Leicht verwirrt drehte sich der blonde Koreaner um und hatte seine Stirn in Falten gelegt. Hatte er etwas falsch gemachte? Würde er nun von Chan angemotzt werden, weil er zu Seungmin gegangen war, weil er einer der wenigen war, der sich um ihn kümmerte? Ein klein wenig stieg in ihm die Angst und die Unsicherheit, was ihn nun erwarten würde. Daher schluckte er einmal kräftig, als er gemeinsam mit dem Australier aus dem kleinen Häuschen lief. Chans Arm hatte sich um seine Taille geschlungen, wodurch ihm ein wohliges Gefühl durch den Körper fuhr und er sich nicht mehr ganz so hilflos fühlte. Vielleicht wollte Chan ihn nur loben?
"Du tust in letzter Zeit so viel für die anderen, Jeongin... Das besorgt mich, ich möchte nicht lügen. Deswegen wollte ich dich fragen, ob bei dir alles in Ordnung ist... Früher hast du deine Probleme immer damit verdrängt, um dadrüber nicht nachdenken zu müssen..." Chans Blick hatte sich auf ihn gelegt und nicht mehr auf der dunklen Erde, auf der sie liefen. Es war eine kleine, holzerne Hütte gewesen, in der sie wohnten, mitten im dunklen Wald und jeglicher Empfang war daher unmöglich gewesen. Sie hatten über die Zeit, in der sie hier waren, vieles ausprobiert. Waren durch den halben Wald gelaufen, in der Hoffnung, dass man für einen Sekundenbruchteil ein Netz haben konnte. Sie waren sogar auf Bäume geklettert und Felix war derjenige gewesen, der runtergefallen war, weil er wieder einmal für eine Sekunde unachtsam wurde und der Ast unter seinem Fuß wegbrach.
"Es ist alles in Ordnung, mach dir um mich keine Sorgen." - Doch das war die halbe Wahrheit. Seit Wochen spürte er das Gefühl von Verliebtheit, wenn er allein den Namen des Älteren hörte und den Frust, den Kummer, weil daraus nichts werden würde. Er war nur ein Freund für den Australier gewesen, wie die anderen auch. Nur, dass er eben mit ihm in einer Gruppe war und er ihm somit nicht ausweichen konnte. Sie hatten schon mehrfach in einem Bett geschlafen, weil Jeongin seither oft Albträume heimsuchten und es hatte sich eben so ergeben, dass er in Chans Armen wesentlich besser schlafen konnte, als wenn er allein in einem Bett schlief.
"Ich weiß, dass du mich anlügst, Innie... Das war eigentlich eine indirekte Aufforderung, dass du mir die Wahrheit sagst." Und dann lachte der Australier, bekam die Grübchen und dieses schüchterne Lächeln, welches Jeongins Herz weicher werden ließ. Für eine Sekunde konnte der Blonde sogar meinen, dass er roten Wangen erkennen konnte, hätte der Ältere den Kopf nicht weggedreht. Obwohl er sich auf die Lippen biss, konnte er sein kleines Schmunzeln nicht unterdrücken. Viel eher wurde dieses breiter.
"Ich weiß... tut mir leid. Ich möchte dir nur keine Sorgen bereiten."
"Tust du aber wenn, du deine Probleme herunterspielst, als gebe es sie nicht. Sie sind da, das sehe ich und ich möchte dir dabei helfen, dass sie nicht mehr da sind."
"Dann küss mich"Sofort blieb Chan stehen, musterte den Koreaner mehr als nur verwirrt. Er dachte, dass er sich verhört hatte. Dass Jeongin etwas vollkommen anderes gesagt hatte, als er verstand und daher kam er seiner Aufforderung, dass er ihn küsste, auch nicht nach. Nein, er blieb wie versteinert an Ort und Stelle, rührte sich kein bisschen.
"Du gehst mir nicht aus dem Kopf und geisterst mir die ganze Zeit dort herum, als wäre es dein neues Zuhause. Als gefällt es dir dort und mich macht es verrückt, weil ich mir sicher bin, dass du meine Gefühle nicht erwidern wirst. Deswegen tue ich das, was ich am Besten kann: Anderen helfen. Es tut mir leid, dass ich dir Sorgen bereite." Somit verbeugte sich Jeongin und wollte flüchten, während ihm die Anspannung von den Schultern fiel. Er musste seine Gefühle nicht mehr verstecken. Aber Angst, Angst vor der Reaktion, die auf ihn wartete.
Dass er einfach so flüchten konnte, war viel zu einfach gewesen. Im letzten Moment hatte ihn nämlich der Australier an seinem Handgelenk zurückgezogen, als er sich aus seiner kleinen Stockstarre befreit hatte und nun standen sie eng aneinander, sahen sich in die Augen. Der Herzschlag des Jüngeren war viel schneller gewesen, sodass er sich nicht einmal mehr getraute zu atmen.
"Es ist zwar nicht die schönste Liebeserklärung, die ich gehört habe, aber wenigstens hast du dich getraut, im Vergleich zu mir." Somit legten sich seine Lippen auf Jeongins, hauchten ihm einen sanften Kuss zu. Ganz anders als die Beiden es sich jemals vorgestellt hatten. Als würden sie beide auf die Gefühle des anderen Acht geben und zugleich steckten sie all ihre Gefühle hinein.
Minho öffnete vorsichtig die Tür seines Schlafzimmers, erblickte seinen schlafenden Freund auf dem Fußboden und erahnte, wie viel er geweint haben musste. Er schob es einerseits auf die Tabletten, aber er wusste auch, dass sein Freund jemand war, der mit vielen Ängsten zu kämpfen hatte. Durch die Dinger wurden sie scheinbar verstärkt und es tat ihm so leid. Er fühlte sich schuldig, weil er seinem Freund nicht helfen konnte, dass ihm nach wenigen Sekunden, als er Jisung in den Arm hielt, Schluchzer über seine Lippen entwischten und auch die ein oder andere Träne seine warme Haut herunterlief. Minho fühlte sich machtlos, das wurde ihm gerade besonders bewusst.
Er wusste, dass es falsch war. Chan hatte deutlich gesagt, dass er nicht allein das Zimmer betreten darf, dass die Gefahr zu groß war und ihm etwas passieren konnte, wenn er unachtsam war. Und doch hatte er sich nicht an die Worte gehalten und viel zu spät realisiert, dass Jisung ihn mit verschlafenen Augen ansah. Für den Moment schien alles in Ordnung zu sein, als hätte der Jüngere vor einigen Minuten nicht den Verstand verloren und wollte hatte sie alle mit dem Messer bedrohen.
Als Minho wieder seine Augen öffnete, er in die Augen seines Freundes sah, verstummte sein leises Schluchzen und schenkte ihm stattdessen ein kleines Lächeln, ehe er über Jisungs weiches Haar strich. Nachdem dritten Mal, als er ihm durch die Haare gefahren war, hielt der Jüngere seine Handgelenk fest, sein Blick wurde finsterer.
"Alles wird gut, okay? Wir kriegen das hin." Und das war der Auslöser gewesen, dass der Rothaarige sich auf dem kalten Fußboden wiederfand, sein Freund auf seinem Becken saß. Ab dem Moment, wurde dann auch klar, dass sein Handeln alles andere als klug war. Anstatt nach Hilfe zu schreien oder irgendetwas anderes zu sagen, womit er Jisung ins Gewissen reden konnte, blieb er stumm. Minhos Atem wurde unregelmäßig, während er langsam aber sicher in Panik geriet, weil der Brünette seine Hände um seinen Hals gelegt hatte und diesen zudrückte.
"Du bist ein Verräter, Minho! Ich hasse dich, ich hasse dich so sehr! Aber ich kann dich nicht loslassen." Minho japste verzweifelt nach Luft, während ihm die Tränen, die für einige Minuten verschwanden, ihm wieder in die Augen drückten. Mehrfach schlug der Rothaarige gegen seine Arme, versuchte Jisung anderweitig von ihm herunterzubekommen, doch er war ungewohnt stark gewesen. So kannte er seinen Jisung nicht. Das war nicht er und das, wovon er sprach, lag Jahre zurück, da waren sie nicht einmal zusammengewesen. Er hatte nie mit ihm gespielt und noch viel weniger verstand er, wieso dieses Thema jetzt aufkam, was Jahre zurücklag.
"Du hast mich nie geliebt.", kreischte Jisung und hatte seinem Freund endgültig die letzte Luft zu gedrückt. Es hatte keine zwei Sekunden gedauert, da hatte Changbin den Jungen mit einer Pfanne niedergeschlagen, allerdings viel zu spät. Direkt wurde Jisung bewusstlos und fiel mit einem lauten Knall auf dem Boden. Sofort wandte sich Changbin zu Minho, erblickte den roten, zugleich blau werdenden Striemen an seinem Hals, an der Stelle, wo Jisung seinen Freund erwürgte.
"MINHO... MICH DIE AUGEN AUF, VERDAMMT!" Verzweifelt rüttelte er an ihm, doch der Körper zeigte keinerlei Reaktion, dass es eine Chance geben würde und Minho aufwachen würde. Als wäre es bereits zu spät. "HOLT JEONGIN! MINHO WURDE ERWÜRGT"
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Entscheidungsfrage;
➳ Was sollen die anderen mit Felix und Jisung machen?
Abstimmung: geschlossen!
Es wird jetzt wieder jeden Sonntag und Mittwoch Updates kommen. Meinem Vater geht es den Umständen entsprechend gut, er ist vor einer Woche aufgewacht und muss jetzt nur noch gesund werden, sowie sein Gedächtnis zurückerlangen. Dementsprechend fühle ich mich wieder in der Lage hier weiterzuschreiben. Sorry, dass so lang nichts kam, aber ich wollte euch keinesfalls etwas liebloses hinklatschen<3
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𝗣𝗹𝗮𝗰𝗲𝗯𝗼 ✧ STRAY KIDS
FanfictionAlbträume sind etwas schlimmes, aber was passiert, wenn es kein Traum mehr ist, sondern Realität? DU entscheidest mit, was als nächstes passiert! © chandorable, 2020