Der restliche Flug verlief schweigend. Alle schweiften in Gedanken und alle Gedanken drehten sich um eine Person. Jenny. Sie alle wussten, dass es so gut wie unmöglich war, dass sie diesen hohen Blutverlust durch die Kugeln überlebt hätte. Aber dennoch saßen sie jetzt hier. In einem Flugzeug, um die Wahrheit herauszufinden. Es war ihnen egal, wie schmerzlich diese auch sein würde.
Nach einigen Stunden ging das Flugzeug in den Landeanflug. Die Durchsagen des Piloten erklangen, die erklärten, dass die Sitze wieder aufrecht gestellt werden sollten, sowie die Anschnallpflicht wieder galt. Mexiko kam immer näher, bis Tony den Flughafen erkennen konnte. Die Gebäude kamen näher und langsam konnte man die ersten Fahrzeuge erkennen. Schließlich setzte das Flugzeug mit einem Ruck auf und sofort startete die Schubumkehrung in den Turbinen des Fliegers, was die Fluggäste in ihre Sitze drücken ließ. Das Flugzeug rollte die Landebahn entlang bis zum Stellplatz. Tony sah die ganze Zeit aus dem Fenster und beobachtete seine Außenwelt. Er war zwar schon oft geflogen, aber das hieß nicht, dass er deshalb nicht mehr aus dem Fenster sehen durfte. Ein ‚Pling‘ ertönte und das Anschnallzeichen erlosch. Gibbs stand auf und ging sofort den Gang zum Ausgang des Fliegers entlang, dicht gefolgt von seinem Team. Gibbs mochte das Gedrängel auf dem Gang nicht und versuchte deshalb als erstes den Flieger zu verlassen.
Im Terminal des Flughafens warteten sie ungeduldig auf ihr Gepäck. Mit jeder verstreichenden Minute wurden sie nur noch ungeduldiger. Alle Passagiere des Fliegers starrten auf die Gepäckbänder.
„Wieso brauchen die Leute immer solange? Die machen dass doch täglich und sollten wissen, was sie zu tun haben!“
„Boss? Das Gepäck kommt bestimmt gleich.“, antwortete Tony und sah Gibbs kurz an, bevor er seinen Blick wieder auf die Gepäckbänder richtete. Nach einer guten viertel Stunde hatten die vier ihr Gepäck in der Hand und waren auf dem Weg zum Ausgang.
„Ma’am? Sie haben Besuch.“, ertönte eine Stimme und Jenny schlug die Augen auf. Sie blickte die Krankenschwester an und nickte.
„Wer ist es denn?“, fragte Jenny die junge Frau.
„Es ist ein gewisser Mike Franks. Er sagte, er sei ein Freund.“
So so, Mike nannte sie schon eine Freundin. Eigentlich wollte sie ihn nicht sehen. Vor allem nicht in ihrer Verfassung. Allerdings hatte er sie auch schon blutüberströmt und halb tot gesehen. Und er hatte sie gerettet. Direkt nach dem Tony ihren Puls gefühlt hatte, er war es, der sie durch die Hintertür hinaustrug. Sie müsste ihm dankbar sein, aber sie war es nicht.
„Schicken sie ihn herein.“, murmelte sie leise. Sie hatte immer noch Kopfschmerzen und in den letzten Nächten hatte sie nicht richtig schlafen können. Bis auf die Nächte, in denen sie noch Narkosemittel im Kreislauf hatte, die sie vor den Operationen bekommen hatte. Sie drehte ihren Kopf dem Fenster zu und sah die Bäume, die sich vor der Glasscheibe im Wind bewegten.
„Guten Abend Jenny.“
„Das fürchte ich zu bezweifeln, Mister Franks.“, entgegnete Jenny ihm und wandte ihm ihren Kopf zu, um ihn anzusehen.
„Mike.“, sagte Franks zu ihr und kam einen weiteren Schritt auf ihr Bett zu.
„Sie wollen doch bestimmt irgendetwas von mir, wenn sie hier einfach so auftauchen.“, fing Jenny an über Franks Besuch zu fragen.
„Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht.“
Jenny verdrehte die Augen und schaute ihn etwas gereizt an.
„Ich wollte mich nur über ihren Zustand erkundigen, oder ist das neuerdings verboten?“, erwiderte Mike auf Jennys gereizten Blick.
„Ich weiß ja nicht, ob es ihnen aufgefallen ist, aber ich bin offiziell tot. Niemand erkundigt sich über mein Befinden.“, sagte Jenny bitter und in ihrer Stimme war ein Hauch von Trauer zu hören.
„Sie liegen hier. Sind schwer krank, aber sind immer noch genauso stur, wie wenn sie gesund sind? Wieso?“, fragte Mike sie und trat noch einen Schritt näher an Jennys Bett. Die Frau in dem Bett biss sich auf die Lippen und unterdrückte eine Bemerkung.
„Wissen sie was?“, fing Mike wieder an zu sprechen und zog sich dabei einen Stuhl heran und setzte sich dann an Jennys Bett. „Sie erinnern mich an jemanden. Genauso dickköpfig und stur.“, setzte Mike sein Gerede fort und Jenny vernahm ein leichtes Lächeln. Sie erwiderte nichts, blieb einfach still und guckte Mike fragend an.
„Sie erinnern mich an Gibbs. Mit einem Unterschied. Er würde kämpfen! Er würde sein Leben nicht wegschmeißen! Und wissen sie warum? Weil um ihn herum Leute leben, die er liebt! Sie haben auch Leute, für die es sich lohnt zu kämpfen! Warum verdammt geben Sie sich auf?“, er wurde immer lauter und den letzten Worten verlieh er einen Nachdruck, den Jenny zusammenzucken ließ. Sie nickte leicht.
„Sie wissen nicht, wie es ist Krebs zu haben! Sie wissen nicht, wie es ist das alles hier durchzustehen! Und sie wissen nicht, wie es ist alles zu verlieren! Alle die ich liebe und als meine Familie bezeichne denken ich sei tot! Sie wissen gar nichts!“, schrie Jenny ihn an, aber ihren Worten fehlte es an Kraft. Sie war noch zu schwach um richtig schreien zu können.
„Sie haben Recht, ich weiß nicht, wie es ist! Aber ich weiß, wie es ist seine Familie zu verlieren. Aber sie haben doch eine Chance sie wiederzusehen. Vielleicht können sie wieder in ein normales Leben zurückkehren. Sie sind noch jung, können noch viel erleben!“
Jenny wusste nicht wieso, aber er hatte Recht. Sie lebte und ihre Freunde, ihre Familie, lebte auch noch. Wenn sie kämpfte könnte sie wieder zurück. Ihre Familie wiedersehen. Abby umarmen. Sich mit Gibbs aussprechen. McGee sagen, dass er ein guter Agent war. Und Tony eine Kopfnuss verpassen, weil er immer darüber nachdachte Regel 12 zu brechen, aber nicht den Mumm dazu hatte. Sie hatte noch eine Chance. Wenn das Leben ihr keine zweite Chance geben wollte, hätte sie auch keine bekommen. Doch sie hatte eine. Und die würde sie nutzen. Franks war wohl gar nicht so unsympathisch. Er hatte ihr aus irgendeinem Grund klargemacht, dass sie nicht aufgeben durfte! Verdammt Jenny, dachte sie, du musst jetzt kämpfen und dich nicht bemitleiden. Du willst doch Gibbs wiedersehen! Dein Leben wird nicht in einem schrecklichen Krankenhaus zu ende gehen!
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Die Suche nach der Wahrheit *Navy CIS*
FanfictionInhalt: Agent Gibbs bekommt ein mysteriöses Päckchen zugesandt. Der Inhalt ist für ihn schockierend und verwirrend, dennoch will er herausfinden, ob das Päckchen Wahrheit spricht. ~Geschichte spielt nach der fünften Staffel~ Disclaimer: Alle Charakt...