ging nicht direkt zu Hedox. Eine weitere durchwachte Nacht hatte die unglaubliche Fähigkeit, selbst den letzten Hinweis auf unseren Mörder in ein gedämpftes Licht zu rücken. Oder es war die Erkenntnis, dass ich mich nicht beeilen brauchte, weil der Kerl nirgendwo hingehen würde bis zum Geburtstag des Primus. Jochanan wurde besser bewacht als die heiligen, goldenen Relikte Des und falls sich der Täter wieder gegen mich richten sollte... ich war zu müde, um einen Kampf abzugeben. Ich hatte eh nur noch drei Tage.

Schlurfender Schritte quälte ich mich die Stufen hoch zu meinem Schlafzimmer, fiel ins Bett und fragte mich zuletzt, ob ich die Tür hinter mir abgeschlossen hatte. Aber da war ich bereits eingeschlafen.

Ich erwachte zu der Erkenntnis, dass ich nicht ermordet worden war. Und dass es später Nachmittag war. Imperia hatte zu seinem schönen selbst zurückgefunden, voll goldener Sonnenstrahlen und Singvögel, die ihren Lärm unbedingt vor meinem Fenster machen mussten.

An die Decke starrend ging ich die Faktenkette durch. Jochanan war Ke-ene. Ein mehr oder weniger offenes Geheimnis in seiner Familie. Und jemand aus besagter Familie, der den Stammbaum kannte und Zugang zu dem Palast Königs Vanna hatte, hatte versucht ihn zu ermorden und/oder aus dem Familienstammbaum zu streichen. Leider fehlten mir die Beweise.

Dieser letzte Gedanke hievte mich aus dem Bett. Meine Muskeln protestierten. Ich fühlte mich schlecht, weil ich Zeit verschwendet hatte. Aber meine Schritte wurden auch nicht schneller, als ich zu Hedox Büro ging. Es war, als liefe ich durch Quark. Und dieser Quark verdichtete sich, als ich das Büro verschlossen und leer vorfand.

Mühsam zwang ich mich, aus meinem inneren Loch hervor zu krabbeln, und meinen Verstand zu nutzen. Hedox war noch nie fortgewesen, wenn ich geklopft hatte. Hauptsächlich, weil er keine Freunde außer mir zu haben schien, sein Essen lieber alleine im Büro aß und es folglich nur zum Schlafen oder für kriminelle Fälle verließ.

Es war Nachmittag. Kaum die Zeit fürs Schlafen, aber der ideale Moment für kriminelle Aktivitäten. Zu meiner Verteidigung erwog ich nur kurz in mein Bett zurückzukehren und entschied mich dann brav, die Person aufzusuchen, von der ich wusste, dass sie etwas Dummes geplant hatte.

Lady Kinirs Zimmertür war ebenfalls verschlossen, aber nicht dick genug, um Hedox laute Stimme zu verbergen. Lana und Mada warteten beide auf dem Gang davor, ihre Hände wringend und Jona stand mit verschränkten Armen dahinter und hielt ihnen eine Rede über das Lauschen an Türen. Nur deutlich leiser.

Bei meinem Anblick zuckten sie alle drei schuldbewusst zusammen, entspannten sich jedoch sofort wieder, als sie mich erkannten.
‚Wie lange sind die schon da drinnen?', fragte ich statt einer Begrüßung, eine Hand möglichst subtil über meine Augen reibend.

„Der Inspektor hat sie kurz vor dem Mittagessen alle dort rein kommandiert", flüsterte Mada atemlos, einzelne Strähnen hinter ihre Ohren schiebend, „Ich habe ihn noch nie so wütend erlebt."

Sie? Wie in... mehr als nur Kinir?

Lana nickte, als könne sie die Frage von meiner Stirn lesen (obwohl der Schleier das unmöglich machen sollte).
„Lady Minetel, diese persönliche Wache, die sie überall mit hinnimmt und Constantin."

Wäre ich wacher gewesen, hätte mich Constantins Erwähnung erschreckt. Oder dass Lana ihn beim Vornamen nannte.
‚Weiß jemand, was sie angestellt haben?'

Jona warf den beiden Mädchen strenge Blicke zu, doch es war offensichtlich, dass sie darauf brannten ihre überhörten Informationen zu teilen.
Lana knickte zuerst ein, die Worte aus ihr herauspurzeln lassend.
„Lady Minetel ist mit ihrer Wache in die Archive eingebrochen, um ihre Heirat zu annullieren."

Der Palast der Lügen - Band 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt