Es war wie ein wunderschöner Traum. Ich konnte es nicht fassen, dass ich Hyunwoo wieder über den Weg lief. Er sah furchtbar aus, aber das war mir in dem Moment egal. Mein Herz pochte wild und schnell in meiner Brust. Ich hatte fast schon Angst, dass mein schwacher Muskel, das nicht mitmachte. Aber wenigstens würde ich jetzt glücklich, voll gepumt Endorphin und einer göttlichen Euphorie.
Unwillkürlich fing an am ganzen Körper an zu zittern und meine Knie wurden verdächtig schwach. Hyunwoo schien dies auch zu bemerken und hielt mich auf den Beinen. Euphorisch verlor ich mich in seinen dunklen Augen. Wie schön er doch war, trotz den geröteten Augen, der bleichen Haut und den dunklen Ringen unter den Augen.
Ich schmiegte mich Instinktiv enger an ihn und seufzte leise. Er roch zwar alles andere als gut, doch ich hatte es vermisst. Er benötigt aber ganz dringend eine lange Dusche, das war klar!
"Hyunwoo", setzte ich leise an. "Ja?", fragte der Ältere mindestens genau so leise. "Du brauchst Hilfe, genau so wie ich... b-bitte komm mit mir und lass dich behandeln."
"Das kommt nicht in Frage. Ich brauche keine Hilfe, es geht mir gut und das Leben auf der Straße ist gar nicht so schlimm, wie man immer denkt! Es gibt viele gute Menschen, die einem Geld geben", erwiderte er mit einer Heftigkeit, die mich zusammenzucken ließ."I-Ich flehe dich an, Hyunwoo. Komm mit uns", versuchte ich es erneut. "Mit euch? Mit dir und deinem Stecher, du kleine Schlampe?!", schrie er mich an und stieß mich nach hinten.
Erschrocken schrie ich auf, als ich das Gleichgewicht verlor und kurze Zeit später auf dem Hintern landete. Der Schmerz durchzuckte meinen Körper. Gerade als ich mich wieder aufrichten wollte, spürte ich einen erneuten heftigen Schmerz in meiner linken Gesichtshälfte.
Über befand sich nun Hyunwoo. Die Wut loderte in den dunklen Augen und seiner Hand klebte Blut. Instinktiv fasste ich mir an die Lippe, aus der die warme, rötliche Flüssigkeit quoll. Ein erneuter Schmerz durchzuckte mich, gefolgt von einem ekelerregendem Knacken.
"H-Hör auf, Hyunwoo", wimmerte ich, mit Tränen in den Augen. Die Arme hatte ich schützend vor mein Gesicht gehalten. "E-Er ist nicht mein Stecher, er gehört zum Pflegepersonal der Klinik, in der ich mich befinde."
"Verarsch mich nicht, du kleines Flittchen. Sicherlich kennt die ganze Stadt schon deinen Hintern!", grollte Hyunwoo und holte erneut aus. Der Schlag ging nun in meine Magengrube und ich wimmerte. So hatte ich mir das Wiedersehen nicht vorgestellt...
Meine Augen verdrehten sich und ich driftete weg. Ich schwebte nun in der schwarzen Leere. Ich fühlte mich augenblicklich besser. Von weit entfernt hörte ich, wie sich Hyunwoo und der Pfleger anschrieen und die Sirenen von einem Krankenwagen oder der Polizei, keine Ahnung. Doch auch das verstummte allmählich. Ich schloss die Augen und ließ mich weiter durch die Finsternis treiben.
Als ich wieder die Augen öffnete, saß ich auf einem Stuhl in mitten eines komplett schwarzen, leeren Raum. "Wo bin ich?", fragte ich in den Raum hinein. Es gab weder Fenster noch Türen. Auch keine Möbelstücke waren vorhanden. Es gab nur mich und meinen Stuhl und zwei weitere Stühle in der Raummitte.
Ich spürte einen kalten Atem im Nacken. "Willkommen, Kihyun. Ich habe dich schon erwartet", erklang eine verzerrte, klirrende Stimme.
"Ich freue mich so, dich endlich persönlich kennenzulernen. Ich habe solange auf diesen Moment gewartet."Vorsichtig drehte ich mich um und blickte in tote Augen einer Frau. Sie hatte eine Hand auf meiner Schulter abgelegt und umrundete mich lasziv.
Sie hatte langes, schwarzes, glanzloses Haar, welches über den Boden schlief. Ihre Haut war eingefallen, gräulich und leblos. Aber was am erschreckenden war, sind die Knochen, die unter der toten Haut hervorstachen und sich deutlich abzeichneten. Sie sah aus, wie ein Skelett, das mit Haut überzogen war. Ziemlich gruselig.
Sie schnippte mit den Fingern und ein großer Spiegel erschien vor uns. Lachend riss sie mir das Hemd auf und strich mit ihrer zitternden, eiskalten Hand über den Oberkörper. "Wie widerlich du doch aussiehst, Kihyun. Siehst du nicht dieses ganze Fett, welches an deinem Körper ist? Warum lässt du dich so gehen? So wird dich nicht mal dein alkoholsüchtiger Freund wollen", sie brach in schallendem Gelächter aus.
"Ich vergaß, Hyunwoo will dich sowieso nicht. Ich meine, das wollte er noch nie. Er hatte dich nur für seine Vorteile ausgenutzt und du naiver, fetter Versager bist voll auf seine Masche angesprungen. Aber zu guter Letzt hatte er dir ja deinen Platz in seinem Leben gezeigt."
Sie kicherte und schnippte erneut mit den Fingern und Schmerzen durchzuckten mich. Im Spiegel sah ich nun die Verletzungen, die Hyunwoo mir durch seinen Wutausbruch zugefügt hatte. Ich sah nun wirklich absolut abscheulich aus.
Tränen rollten mir die Wangen hinunter. Dieser innerliche Hass und der daraus entstehende Schmerz war schlimmer, als jeder körperliche Schmerz. "Abschaum", lachte die Frau und ließ sich auf einen der Stühle fallen. Sie schlug die Beine übereinander und durchbohrte mich mit ihren Blicken.
"Kihyun-ah!", eine warme, bekannte Stimme erklang sanft an meinem Ohr. Dann schlangen sich zwei Arme von hinten um mich. "Ich habe viel länger auf dich gewartet als... Anorexia nervosa."
Weiche, warme Lippen legten sich auf meine Wange, welche mir einen angenehmen Schauer bereiteten. "Hyunwoo~", nuschelte ich leise und drehte meinen Kopf zu ihm. Ich blickte in seine dunklen Augen, die warm leuchteten.
"Nicht ganz, mein Süßer", ein Lächeln legte sich auf seine Lippen. "Ich bin die Liebe und im Moment nehme ich die Gestalt an, womit du Liebe verbindest. Aber ich möchte, dass du endlich anfängst dich zu lieben, denn ich tue es. Du bist wundervoll, Kihyun-ah."
"Halts Maul!", schrie ich ihn an. Die Tränen quollen wieder aus meinen Augen. "Ich bin abstoßen, ekelhaft und hässlich. Keiner liebt mich und keiner wird mich je lieben!"
"Na, na mein Kleiner. Wie soll dich jemand lieben, wenn du dich nicht mal selbst lieben kannst?""A-Also liebt mich nicht mal Hyunwoo?", fragte ich leise. "Das musst du schon selbst herausfinden. Aber ich liebe dich, mein Engel. Fang endlich an, dich selbst zu lieben."
Er legte seine Lippen auf meine und ein kleines Feuerwerk explodierte in meinem Bauch. "Er gehört mir", hörte ich Anorexia nervosa schrill kreischen.
Als ich die Augen aufschlug, lag ich in meinem Klinikbett. Hyunwoo saß an meinem Bett. Den Kopf auf meinem Bauch gebetet. Hinter ihm stand ein Pfleger. "Guten Morgen", meldet sich dieser zu Wort. "Dein, uhm... Freund, hatte einen riesen Aufstand gemacht, da er unbedingt zu dir wollte. Aber sobald er wieder durchdreht, kommt er weg."
Thinking of you is a poison I drink often.
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Nostalgia | Showki
FanfictionHinter jeder Sucht steckt eine Sehnsucht. "Jeder Schluck macht mich glücklicher, verdammt." Der junge Student Kihyun, der in einem Café jobbt, stößt eines Tages auf den obdachlosen Hyunwoo, der dem Jüngeren direkt den Kopf verdrehte. Trotz der abwei...