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Lauter Applaus schallte durch das voll besetzte Theater. Mit einem glücklichen Lächeln standen die Freunde auf der Bühne und sahen ihrem Dirigenten dabei zu, wie er sich immer wieder vor der begeisterten Menge verbeugte

Endlich schloss sich der dunkle Vorhang und die Musiker konnten von der Bühne verschwinden. Im hinteren Bereich des Theaters entbrach lautes Lachen und angeregte Gespräche. Sie hatten das letzte Konzert der Saison geschafft. Mit Bravour hatten sie es absolviert.

Langsamen Schrittes trat der alte Mann, der Dirigent, in den vollen Raum. Er klatschte ein paar Mal stolz wie ein Vater in die großen Hände, die sonst so leicht durch die Luft flogen, um den Musikern die Richtung zu weisen.

"Ihr wart großartig. Ein sehr gelungenes letztes Konzert. Ihr könnt stolz auf euch sein", sprach er und schaute dabei jedem einzelnen mit einem gewinnenden Lächeln in die Augen.

"Und jetzt packt ein und beendet diese gelungene Nacht anständig."

Er scheuchte jeden zurück an seinen Platz und verschwand dann selbst aus dem Raum.

Schnell hatten die Freunde ihre Instrumente und Noten in den schwarzen Koffern verstaut. Beflügelt marschierten sie hinaus in die kühle, klare Nacht. Die Sterne glitzerten über ihnen und schienen mit ihnen um die Wette zu strahlen.

Die jungen Frauen wickelten ihre eleganten Mäntel enger um sich. Mit großen Schritten liefen sie durch die engen Straßen, die vom Theater wegführten. Die hohen Schuhe der Frauen klackten laut auf dem glänzenden Kopfsteinpflaster.

Die Straßenlaternen auf dem Rathausplatz erleuchteten ihre glücklichen Gesichter, als die Turmglocken erklangen. Die Schläge hallten weit durch die sonst so stille Nacht. Das Lachen der Freunde brach ab.

Sie lauschten dem vertrauten Klang, ließen den Erfolg des heutigen Tages auf sich wirken.

Ihr Beruf war auch nicht weniger anstrengend als andere. Doch sie hatten jeden Tag auf's Neue so viel Freude dabei, als gäbe es nichts schöneres als tagtäglich bis in die Nacht auf der Bühne zu sitzen und die Melodien der komplizierten Stücke erklingen zu lassen.

Und wenn sie noch so wenig Geld verdienten. Wenn sie sich noch so schlecht über Wasser halten konnten - niemals würden sie sich ihre Liebe zur Musik nehmen lassen.

Jede Nacht erinnerte sie der Glockenschlag daran, wie gut die Freunde es doch hatten, dass sie das machen durften, für das sie lebten. Das sie liebten.

Der zwölfte Schlag verklang.

Auf der Bank vor dem Rathaus saßen ein Junge und ein Mädchen und blickten in die Sterne. Nie hatten die Freunde ein sorgloseres Lächeln gesehen.

° ° °

-Joiy

00:00 (Zero o'clock) | ShortstoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt