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"Ich fasse es echt nicht, dass du es wirklich durchgezogen hast.", kommentiert Maggi und sieht mich grinsend an. "Hätte ich gewusst das es so schmerzhaft wird hätte ich es sein gelassen.", gebe ich jammernt von mir und trinke ein Schluck von dem Kaffee. Ich wurde mal wieder von meiner Spontanität überrollt und ehe ich mich versehen habe, saß ich heute mittag nach der letzten Uni Vorlesung beim Tätowierer. Eigentlich habe ich nicht damit gerechnet, dass es alles so schnell von danen geht, aber ruck zuck hatte ich dem Typen meine Wuschvorlage erklärt und schon fast bei meinem letzten Wort, hatte er die Vorlage gezeichnet und mir vorgeschlagen es sofort zu stechen. Ich war ziemlich begeistert von dem Schriftzug der Teils mit der Feder verbunden ist und von der sich die Vögel aus entwickeln, dass ich mir direkt ein Termin geben lassen wollte, vielleicht aber auch um noch mal drüber nach zu denken, aber er hatte andere Argumente. Er würde Mädchen wie mich kennen: Erst haben sie alle das funkeln der Entschlossenheit in den Augen und wenn es dann nach drei, vier Wochen endlich um das Stechen des, schon angezahlten, Tattoo geht, würden wir alle ein Rückzieher und einen großen Aufstand wegen der Anzahlung machen. Irgendwie hat mich das ganze angestachelt und ich wollte ihm beweisen, dass er bei mir falsch liegt.

Nun habe ich den Salat oder eher gesagt das Tattoo auf meiner Schulter. "Warum hast du es dir denn stechen lassen?", will sie von mir wissen. "Warum hast du mich nicht davon abgehalten?", stelle ich die Gegenfrage. Lachend schüttelt sie den Kopf. "Woher soll ich denn wissen, dass du dir nicht nur ein Entwurf zeichnen und dich beraten lässt, sondern gleich Nägel mit Köpfen machst?", fragt sie mich. "Keine Ahnung. Du bist meine Freundin solltest du es nicht ahnen?" "Nein, die Aufgabe hat definitiv Perle. Sie kennt dich schon länger.", verteidigt sie sich. Ich seufze und trinke weiter von meinem Kaffee und knabbere an dem Cooki, die Maggi selber gebacken hat. Gemeinsam sitzen wir auf ihre und Sams Terrasse und nutzen die Zeit einfach mal wieder zum quatschen.
"Bereust du es?", fragt sie mich nun. Ich zucke mit den Schultern. "Eigentlich nicht, aber es tut weh.", lasse ich sie wissen. "Ach das legt sich doch auch wieder." "Na hoffentlich."

"Wie waren eigentlich die Vorstellungsgespräche vorgestern?" "Warum warst du nicht da.", will ich von ihr wissen, denn eigentlich wollte sie sich doch auch bewerben, ist dann allerdings nicht aufgetaucht und auch erreichen konnte ich sie an dem Tag nicht. Gestern habe ich sie leider nicht zu Gesicht bekommen und auch telefoniert haben wir nicht, weil gestern mein Skypeabend mit der hoch explosiven Perle hatte, die total von ihrer Schwiegermutter genervt war.
"Mir ist etwas dazwischen gekommen.", antwortet sie mir. "Etwas oder jemand?" Sie zieht die Augenbrauen hoch. "Etwas." Da ich grade das Gefühl habe, dass sie nicht drüber sprechen will, belasse ich es dabei. "Es war ein halber Reinfall. Für die Küche hat Saw zwei Aushilfen, wo er glaubt mit ihnen zurecht zu kommen. Für den Service haben wir grade mal eine für gut befunden, obwohl die auch noch einiges an Übung nötig hat. Ich mein ich bin auch nicht die beste im Service, aber ich bewerbe mich jetzt auch nicht für so ein Job.", erzähle ich ihr nun. "Na dann hätte ich ja doch die eine oder andere Chance gehabt." "Auf jeden Fall und wenn du immer noch Interesse hast, dann musst du es nur sagen und ich rufe direk Sawyer und Woods an.", gebe ich ermutigend von mir. Sie zuckt mit den Schultern. "Ich bin mir nicht so sicher ob das so eine gute Idee ist.", bemerkt sie. "Warum nicht?" Wieder zuckt sie mit den Schultern und steht auf als die Haustür auf geht. "Ich bin mir sicher, dass ist Sam. Ich geh ihm eben helfen, denn er sollte eigentlich einkaufen gehen.", lenkt sie nun ab und verschwindet nach drin.

Etwas verwirrt schaue ich ihr nach. Irgenwie benimmt sie sich in letzter Zeit ein wenig komisch und ich habe keine Ahnung wie ich das ganze deuten soll. "Na Fremde, sieht man dich auch mal wieder?", höre ich Sam sagen und schaue in seine Richtung. "Nun tu mal nicht so, als hätten wir uns schon ewig lange nicht mehr gesehen." "Es ist aber so. Das letzte mal warst du hier, bevor du mit deinem Bruder und seinem Freund nach Seattle gefahren bist. Und danach haben wir uns entweder nur immer kurz auf dem Campus gesehen oder einige Minuten miteinander gesprochen, wenn du hier mal angerufen hast.", kommentiert er und kommt auf mich zu. Es stimmt schon, dass wir uns in letzter Zeit eher selten gesehen haben, allerdings muss ich auch echt zugeben, dass ich eher andere Prioritäten gesetzt habe.
Kurz umarmt er mich und setzt sich dann auf den Freien Stuhl. "Was hast du in der letzten Zeit so getrieben?" "Ich habe viel zeit mit Sawyer, Woods und der Uni verbracht. Allerdings hättest du ja auch mal vorbei kommen können oder?", frage ich ihn. Er nickt. "Hätte ich, allerdings glaube ich kaum das es Woods so gut gefallen hätte, wenn ich dich einfach so besucht hätte.", erwidert er. "Das ist doch quatsch.", kontere ich und bekomme ein Kopfschütteln zu Antwort. "Glaub mir, er hat mir ziemlich deutlich gesagt, dass ich die Finger von dir lassen und mich von dir fern halten soll und zu dem Zeitpunkt wart ihr noch nicht zusammen.", erzählt er mir. Etwas verwundert schaue ich ihn an. "Bist du sicher, dass wir vom selben Woods reden?", hake ich nach. Das passt irgendwie nicht ganz so zu ihm. "Ja auf jeden Fall." "Und wann?" "Kurz nachdem ihr aus Seattle wieder gekommen seid. Wir haben uns im Supermarkt getroffen.", erklärt er mir. Ich schüttel etwas fassungslos den Kopf. Eigentlich traue ich Woods soetwas nicht zu, aber ich traue Sam auch nicht zu, dass er mich in so einer Sache belügt. "Scheiß drauf was Woods gesagt hat. Wir sind Freunde und wenn wir uns treffen, dann hat er dazu überhaupt nichts zu sagen. Ich werde später oder morgen auch noch mal mit ihm drüber reden.", stelle ich klar. "Eigentlich lasse ich mich ja auch nicht abschrecken, allerdings wollte ich euch beiden auch nicht im Weg stehen.", erwidert er.

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