Thoughts (Teil2) : 10

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Mein Körper war total abgemagert. Man sah jeden einzelnen Knochen, kein bisschen Fett und die Haut von dem Spiegelbild war leicht lila-blau. Wahrscheinlich, weil der Körper kein Fett oder ähnliches zum Schutz vor der Kälte hatte... Wenn man den Anblick 'bewertete', konnte man nur sagen: Mein Spiegelbild sah grässlich aus!

War wirklich ICH das? So abgemagert? So krank? So traurig?

Ich merkte, wie meine Kinnlade sich öffnete, so erstaunt und schockiert war ich über diesen Anblick. Und noch weiter öffnete sie sich, als ich bemerkte, dass das Spiegelbild es mir gleich tat!

Diese abgemagerte, kranke und traurige Person - das war tatsächlich ich!

Tränen stiegen mir in die Augen. Ich wollte erneut beginnen zu weinen, doch da schreckte ich aus meinem Bett schweratmend hoch.

Omg. Es war nur ein Traum. Aber ein Traum, den ich bemerkt habe. Schitt! Ich wollte nicht so werden. Ich hatte Angst. Stimmte auch dieser Traum?

MONTAG, JUNI 2010

Liebes Tagebuch,

Heute in der Schule war es grässlich.

Es haben wieder mal voll viele Leute hinter meinem Rücken geredet und über mich getuschelt.

'Die ist so zusammengesackt irgendwie... Sie hat voll die weiten Hosen an! Sie hat sich voll verändert. Sie ist richtig in sich selbst gekehrt. Voll der Einzelgänger, irgendwie...'

Ich halte das nicht mehr aus! Ich will nicht mehr die dumme, kleine, blöde Kuh sein.

Ich will hier einfach nur noch weg :'(

Ich hasse es!

Ich hasse mein Leben!

Ich hasse mich selbst!

Alle machen mich fertig.

Na toll... selbst fertig machen ist da natürlich die Lösung...

Besser gehts ja kaum noch!

Langsam ist mein Leben im Ar***!

Mein Vater ist weg, meine Mutter arbeitet viel und versteht mich nicht. Alle Leute beleidigen mich (mittlerweile sogar auch Leo und Ben und wenn andere mich beleidigen, dann lachen die sich einen ab...) und zugegebener Weise mache ich mich auch selbst fertig.

Und wofür das alles? Ich will doch nur glücklich und zufrieden sein. Mit meinen Freunden, meinen Noten, meiner Familie und mir (also Figur und das ich weiß, dass ich nicht voll schlecht bin)...

Aber das geht ja wohl nicht...

Ich will nicht mehr...

Und ich glaube, ... ich werde auch nicht mehr... :(

Tschüss

*LovelyLacy*

So beendete ich meinen Tagebucheintrag. Ich wusste nicht mehr weiter. Ich hatte auch keine Lust mehr, so noch weiter zu leben. Mir war alles egal...

Die nächsten Tage aß ich noch weniger. Es war mir total egal. Klar, ich wusste, dass das nicht gut für den Körper ist, wenn man wenig isst. Haare können ausfallen, Nägel werden brüchig, man ist schlecht gelaunt und unkonzentriert, ...

Ist ja nicht so, dass ich, im Nachhinein gesehen, sowieso schon voll wenig aß... , aber...

Das war mir egal! Mein kleines Büchlein mit DEN Zahlen hatte ich auch wieder aufgegeben. Mir war es nur wichtig abzunehmen. Dadurch war mir alles so egal, dass ich auch nicht zur Schule ging, sondern mich einfach irgendwo bei uns in der Nähe aufhielt und dann irgendwann am Nachmittag wiederkam, um den restlichen Tag gelangweilt in meinem Bett zu liegen und das Leben zu verschwenden. Mit Sue machte ich nichts mehr. Wie genau es dazu kam wusste ich gar nicht...aber Fakt war, sie hatte schon wieder neue Freunde gefunden. Irgendwelche aus unserem Jahrgang mit denen sie ständig zusammen war. Wir hatten also nichts mehr miteinander zutun. Ab und zu telefonierten wir zwar (so zweimal pro Woche) aber mehr auch nicht...

Kurz gesagt, ich warf mein ganzes früheres Leben "über Bord" und begann ein neues. Eins, wo mir alles egal war, wo ich niemanden brauchte - nicht Mom, nicht Dad, nicht Sue ... nichtmals mich selbst.

Und diese Tatsache brachte mich zum Grübeln.

Destroyed girlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt