06: PAIN

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So gut wie alle rannten in das Badezimmer, in welchen sich Minho befand, der sich eigentlich nur das Gesicht abwaschen wollte, um es von den Blutspuren zu befreien. Dass sein Körper Ruhe wollte, hatte er jedoch vollkommen ignoriert. Mit einer falschen Bewegung war ihm ein höllischer Schmerz durchfahren, den er selbst nicht einfach so unterdrücken konnte. Erneut war ihm der metallische Geschmack hochgekommen und brachte ihn dazu, dass er die rote Flüssigkeit ausspuckte, sich schmerzend seinen Bauch hielt. Genau dort, wo der Typ ihn hereingetreten hatte. Es kam Minho so vor, als würde ihm dies erneut passieren und doch wusste er, dass er sich in gewisser Sicherheit befand und niemand da war, der diesen Schmerz verursachte. Außer sich selbst, weil er zu leichtsinnig mit seinem Leben spielte. 

"Ach du Scheiße... Setzt dich verdammt nochmal hin!", entfuhr es Changbin nicht gerade freundlich und drückte den Rothaarigen auf die Kloschüssel, "Bist du irgendwie bescheuert? Pass doch wenigstens ein bisschen auf dich auf! Wenn man Blut spuckt, ist das oft etwas Ernstes. Also hör jetzt endlich auf das so herunterzuspielen."
"Das geht schon. Ich leg mich nachher hin und morgen ist alles wieder gut."
"Hast du schon wieder Blut gespuckt?" Jisung musterte seinen Freund voller Besorgnis und wusste nicht so recht, was mit ihm los war. Immerhin kannte er Minho so nicht. Normalerweise war er immer jemand, der auf sich achtete. Gerade tat er aber genau das Gegenteil und es kam ihm so vor, als würde er den Starken spielen wollen, was absolut nicht nötig war. Niemand brauchte das, weil es am Ende zu nichts führen würde, außer zu einer riesen großen Aufruhe und Besorgnis, wo Minho schon auf dem besten Weg dazu war. 

"Scheinbar müssen wir ihn ans Bett fesseln.", seufzte Seungmin und ekelte sich vor dem Anblick, den er im Waschbecken sah. Er konnte nämlich kein Blut sehen und die Tatsache, dass er dieses Bild für ewig in seinem Kopf behalten müsste, ließ ihn teilweise schlecht werden. Auch wenn er verstehen konnte, warum Minho auf stark tat. Gerade war das jedoch ziemlich kontraproduktiv. Vor allem, als Changbin ihm aufhelfen wollte und er sich vor Schmerz derartig krümmte, dass er sich wieder auf den Klodeckel fallen ließ und frustriert aufstöhnte, sich seine linke Rippe hielt und erneut ins Waschbecken spuckte. 

"Ich hol Tabletten."
"Vergiss es! Die Scheiße nehme ich ganz bestimmt nicht!", weigerte Minho sich direkt und versuchte seinen Schmerz so gut es geht wieder zu ignorieren. Alle von ihnen wussten, dass es nichts bringen würde, Minho zu zwingen, so dass sie ihn einfach nur mitleidig betrachteten. 

"Du musst welche nehmen. Ganz egal, ob du willst oder nicht. Ich bin kein Arzt, aber ich arbeite im Krankenhaus und kann dir versichern, dass du nicht der Erste wärst, der an inneren Verletzungen stirbt!", mahnte ihn Jeongin, dem es ein wenig besser ging. Zwar war er noch sichtlich geschwächt und etwas neben der Spur. Aber er konnte ganz genau den Ernst der Lage erkennen und weil ihn Chan ausreichend stützte, konnte ich er sich auch auf den Beinen halten, die mehr als nur wackelig waren. "Nebenwirkungen treten oft nach einer wiederkehrenden Einnahme ein. Wenn du eine Tablette nimmst, wirst du dich nicht verändern, glaub mir. Oft macht es einen Unterschied, wie du dich psychisch darauf einstellst. Sprich, wenn du mit der Einstellung rangehst, dass du von jetzt auf gleich ein anderer Mensch bist, dann wird das auch eintreffen." 
"Du hast doch selbst keine genommen!"
"Doch hab ich und ich bin immer noch derselbe, wie du schwer erkennen kannst."

Minho entfloh ein leises Seufzen, ehe er nachdachte, ob er Jeongins Worten Glauben schenken sollte. Gleichzeitig konnte er es Jisung nicht antun, dass er sich durch die Tabletten veränderte. Viel lieber würde er sterben wollen, als ihm das anzutun, wodurch er sich doch recht schnell mit einem deutlichen Kopfschütteln gegen den Vorschlag entschied und versuchte aufzustehen. Am liebsten hätte Jisung ihn zur Rede gestellt, was sein affiges Verhalten sollte und doch konnte er es nicht, weil ihm die Tränen in die Augen stießen. Die Vorstellung, dass Minho der Erste sein könnte, der sterben würde, war ein grauenvoller Gedanke, den er nicht akzeptieren konnte. Ganz und gar nicht. 

𝗣𝗹𝗮𝗰𝗲𝗯𝗼 ✧ STRAY KIDSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt