03: INJURIES

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Panisch rannten die beiden Jungen denselben Weg entlang, den ihre Freunde gegangen waren. Dass Hyunjin jedoch durch die Sprünge, durch Chans Fußschritte, schlecht wurde und er beinahe sich erneut übergeben musste, merkte der Älteste nach einigen Minuten, weil der Körper auf seinem Rücken immer schwerer wurde und es sich so anfühlte, als würde Hyunjin jeden Moment sein Bewusstsein verlieren. Dadurch würde das Tragen defintiv noch schwerer werden, als es ohnehin schon war.

"Sind sie noch hinter uns her?", zischte Chan, versuchte Hyunjin erneut auf seinen Rücken höher zu positionieren. Als Seungmin sich umdrehte, nachsah, ob die Luft rein war, schüttelte er mit dem Kopf. "Nein"
Als sie stehen blieben und nach Luft rangen, fiel ihnen auf, wie muffig die Luft war und das tat Hyunjin so gar nicht gut. Anders, wie ihre fünf Freunde, waren sie die entgegengesetzte Richtung der Kanalisation entlang gelaufen, sodass sie weder auf Changbin und Minho trafen, die ihnen eigentlich entgegenkommen wollten.

"Das ist echt widerlich." Seungmin beobachtete den Fußboden, der nie gedacht hatte, dass er eines Tages in der Kanalisation herumstapfen würde. Doch wer dachte das schon? Keiner von ihnen.
"Versuch ruhig zu atmen, okay? Wenn es dir wieder besser geht, laufen wir weiter und finden die anderen.", befahl Chan dem Schwarzhaarigen, den er auf einer kleinen Anhöhe hingesetzt hatte. Dessen Kopf hing herunter, hatte erschwert damit zutun, dass er ihn aufrecht halten konnte. Allgemein sah Hyunjin aus, als würde jeden Moment sein Bewusstsein verlieren und wer wusste, was dann passieren würde, wenn die Maskierten sie wirklich fanden, jetzt, wo sie ihnen fürs Erste entkommen waren. Irgendwann mussten sie sie finden oder eben die anderen, die hier vielleicht auch noch herum geisterten.

"Es tut mir leid. Ich bin eine Belastung. Lasst mich einfach hier. Wir werden doch eh sterben.", wimmerte Hyunjin, dessen Kopf nicht gerade sanft auf Chans Schulter knallte und er dadurch nur noch mehr Schmerzen hatte, als er sie ohnehin schon hatte.
"Ich lass niemanden zurück. Was soll ich Felix sagen, wenn ich dich hier allein zurücklasse? Er wird nach dir suchen und was würde dann mit euch passieren? Das möchte ich mir nicht ausmalen!"

Währenddessen liefen Changbin und Minho den ganzen Weg wieder zurück. Als sie aber Lichter sahen, die ihnen entgegen kamen, wurden sie stutzig, aber sie liefen weiterhin den tunnelartigen Gang entlang. Der Weg, um den Ausgang zu finden, kam ihnen viel länger vor und dass sie Licht sahen, ließ sie annehmen, dass sie bald bei Chan, Hyunjin und Seungmin ankommen mussten. Davon aber weitgefehlt. Als sie realisierten, dass es drei maskierte Menschen waren, die alle jeweils eine Taschenlampe in der Hand hielten, blieben sie wie festgewachsen stehen.

"Scheiße Minho!", fluchte der Jüngere und griff verzweifelt nach seinem Handgelenk, um ihn mit sich zu ziehen. Dafür war es schon zu spät, sodass zwei von ihnen eine Waffe auf sie gerichtet hatten, was sie nur noch mehr in eine Schockstarre versetzte.

"Ihr wisst, ihr verhaltet euch gegen unsere Spielregeln.", entkam es dem, der keine Waffe auf sie gerichtet hatte und der langsam auf sie zukam. Beide waren überwältigt von der Sitution, die sich ihnen bot. Beide zogen die Luft ein, während ihre Herzen im doppelten Takt gegen ihre Brust hämmerten. Sie wussten nicht, was nun passieren würde und ob es das jetzt schon war.

Der Mann schnippste und wenige Sekunden hallte ein ohrenbetäubender Lärm durch die Wände. Die Jungen hatten damit gerechnet, dass sie angeschossen wurden und für einen Augenblick dachten sie auch, dass sie in Schmerzen waren, sodass sie ihre Augen zusammenkniffen, ängstlich nach Luft schnappten. Recht schnell hatten sie jedoch realisiert, dass die Männer überall hingeschossen hatten, nur nicht auf sie. Ob das jetzt ein Segen war, darüber konnte man sich streiten, denn wenige Sekunden später spürte Minho einen stechenden, unerträglichen Schmerz, als ihm in die Magengrube getreten wurde, er direkt zu Boden sackte.

"Lasst euch das eine Lehre sein. Stellt euch nicht gegen uns, sonst erschießen wir euch wirklich." Erneut trat er auf den Älteren der Beiden ein, während Changbin nur tatenlos zu sah, aus Angst, dass ihm auch etwas passieren. Wie paralysiert musterte er seinen Rothaarigen Freund, der nach Luft rang. "Und jetzt seht zu, dass ihr Land gewinnt. Ihr kommt hier nicht mehr raus. Das Spiel hat schon längst begonnen, ihr Nichtsnutze!" Ein letzter, noch viel festerer Tritt in Minhos Magengrube, ehe die Männer kehrt machten und in die Richtung gingen, aus der sie gekommen waren.

"Es tut mir leid, Minho.", wimmerte Changbin, der den Älteren direkt aufhalf. Sofort spuckte Minho Blut, ließ sich aber davon nicht unterkriegen, völlig egal, wie schwer der Schmerz war, dem sein Körper durchfuhr.
"Solche Wichser. Hätten die uns doch gleich erschießen sollen, wenn die uns als Versuchskaninchen ansehen... Lass uns die anderen finden. Die werden wohl unten irgendwo sein." Changbin jedoch durchfuhr die Angst, dass den Dreien etwas passiert war, dass sie vielleicht sogar ihr Leben ließen. Immerhin hätten sie ihnen entgegenkommen müssen. Außer es gab einen weiteren Weg, den sie beim ersten Mal übersehen hatten.

Die drei Jüngsten liefen den viel zu engen Gang entlang, der hinter der Tür steckte. Jede Menge Spinnenweben hingen frei in der Luft, wodurch Felix fluchend sich die ganze Zeit die Netze aus dem Gesicht, aber auch von seiner Haut schlug. Nach wie vor war er klitschnass gewesen und dass auch noch Spinnennetze seine Haut zierten, war ihm zu wider. Auch wenn er darauf bestand, vorn weg zu laufen, damit Jisung in der Mitte lief, sodass er weniger Angst haben würde,  bereute er es, dass er unbedingt vorneweg laufen wollte.

"Das ist echt widerlich. Ich hoffe, wenn wir irgendwann ankommen, wo wir hausen sollen, dass es dort eine Dusche gibt. Ich fühl mich echt dreckig." Felix' schlechte Laune konnte man zu gut heraushören.
"Du stinkst auch mega.", lachte Jeongin, der nur ein lautes Schnauben zu hören bekam, während Jisung einfach stillschweigend hinter seinem ein Tag jüngeren Freund herlief.

Aus dem Nichts fiel Felix in ein schwarzes Loch und schürfte sich alle erdenkliche Haut auf. Ein unerwartetes Kreischen verließ seinen Mund, was so hoch war, dass man meinen könnte, es käme von einem Mädchen. Der Australier war unachtsam gewesen und hatte den Spalt, der auf dem Fußboden war, nicht bemerkt, was ohne hin in dieser Dunkelheit sehr schwer war zu erkennen. Jetzt stinkte er und hatte sich teilweise schlimmere Verletzungen zugezogen.

"Fuck, alles okay?", entfuhr es Jeongin. Es war nicht sonderlich tief gewesen, wo er hineinfiel, sodass man den Jungen wieder aus dem Loch herausziehen konnte. Doch die Steine waren scharfkantig gewesen, was das herauskommen ein wenig erschwerte.

"Passt schon. Gibt zwar angenehmeres, als sich die Haut aufzuschlitzen, aber immerhin komm ich hier raus, wenn ihr mich rauszieht." Kaum hatte Felix das gesagt, streckte er seine Hände in die Luft, sodass Jisung schweigend erst über das Loch sprang, nur um dann zusammen mit dem Jüngsten ihn herauszuziehen. Problem war nur, dass der Älteste nun vorweg laufen musste und es keine Chance gab, dass sie tauschen konnten, weil der Gang derartig eng war, dass ein überholen unmöglich war.

"Du blutest.", merkte Jisung, dessen Hände durch die dunkelrote Flüssigkeit klebten. Auch wenn er die Umrisse seiner eigenen Hände nur wage erkennen konnte, sah er wie paralysiert auf diese. Der Brünette war jemand, der Blut nicht sehen konnte und das Wissen, dass seine Hände nun voll mit damit waren, breitete ihm eine Gänsehaut.

"Jisung, lauf weiter. Ich will heute noch ankommen.", grummelte der Blonde, der ziemlich genervt davon war, dass es nicht voranging. Der Älteste realisierte jedoch, dass er nun vorneweg laufen musste und das brachte ihn erneut in eine viel größere Panik, dass ihm die Tränen in die Augen stießen und er wenig später zu Boden sackte. In dem Moment wünschte er sich einfach, dass Minho hier war, der versuchte ihn mit seinen Worten zu beruhigen.

"Ich will zu Minho...", hauchte Jisung kaum hörbar. Doch beide hörten es, da es keine Nebengeräusche gab, die in ihre Ohren drangen.
"Vielleicht sollten wir zurückgehen und warten bis die anderen hier sind? Ich denke, das wird nichts bringen, wenn wir Jisung dazu zwingen, weiterzulaufen.", schlug Felix vor, woraufhin Jeongin mit seinen Zähnen knirschte. Er wollte doch einfach nur ans Ziel ankommen.

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Entscheidungsfragen;

➳ Soll Jeongin Verständis gegen über Jisungs Angst aufweisen?

➳ Oder aber soll er einen Streit anfangen und sich von den beiden Älteren trennen, um endlich von diesem Ort wegzukommen?

Abstimmung: geschlossen!

𝗣𝗹𝗮𝗰𝗲𝗯𝗼 ✧ STRAY KIDSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt