Die Badezimmertaktik und ungebetener Besuch - 6. Kapitel

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Seit diesem Moment und natürlich ein paar anderen Formalitäten, befanden wir uns jeden verdammten Tag in dieser Wohnung. Am ersten Tag maßen wir die komplette Wohnung ab, von oben bis unten, jede kleinste Ecke.

"Mic, wo ist das verdammte Maßband?!", brüllte ich durch den Flur. "Ich muss messen wie groß mein Bett mindestens sein kann!" "Inner Küche irgendwo!", kam es aus dem Bad zurück. Stöhnend setzte ich mich auf und schlenderte in die Küche.

Auszusuchen wer welches Zimmer bekam, ging relativ schnell. Ich entschied mich für das, welches das erste Zimmer nach dem Bad war, das man erreichte. Mica nahm das am Ende des Flurs. Sie konnte halt nicht so taktisch denken wie ich. Wenn man ein Zimmer neben dem Badezimmer besitzt, ist man auch morgens schneller an diesem wunderbaren Ort. Tja, tja, Mica. Wohl verschissen. Natürlich verriet ich ihr diese Taktik nicht. Das wäre einfach nur dumm und rein gar nicht taktisch. Sie würde es frühstens herausfinden, wenn die Uni wieder begann und wir uns morgens beeilen mussten.

Als ich das gesuchte Maßband von der Theke schnappte, ließ ich mich wieder durch das Küchenfenster ablenken. Es war zwar nicht so groß wie die anderen Fenster dieser Wohnung, aber dennoch groß genug, um die ganze Straße bis hin zu dem kleinen Park in der Nähe zu überblicken.

Jeden Tag, wenn wir in der Wohnung waren und ich aus irgendeinem Grund in die Küche musste, blieb mein Blick am Fensterausblick hängen. Mag komisch klingen, aber ich liebte Fensterausblicke über alles. Mir war schon durch den Kopf gegangen, mal von jedem Fensterausblick, den ich in meinem Leben zu sehen bekomme, ein Foto zu machen, dann mein Werk als Collage auszustellen und dadurch berühmt zu werden - Ja, das klang auf jeden Fall nach einem guten Plan.

Am vierten Tag, den wir in der Wohnung verbracht hatten, schaute ich mal wieder aus dem Fenster und musterte die vorbeigehenden Leute, bis mein Blick plötzlich an einer Gruppe Jugendlicher hängen blieb. Und sie ALLE hatten wieder so ein Skatelongdings im Arm. Schlimmer kann's ja kaum werden. Die gehörten bestimmt zu der Meute von vor 4 Tagen. Ein wenig stirnrunzelnd beobachtete ich die Gruppe. Die Leute von letztens sahen doch alle viel älter aus. So um die 20. Diese Exemplare hier unten waren höchstens 14. Allerhöchstens 15, 16. An sich nichts wirklich besonderes, außer dass in dieser Straße sonst nur Menschen vorbeigingen und nicht hier herum lungerten, als gäbe es hier etwas Besonderes, was allerdings nicht wirklich der Fall war.

Irgendwann hörte ich aufgeregte Stimmen aus dem Flur. Was war denn da bitte los? Neugierig und auch ein wenig entnervt ließ ich vom Fenster ab und öffnete die Wohnungstür. Zwei junge Männer stiegen gerade aufgebracht vor mir die Treppe hinunter. "Ähem...entschuldigung?", fragte ich irritiert. Die Typen drehten sich zu mir um. Einer hatte Dreads. Cool. "Wer ist das da draußen?" "Oh, äh, hallo erstmal." Der Kerl mit den Dreads versuchte zu lächeln und gab mir die Hand. Ich spürte, dass Mica hinter mir auftauchte. "Was' los?", flüsterte sie. "Keine Ahnung.", zischte ich zurück.

"Wir haben da ein kleines...jugendlichen Problem.", erklärte der Dread-Typ. Der andere sagte einfach garnichts und schaute immer wieder nervös zur Haustür. Irgendwann ging er einfach die letzten Stufen hinunter und legte seine Hand auf die Klinke. "Felix, nein!", versuchte der Dreadyboy ihm klarzumachen. "Komm wieder hoch, wir rufen einfach die Polizei. Dass wir rauskommen, ist doch was sie erreichen wollen." "Ja ok, man." Der anscheinende 'Felix' ließ von der Türklinke ab und trottete wieder nach oben. Er reichte mir die Hand. "Felix.", stellte er sich vor. "J-Jade?" "Ich bin Simon." lächelte der Typ mit den Dreads angestrengt.  "Mica.", sagte Mica.

"Wenn ihr uns jetzt entschuldigen würdet... Wir müssen die Polizei holen. Geht einfach nicht raus, okay?", sagte Simon uns. Dann verschwanden die zwei im oberen Stockwerk.

"Sag' mal, sind das nicht die Neuen?", hörte man diesen Felix noch zischen bevor Simon anschließend rief: "Willkommen im Haus voller Vollidioten!"

Walrosse haben auch Gefühle - Youtuber FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt