Two | Shownu 💫

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"Was ist jetzt?", drängelt der Mann ungeduldig, doch der braunhaarige Typ weicht keinen Millimeter von mir. "Junge, ich habe dir gesagt, du sollst dich verpissen." Ich seufze tief und schiebe den Kleineren sanft zur Seite. "Ich zahle dir das doppelte, also bitte", murmelt der Braunhaarige schüchtern. Das Doppelte, also. Jackpot. "Na gut, unser Geschäft ist geplatzt", sage ich kühl zu dem Alten der mir einen wütenden Blick zu wirft. Ich hatte schon lange keinen mehr, der jünger als Vierzig ist, deswegen ist es mir eine willkommene Abwechslung, dass sich der junge Mann für mich interessiert. "Hier auf den Toiletten?", raune ich dem Kleineren verführerisch ins Ohr. "N-Nein... k-können wir zu m-mir?", fragt er schüchtern und legt immer wieder nervös den Kopf schräg. Ich will hier eigentlich nicht weg, außerdem könnte er mir etwas antun, überlege ich. "Gut, dann gehen wir zu dir", murre ich, sauer auf mich, dass das Verlangen nach Geld siegt. Die Miene der jungen Mannes hellt sich direkt und ich folge ihm in die vollgestopfte Bahn.

Ich spüre die verächtlichen Blicke auf mir. Sie starren mich an, sie lachen über mich, sie freuen sich, nicht so geendet zu sein wie ich. Instinktiv versuche ich mich kleiner zu machen, weil mein dämliches Hirn denkt, ich könnte mich vor ihren Blicken damit verstecken, obwohl es kein Entkommen gibt. Mein Blick bleibt wieder an dem Braunhaarigen hängen, der verträumt aus dem Fenster sieht. Die helle Haut bildet einen Kontrast zu seiner schwarzen Kleidung. Ich mustere sein Gesicht, die pinken vollen Lippen, die dunklen Augen, umrandet von einem dichten Wimpernkranz und das kantige Gesicht machen ihn unglaublich hübsch. Unbewusst frage ich mich, wie er wohl unter dem dicken Mantel aussieht. Bestimmt hat er einen Traumkörper.

"Wieso starrst du mich so an?", reißt er mich aus meinen Gedanken. Er hat meine Blicke also bemerkt, peinlich. "Wann sind wir da?", stelle ich die Gegenfrage. "Wir müssen an der nächsten Haltestelle raus", informiert er mich und ich nicke. Ich stütze den Kopf auf meiner Hand ab und starre ihn ungeniert weiter an, nur um zu beobachten, wie seine Wangen einen Rosaton annehmen. Die Bahn bleibt quietschend zum stehen und wir steigen aus. Nach ein paar Minuten Gehzeit, kommen wir an einem großen Gebäude an. "A-Also, hier wohne ich", murmelt er. Aw, er ist so schüchtern. Ich stoße ein wohliges Seufzen aus, als mich die Wärme des Hauses empfängt. "Folge mir bitte", nuschelt der Kleinere und führt mich zu einer der Türen. Hier wohnt er also. Mit zitternden Händen schließt er die Tür auf und gibt mir ein Zeichen, dass ich eintreten soll.

Ich ziehe mir die Schuhe aus und reiche ihm meine, schon ziemlich mitgenommene, Jacke, die er ordentlich aufhängt. "Bist du ein Penner?", fragt er schüchtern und wirft mir einen nicht zu deuteten Blick zu. "Ich würde mich als obdachlos beschreiben, aber da hast du recht", meine ich kühl. Ich meine, wir sind nicht mal zwei Minuten hier und schon beleidigt er mich. "Es... also ich... es ist kalt heute Nacht. Willst du vielleicht hier übernachten?", bietet er mich an und setzt ein gefälschtes Lächeln auf. Irgendetwas in mir will unbedingt, dass er mir ein echtes Lächeln schenkt. Ich will, dass er wegen mir Lächelt. "Wenn es dir keine Umstände bereitet." "Ich habe ein keines Badezimmer. Du kannst dort natürlich duschen, wenn du willst." Ich überlege kurz und stimme dann zu. Wenn er es schon anbietet?

Nachdem ich ausgiebig geduscht habe, will ich gerade wieder zu ihm, doch sein freudloses Auflachen lässt mich innehalten. "Lass mich einfach in Ruhe, Hoseok", sagt er emotionslos. Klingt so, als würde er gerade telefonieren. Ich ringe kurz mit mir, als ich dann doch aus dem Badezimmer komme. Seine Mimik ist genau so emotionslos, wie seine Stimme, doch als sich unsere Blicke treffen, erkenne ich in ihnen tiefe Traurig und pure Verzweiflung. Er wispert eine Verabschiedung in sein Handy und setzt wieder ein gekünsteltes Lächeln auf. "Du kannst etwas von mir anziehen. Ich trage am liebsten Oversize, also könnte es dir passen." Ich nicke und ziehe mir Klamotten aus seinem Kleiderschrank. Du kannst dich auch am Kühlschrank bedienen", meint er und nickt in Richtung des kleinen, weißen Kühlschrankes.

Ich öffne das Ding und schließe es direkt wieder. "Kannst du auch Pizza bestellen?", frage ich ihn und öffne den Kühlschrank erneut, um mir die Flasche Wodka zu schnappen. "P-Pizza?" "Ja, dieses himmlische runde Zeug", schwärme ich und öffne die Flasche. "Nein", nuschelt er und beißt sich auf die Lippe. Ich nehme das als eine Einladung und ziehe ihn an mich und überbrücke die Zentimeter, die mich von seinen pinken Lippen trennen. Ich will endlich mein Geld. Er erwidert den Kuss nicht. Er wirkt wie, as wäre er eingefroren. Seine Arme hängen schlapp an seinem Körper runter und es wirkt ein wenig, als hätte er aufgehört zu Atmen. Aber mir ist das egal. Mir ist es nämlich sehr recht, die Führung zu übernehmen, weil ich eigentlich eher dominant bin. Aber die reichen, alten Säcke wollen lieber meinen Arsch vögeln, als ihren hinzuhalten.

Ich vertiefe den Kuss und fahre mit meinen Händen unter sein Pullover. Erschrocken stößt er mich von sich, na guten Morgen Dornröschen. "Warum bist du so dünn?", frage ich ihn misstrauisch, doch er zuckt nur mit den Schultern. "Willst du jetzt Sex, oder nicht?", frage ich ihn weiter, da mir das ganze langsam zu blöd wird. "Nein. Ich will das nur aus Liebe tun. Ich gebe dir dafür ein Dach über dem Kopf. Ich bin ein armer Student und will mir gar nicht ausmalen, wie viel der Alte dir gegeben hätte. Ich habe dich angelogen... es tut mir leid", nuschelt er und starrt den Fußboden an, um mir nicht in die Augen sehen zu müssen. Er strahlt so ein Traurigkeit aus, dass es mir fast das Herz bricht und gegen eine Nacht in einem warmen, bequemen Bett habe ich nie etwas einzuwenden. Also mache ich es mir mit der Wodkaflasche auf seiner Couch gemütlich und trinke Schluck für Schluck den Inhalt der Flasche, der mich in den Himmel katapultiert.

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Ich war so dumm und arrogant zu glauben, ich wäre ein harmloser Gelegenheitstrinker und hätte meinen Alkoholkonsum jederzeit im Griff. Das ist Selbstbetrug, den sich jeder Alkoholiker vorgaukelt.

Nostalgia | ShowkiWo Geschichten leben. Entdecke jetzt