18: POISON

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Changbin hatte aus Angst die Tür geschlagen, keine zwei Sekunden später realisiert er jedoch, dass der Schlüssel im Schloss steckte, allerdings von der Außenseite und somit seine Aktion keinerlei Sinn ergab. Dass sie schutzlos waren, wenn einer der Einbrecher diese Tür öffnete. Wer wusste schon, was deren Intuition war? Vielleicht hatten sie sogar eine Waffe bei sich, doch daran wollte Changbin nicht denken. Alle anderen im Raum musterten den Jungen besorgt, weil sie nicht so ganz realisiert hatten, was gerade passiert war. 

"Was ist mit Felix?", flüsterte Chan, wollte den Griff, der um die Türklinke war, lockern. Der Älteste konnte schließlich nicht zu lassen, noch einen weiteren hinter sich zu lassen. Vor allem, weil Felix der Schwächste unter ihnen war und daher war es falsch, nur an sich selbst zu denken. Ganz egal, wie sehr man in diesem Moment Angst um sich hatte. "Lass verdammt nochmal los, sonst breche ich dir deine scheiß Hand." Somit ließ Changbin vom Metall ab und die Tür öffnete sich, sodass der Lockenkopf aus dem Zimmer austrat, gefolgt von den anderen drei Jungen. 

Chan würde lügen, wenn er sagte, dass er keine Angst hatte. Denn auch wenn Jeongin sein fester Freund war, könnte er es sich nicht verzeihen, wenn etwas mit Felix passierte. Wenn ihm auch nur ein Haar gekrümmt werden würde, würde er es als seine Schuld ansehen, dass dies passiert war. 

Ein Klicken hallte durch den Flur und direkt schellte Chans Kopf zu einem Mann, der eine Maske aufhatte, genau die gleiche, wie die Leute an dem gleichen Tag, an welchem sie entführt wurden. Deutlich spürte er, wie ihm das Herz zu Boden sackte und irgendwie traute sich nicht sich zu bewegen, besonders als er realisiert, dass diese Person eine Waffe auf ihn gerichtet hatte und das Ding dementsprechend der Grund für dieses Geräusch war. Eingeschüchtert hob der Australier seine Hände, zeigte somit, dass er sich ergab, ohne auch nur irgendwelche schlimmen Absichten gehabt zu haben. 

"Mitkommen!" Chan warf einen Blick hinter sich, musterte jeden einzelnen seiner Freunde und wollte sich dafür entschuldigen, dass er diesen dummen Fehler begangen hatte. Sie alle waren sich ziemlich sicher, dass es das jetzt war, dass ihre letzten Minuten bereits geschlagen hatten und sie endlich erlöst wurden von diesem Spiel. 

Davon waren sie allerdings weit entfernt, denn die Absichten, weswegen diese Menschen hier waren, waren andere gewesen. Jedenfalls zu einem gewissen Grad. 

"Also habt ihr nach den wenigen Wochen nur drei verloren? Das ist ja enttäuschend." 

Stille.

"Da ihr unser Spiel durchschaut habt, haben wir uns etwas anderes überlegt. Etwas, womit ihr noch viel weniger Spaß haben werdet und diesmal machen wir auch keine faulen Tricks.", erklärte der Mann. Seungmin konnte schwören, dass es derselbe war, der Hyunjin auf den Hinterkopf geschlagen hatte und so kam ein wenig in ihm die Wut der vergangenen Wochen wieder hoch. Doch weiter konnte er diesen Gedanken nicht ausbauen, da wurde er von einen der Menschen auf einen der Stühle gedrückt und auch das Schreien von Felix ließ ihn keinen klaren Gedanken mehr fassen. Viel eher hatte er den Drang wieder aufzustehen und ihm zu helfen. Der starke Griff auf seinen Schultern zwang ihn jedoch sitzen zu bleiben, während er zu sah, wie der Australier nicht gerade sanft mitgezogen wurde und unter Schmerzen laufen musste. 

"Daher werden wir euch jede Nacht einen Besuch abstatten und immer wieder dasselbe Spiel spielen: Jeder trinkt ein Glas Saft, welches sein Partner für ihn aussucht. Die Ältesten beginnen. Weil ihr zu Fünft seid, wird es eine Dreiergruppe geben und nach einander trinkt ihr die ganzen Gläser leer. Nur eines der Säfte ist vergiftet und führt zu einem relativ kurzen, doch qualvollen Tod." 

Erneute Stille, denn es würde nichts bringen, wenn einer von ihnen diskutierte. Es würde lediglich mit Gewalt gehandelt werden und vielleicht würde auch jemand von ihnen erschossen werden, wenn sie etwas sagten. Diese Leute waren krank, das stand fest. 

"Habt ihr verstanden?" Der Umgangston wurde rauer, alle nickten aus Verzweiflung und Panik. Egal, wer den vergifteten Saft trinken würde, derjenige, der ihn ausgesucht hatte, würde ein schlechtes Gewissen bekommen. Viel mehr als das. 

"Fangen wir an." Somit kam unter einer silbernen Schüssel fünf Gläser gefüllt mit Karottensaft zum Vorschein. Jeder wirkte von ihnen so unscheinbar, als wäre jeder normaler, orangefarbener Saft. Chans Blick schweifte über jeden Einzelnen, in der Hoffnung, dass er irgendwelche Auffälligkeiten erkennen würde. Aber wie erwähnt, jeder sah identisch aus. 

"Ich bin dafür, dass Felix in die Gruppe von Chan und Jeongin kommt." Also hieß es auch, dass Chan das Glas für seinen australischen Freund aussuchte, anstatt für Jeongin. Nervös biss er sich auf die Lippe, ehe er das Glas zu Felix schob. Changbin schob sein Glas zu Seungmin, Felix schob eines zu Jeongin und so ging es weiter bis Chan sein Glas hatte. Letzte Blicke zwischen der Dreiergruppe, ehe der Älteste sein Glas auf Ex leertrank. Kein Anzeichen von Gift. Ein hilfloses Schnauben von ihm, ehe Chan lautlos anfing zu weinen. Es wäre ihm recht gewesen, wenn er das Gift bekommen hätte, denn dann war er sich sicher, dass die anderen es für diese Nacht nicht bekamen und sie somit für kurze Zeit in Sicherheit waren. 

Dann trank Changbin sein Glas leer, auch bei ihm keinerlei Anzeichen, sodass Seungmin sogar beruhigt aufatmete. Auch wenn es in diesem Moment alles andere als okay war. Aber es war lediglich sein Gewissen, welches ihm nicht sagen würde, dass er wegen seiner Wahl starb. 
Auch Felix trank sein Glas. Außer, dass sich dieser verschluckt hatte, schien auch bei ihm alles in Ordnung zu sein. Sodass die Wahl nun zwischen Seungmin und Jeongin stand, die beiden Jüngsten. Und irgendwie war diese Wahl, das schlimmste, was passieren konnte. Die Stille machte die Situation umso unerträglicher. 

"Trinkt zusammen.", befahl einer der Psychopathen, wodurch sie allesamt aufschreckten. 

Die beiden Jungen sahen sich an, ehe sie ihr Glas zwischen die Finger nahmen. Dann trafen Chans Blick auf Jeongin. Letzterer drückte noch ein letztes, heiseres Ich liebe dich hervor, ehe sie ihre Gläser geleert hatten. Bereits als Jeongin die Flüssigkeit angesetzt hatte, roch er den intensiven Geruch und wusste direkt, dass er der Nächste war, der sein Leben ließ. Jeden kleinesten Millimeter hatte er von dem Saft gespürt, wie dieser seiner Speiseröhre runterrannte und zugleich höllisch brannte. Es war der schlimmste Schmerz, den er je in seinem Leben gespürt hatte, sodass ihm direkt die Tränen in die Augen stießen, er sofort anfing zu husten und nach Luft japste. 

"Es tut mir leid", wimmerte Felix, der ihm den Giftcocktail ausgesucht hatte. Während alle dem Schauspiel zusahen, wie der Jüngste nun unter Qualen um sein Leben rang, machten sich die Maskierten auf, dass sie verschwanden, denn ihre Arbeit war fürs Erste nämlich erledigt. 

"Selbst wenn er es auskotzen würde, er wird sterben. Er hat höchstens zwei Stunden. Viel Spaß." Somit waren sie weg und alle Jungen sahen sich bedrückt an, hatten aber den Blick schnell wieder auf Jeongin gelegt. Der Erste, der sich dazu bewegen konnte, etwas zu machen, war Chan gewesen, der unter Tränen den Blonden einfach auf das Sofa gelegt hatte, nicht zusehen konnte, wie dieser sich unter den Schmerzen wandte und das verweinte Gesicht nicht ertragen konnte. Jeongin lachte selbst in den schwiergsten Momenten und nun war das Letzte, was ihnen allein in Erinnerungen blieb, das schmerzverzogene Gesicht. 

"Geht... lasst mich alleine.", flehte Jeongin. Er wollte nicht, dass die anderen diese Bilder sahen. Ganz und gar nicht. Sie hatten so viel Leid bisher sehen müssen, da brauchten sie nicht auch noch bei ihm bleiben, bis er seinen letzten Atemzug genommen hatte. 
"Jeongin..."
"GEHT"

___

Entscheidungsfrage;

➳ Sollen die Anderen bei ihm bleiben oder sollen sie Jeongins Wunsch nachkommen und aus dem Raum gehen? 

Abstimmung: geschlossen!

Das ist das erste Mal, dass ich ein richtig schlechtes Gewissen bekommen... Whoops, I'm sorry :c 

𝗣𝗹𝗮𝗰𝗲𝗯𝗼 ✧ STRAY KIDSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt