«Prolog»

2.3K 90 8
                                    

Die eigene Hochzeit sollte doch für jede Frau ein Traum sein. Sie sollte Spaß am Planen haben, Wochenlang in eine Riesen große Vorfreude leben, mit einem strahlend lächeln durch die Gegend laufen, jedem stolz ihren Verlobungsring vor die Nase halten und die Tage zählen bis sie endlich ihren Traummann heiratet.

Bei mir treffen nicht ganz alle Punkte zu. Die Planung übernimmt fast durchgehend meine Mutter und meine zukünftige Schwiegermutter. Die beiden sind bei so ziemlich jeden Punkt der gleichen Meinung, was ich davon allerdings halte, dass berücksichtigt hier keiner. Sie sind der Meinung, dass Flamingos im Garten, Kavia und Sushi, Lamm und Truthahn und ein buschig weißes Kleid, ganz meinen Vorstellungen entsprechen. Eigentlich sollte man denken, dass grade meine eigene Mutter mich kennen sollte und einschreitet, dass es nicht aus dem Loht läuft - aber Pustekuchen sie ist Feuer und Flamme.

Manchmal habe ich das Gefühl, die beiden planen ihre Traumhochzeit und nicht meine....

Anfangs habe ich versucht die beiden zu stoppen, auch meine Wünsche mit einzubringen, aber das ging total nach hinten los. Ich solle mich freuen, dass mir eine Traumhochzeit ermöglicht wird, hatte meine Mutter gesagt. Und genau das ist das Problem, es ist eine Traumhochzeit ganze sicher nicht meine.

Logan, mein zukünftiger, sieht das alles gar nicht so eng. Er ist froh mit dem ganzen organisatorischen Teil nichts zu tun haben zu müssen. Er gibt sich mit dem zufrieden, was unsere Mütter für richtig halten. Das wir beide uns dadurch auch immer mehr voneinander entfernen, fällt ihm glaube ich gar nicht auf.

Drei Jahre sind wir zusammen. Es hat sich alles ziemlich schnell, entwickelt und anfangs war ich auch wirklich Glücklich. Ich wurde direkt von der ersten Sekunde an, von seinen grünen Augen in den Bann gezogen. Er war so aufmerksam und liebevoll - man konnte sich einfach nur in ihn verlieben. Unsere Beziehung ging ziemlich schnell voran. Schon nach dem dritten Date, waren wir ein Paar und keine drei Monate später sind wir zusammen gezogen. Nun weitere anderthalb Jahre später, stecken wir mitten in unseren Hochzeits Vorbereitungen.

Logan hat vor drei Monaten sein Jura Studium erfolgreich abgeschlossen und steigt nun voll in die Kanzlei seiner Eltern mit ein. Ein echter Glücksgriff wir meine Mutter zu sagen pflegt, gut aussehend, erfolgreich, reiche Familie und nebenbei sieht er auch noch ganz passable aus. Aber Erfolgt und Geld ist nicht alles was eine gute Beziehung ausmacht, dass merke ich von Tag zu Tag mehr.

Während meine Freundinnen jedes Wochenende auf eine andere Party sind, hocke ich seit einigen Wochen jeden Freitag und Samstag auf eine andere Party von Logans Eltern, die ihrem Sohn in die Welt der Anwälte eingliedern wollen und ich als zukünftige Frau muss da natürlich an seine Seite sein - ob ich will oder nicht.

Ich weiß gar nicht mehr ob es genau das ist was ich will: ständig an seiner Seite zu sein und sobald ich, mein Kunststudium beendet habe, als braves Hausmütterchen zu Hause zu hocken. Ich bin grade mal zweiundzwanzig und ich denke nämlich das es genau darauf hinaus laufen wird, denn wenn es nach unseren Müttern geht könnte ich jetzt schon Schwanger sein und Logan hat da auch nicht wirklich etwas gegen.

Als mein Handy schellt, werde ich wieder in die Realität zurück geholt. Ein Blick auf das Teil in meiner Hand verrät mir, dass mich mein großer Bruder Sawyer anruf und direkt dreht sich meine Laune um 360° Grad.

"Ich muss da eben dran gehen.", lasse ich die beiden sich selbst ernannten Hochzeitsplaner wissen und stehe von der Couch auf. "Wer ist denn das Schatz?" Ich schaue meine Mutter an, die von einer Zeitschrift hoch schaut. "Sawyer."

Sie gibt ein genervtes Stöhnen von sich. "Kannst du ihn nicht zurück rufen, wenn wir fertig sind?" Ich beiße mir auf die innen Seite meiner Wange. Meine Eltern haben sich scheiden lassen, da war ich grade drei. Den wirklichen Grund kenne ich bis heute nicht. Mein Vater ist mit meinem zwei Jahre älteren Bruder weg gezogen und hat sich jahrelang kein einziges Mal bei uns oder besser gesagt mir gemeldet. Ich wusste zwar immer das es die beiden irgendwo gibt, aber ehrlich gesagt muss ich zu geben, dass meine Werte Frau Mutter jede Sekunde dafür genutzt hat, mich auf ihre Seite zu ziehen. Ich war jung und naiv. Vor sieben Jahren, als Sawyer grade achtzehn war, hat er Kontakt zu uns aufgebaut. Auch wenn meine Mutter strickt dagegen war, dass ich Kontakt zu meinen Bruder habe und selber auch nichts mit ihm zu tun haben will, konnten wir eine ziemlich gute Beziehung zueinander aufbauen - obwohl uns 1255 Meilen trennen.

Einziger Wermutstropfen, auch zu meiner Hochzeit wird er nicht kommen, weil er schon jetzt befürchtet, dass es in einem riesen Streit zwischen ihn und unserer Mutter enden wir. Er und Logan kennen sich noch nicht mal.

"Nein, kann ich nicht. Ich habe dir erzählt, dass wir acht Wochen kaum Kontakt zu einander hatten, weil er ausnahmsweise einen Job auf ein Kreuzfahrtschiff gehabt hat.", erinnere ich sie und verschwinde auf die Veranda.

"Na großer Bruder wieder festen Boden unter den Füßen?" Ich setze mich auf das breite Holz Geländer.

"Jap. Wurde auch langsam Zeit, ich habe die Stimme meiner kleinen Schwester vermisst." Ich grinse über sein Kommentar. "Oh natürlich. Sawyer falls ich dich dran erinnern darf, war es nicht meine Idee, dass du zwei Monate auf so einen olles Schiff verbringst und irgendwelche reichen Leute mit deinem hervorragenden essen beglücktst.", erwidere ich. Sawyer hat nach der Schule eine Ausbildung zum Koch gemacht, was unserer Mutter im übrigen auch nicht recht ist, denn nach ihrer Meinung muss man einen Collage Abschluss haben um es zu etwas zu bringen, und ist meiner Meinung nach der beste Koch den es auf der gesamten Welt gibt.

"Ich weiß, aber so war ich Abby nah." "Ich weiß, wie läuft es mit ihr?" Seine Freundin Abby arbeitet schon etwas länger auf diesen riesen Dampfer. Die Beziehung der beiden verlief bisher mehr übers Internen und Postkarten als das sie etwas von Angesicht zu Angesicht etwas miteinander zu tun hatten. "Naja es gab viel Krach auf dem Schiff, sie ist auch nicht mit her gekommen.", höre ich ihn traurig sagen. "Tut mir leid." "Es ist ja nicht deine Schuld. Aber erzähl du mal, wie laufen die Hochzeits Vorbereitungen?" Ich winkel mein rechtes Bein und ziehe es zu meinem Körper. "Gut, denke ich."

"Denkst du?" Ich gebe ein seufzen von mir und schaue zu Logans und meiner Mutter. "Andrea und Mum treffen sich täglich und organisieren auch täglich andere Sachen. Vorhin erst haben sie rote Orchideen, rote Tulpen und rote Rosen in Frankreich und den Niederlanden bestellt." Ich versuche so begeistert wie möglich zu klingen, weiß aber das ich wahrscheinlich kläglich scheitere. "Orchideen und Tulpen? Ich habe gedacht du magst am liebsten Gerbera in verschiedenen Farben." Ich zucke mit den Schultern auch wenn er es nicht sehen kann. "Das klingt doch auch ganz nett." "Nett ist die kleine Schwester Sche*ße, Leo." "Ich weiß. So wirklich mit einbeziehen tun die beiden mich eh nicht. Ich lasse alles einfach auf mich zu...." - "So wirklich Glücklich klingst du nicht.", unterbricht er mich. "Saw ich weiß auch nicht. Wenn ich ein Wörtchen mitreden dürfte, hätte ich sicherlich keine Flamingos für den Garten bestellt oder mir ein Kleid gekauft, dass so buschig ist, dass ich kaum durch die Türe passt. Mum besteht sogar drauf, dass Alice meine Brautjungfer ist.", erzähle ich ihm.

Alice ist meine Stiefschwester, oder wir ich es gerne ausdrücke die Tochter des Mannes den meine Mutter vor zehn Jahren geheiratet hat, und so ziemlich perfekt, dass behauptet zu mindestens meine Mutter. Wir beide konnten uns noch nie wirklich Leiden, kein Wunder denn wir sind total unterschiedlich. Während sie die größte aufgetackelte Tussi ist die mir je begegnet ist, bin ich wie ich finde noch ziemlich Bodenständig. Ich arbeite für Dinge die mir wichtig sind habe sogar vier verschiedene Nebenjobs gehabt um mir mein erstes eigenes kleines Auto zu kaufen, während Madam Ich-bin-mir-zu-schade-für-alles, das meiste von ihrem Daddy in den Ar*ch gesteckt bekommt.

"Leoni ernsthaft? Das ist deine Hochzeit, zeig den beiden endlich wo der Hammer hängt und setze deine Wünsche um!", gibt Sawyer fordernt von sich. "Wenn das so einfach wäre. Andrea drückt dann wieder auf die Tränen Drüse, dass ich nicht Dankbar bin was sie mir bieten und Mum hält mir dann wieder einen Vortag, dass ich zufrieden mit dem sein soll, was mir geboten wird." "Dann spricht mit Logan. Er will doch sicherlich, dass du Glücklich bist, dann muss er halt mit den beiden Hähnen reden."

Ich setze mich grade hin. Vielleicht hilft es ja wirklich. "Wahrscheinlich hast du recht" "Nein ich habe immer recht."

Ich streiche mir die Haare aus dem Gesicht. "Sawyer ich wünschte, du wärst am 27. nächsten Monat hier." "Ich weiß, aber ich will das es für dich der Schönste Tag deines Lebens wird und das würde total in die Hose gehen, wenn ich mit Olivia in einem Raum wäre. Aber Hey, ihr beide kommt doch am ersten direkt her und dann lerne ich deinen Prinzen auch endlich kennen." Ich beiße mir auf die Lippen. "Das wird wohl nichts. Logan hat ein Geschäftstermin in Japan. Wir haben sogar unsere Flitterwochen abgesagt." Die Enttäuschung in meiner Stimme ist mir Sicherheit nicht zu überhören.

Ich höre mein Bruder seufzen. "Leo bist du eigentlich Glücklich?"

Im normal Fall sollte ich aus dem Bauch heraus mit voller Überzeugung Ja sagen. Allerdings bin ich mir da selber noch nicht so sicher.

"Ja natürlich. Logan ist nein Traummann, ich bin absolut glücklich mit ihm."

Take me awayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt