Kapitel 6

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Im Fadenkreuz

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DIE SONNE STAND BEREITS TIEF AM HORIZONT, als Elle nach einem langen Tag in der Universität die Stufen des Vorplatzes der Bibliothek erreichte. Die Strahlen des untergehenden Zentralgestirns hüllte alles in ein sanftes Gold und erinnerten an die schönen Augenblicke der Stadt, wenn der Titel „Golden State" Kalifornien allen Ehren machte.

Im dritten Stockwerk angekommen lies sie sich mit einem leisen Seufzer auf einem der letzten freien Plätze nieder. Für einen Freitagabend war es überraschend voll, allerdings würde sich das bald ändern. Die meisten würden dann aufbrechen, ihre Lernmaterialien nach Hause bringen und anschließend sich auf den Weg Downtown zu den gut besuchten Discos machen, oder in ihre nächstgelegene Lieblingsbar. 

Sie schob ihren Rucksack von den Schultern und griff nach ihren Lehrbüchern, welche sie vor sich stapelte, bevor sie die Entscheidung treffen musste, welcher Pflichtlektüre der Woche sie ihrer als erstes annahm. Alles andere als entscheidungsfreudig griff sie blind nach dem ersten Einband, Wissenschaftliches Schreiben. Ein weiteres, leises Seufzen ihrerseits.

Gut fünfzehn Minuten vergingen, in denen Elle wieder und wieder die gleichen Zeilen las, ohne dass ihre Bedeutung in ihren Verstand gelangte. Ihr Kopf war nicht bei der Sache. Erschöpft stand sie auf und bewegte sich in Richtung des Kaffeeautomaten, wo sich bereits eine kleine Schlange versammelt hatte. Es dauerte einige Minuten, bis sie endlich an der Reihe war, und sie endlich einen Schluck trinken konnte. Die braune Suppe schmeckte mehr nach Kalk und Pappbecher als nach Kaffee, aber sie erfüllte ihren Zweck.

Nach einigen Minuten, in denen Elle sich noch einmal anstellte und diesmal gleich zwei Becher sich holte, die sie beinahe genauso schnell leer trank wie den ersten, fühlte sie sich gestärkt und schlug den nächsten Wälzer auf, ganz nach dem Motto: neues Buch, neues Glück. Vielleicht konnte das Koffein ihr helfen, die Lektüre der Woche in ihren Kopf zu speichern.

Statt neurowissenschaftlichen Grafiken und weiterführenden Konzepten, wie es der Einband des Buches versprach, schlug ihr ein Blatt mit kleinen Kritzeleien entgegen. Sie hatte den Zettel ganz vergessen, den der attraktive Fremde Anfang des Monats in der Bibliothek hatte liegen lassen, und den sie sich zwischen die Seiten ihres Buches geklemmt hatte, um ihn wiederzufinden.

Sie stützte den Kopf auf ihre Hand, während sie das Papier noch einmal eingehend studierte. Was mochte es mit diesen ominösen Symbolen auf sich haben? Vielleicht war die Handschrift des Fremden so schrecklich, dass man sie für Hieroglyphen halten konnte – was sie bezweifelte. Es handelte sich augenscheinlich viel mehr um kleine Bilder, Kritzeleien. Vielleicht zeichnete der Fremde auch bloß gerne. Womöglich trug er den Symbolen keinerlei Bedeutung bei, die Möglichkeit bestand, doch Elle hielt sie für gering. Irgendwas sagte ihr, dass da mehr hintersteckte.

𝐙𝐎𝐃𝐈𝐀𝐂 | ✎Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt