Vor einem großen Gebäude bleibt Raphael stehen. „Hast du Hunger?"
„Nein. Doch nicht Mitten in der Nacht!" Verdrehe ich die Augen. Was hat mich nur hier hergetrieben? Er sah nicht aus als wolle er mich Einsperren.
„In meinem Zimmer steht eine Couch. Wir könnten ein wenig Reden, da du nicht Schlafen möchtest." Schlägt er vor als wir eine Lange Treppe hochgehen. Reden? Kennen Lernen oder was meint er damit? Reden bedeutet nie was Gutes. Soweit ich das Beurteilen kann.
„Wieso?" Frage ich Misstrauisch. Er bleibt vor einer Türe stehen, betrachtete mich aufmerksam.
„Weil ich dich Kennenlernen möchte?" Das ist mehr eine Feststellung von Raphael als eine Antwort. Verwirrt sehe ich ihn an. Was zum Teufel geht in seinem Kopf bitte Falsch?
„Aha." Gebe ich unwillkürlich einen Laut von mir. Er machte die Türe auf und betätigte den Lichtschalter. Was hat mein Vater in meiner Erziehung falsch gemacht, dass ich mit einem fremden Mann in ein Zimmer gehe? Nichts er hat mich überhaupt nicht erzogen.
„Mein Reich." Erklärt er Stolz. Das Licht blendet mich kurz. Eine weiße Wand davor einer Couch die mit gelben Kissen bestattet ist, bemerkte ich als Erstes.
Dann sah ich zu Raphael.
„Weißt du? Ich glaube, ich muss auch mit dir reden." Denn immerhin hat er meinen Namen von irgendjemandem bekommen. Wie die Ruhe selbst geht er zum Sofa und ließ sich geschmeidig drauf fallen. Auffordernd klopft er neben sich. „Dann fang mal an." Grienst er zuvorkommend.
Ich Verdrehe die Augen musste aber zugeben, dass er aufmerksam ist. Wir kennen uns noch nicht einmal! Ich setze mich so, dass ich ihn sehen kann.
„Warum weißt du einfach alles? Das ist wie als hätte es dir jemand erzählt. Was ich wiederum nicht ganz glaube."
Er lächelte Geheimnisvoll.
„Es ist nicht so wie du denkst. Aber mir hat es jemand gesagt." Seufzte er nach einer Weile.
„Darf ich fragen wer?" Ich bin neugierig geworden? Und woher weiß er meinen Namen? Kenne ich denjenigen sogar? Oder ist es etwas ganz anderes?
„Das würdest du mir noch nicht glauben." Erklärt er und überlegt anscheinend wie viel er mir vertrauen kann. Wieso um alles in der Welt würde ich ihm nicht Glauben? Es ist kaum so, dass er sich etwas erfindet.
„Noch nicht?" Amte ich seine tiefe Stimme von vorher nach, was ihm breiter grinsen lässt. „Wenn du mir nichts sagen willst, dann frag ich dich eben. Als was arbeitest du hier?" Warum sollte Raphael ein Zimmer haben aber keinen Unterricht? Er ist so komisch!
„Ich halte die Augen auf." Sein Grinsen verschwindet. Was ihm wohl durch den Kopf geht? Ist er ein Spion?
„Mehr ist es nicht?" Das ist merkwürdig. Und wie verdient er Geld?
„Es ist sogar mehr als du denkst." Jetzt grinst er wieder. Ich hob meine Brauen. Was will er mir damit sagen?
„Kapiere ich nicht." Mein Geduldsfaden reißt gleich! „Was meinst du?" Sein Blick wandert zu meinem Arm. Er kann es nicht sehen und trotzdem habe ich das Gefühl er kann es. Wehe er lenkt das Thema ab, dann ist sein Kopf weg!
„Genauso wie ich es gesagt habe. Wir sollten die Wunde Reinigen." Seine Augen glitten über meinen Körper, an meinen Augen hält er inne. „Komm. Das Bad ist gleich hinter der Türe." Raphael deutet auf die Weiße Zweite Türe im Raum, die ich noch nicht betreten habe.
„Es ist nur ein Kratzer." Und bereitet mir kaum schmerzen.
„Unter den Nägeln sind viel Keime. Und wenn du genau hinsiehst kannst du vielleicht sehen, was mir Sorgen macht." Seine Lippen sind zu einem Strich geformt, da erst fällt mir auf, dass sie Voll und geschwungen sind. Wie ich sie gerne küssen wollte. Und warum hat er so viele verschiedene Grüntöne in den Augen? Ist das Normal? Von Dunkel bis zum hellsten Grün sind seine Augen gesprenkelt, in die Unendlichkeit. Um so weiter man sieht desto weiter wird das Spektrum. Da seine Augen wirklich wie die Unendlichkeit aussehen. Er steht auf.
Damit bringt er meine Gedanken ein Ende. Er hat breite Schultern. Seine Nase ist gerade und sein Gesicht ist rundlich.
„Ich kann auch das Zeug holen." Belustigt geht er, ohne meine Antwort abzuwarten ins Bad. Die Zeit nutzte ich mir, um seine vier Wände zu begutachten. Sein Bett steht gegenüber von mir, es sieht bequem aus. Das ganze Zimmer ist schön eingerichtet und strahlt eine Wärme aus. Eine Wärme und Freundlichkeit die nur von ihm stammen kann.
Keine Sekunden später sitzt er neben mir. Viel näher als vorher. Ich sollte hier auf keinen Fall sein. Er riecht so gut. Nach Sommer, Wasser und frisches Gras. Bei ihm fühl ich mich geborgen, obwohl ich ihn nicht kenne weiß ich, dass er mir nie im Leben was antun würde. Ich frag mich, ob ich ihn in verknallt bin. Ich habe mir fest Vorgenommen mich nie zu Verlieben und doch ist genau das passiert, in innerhalb von einer Stunde. Definitiv zu viel Schlafmangel mit diesen verrückten Gedanken. Daran muss es liegen.
„Darf ich?" Fragt Raphael nebenbei als er eine Salbe aus der Grauen Schachtel nimmt. Zögernd strich ich den Pulloverärmel hoch. Es sah vorhin nicht wegen der Dunkelheit schwarz aus. Es ist Schwarz! Ich erstarrte. Wieso ist es schwarz? Ich wollte gerade mit meinen Fingern darüber streichen als Raphael meine Hand festhält mitten in der Bewegung. Seine Hand ist weich und schmeichelt sich um mein Gelenk gelegt aber er hielt es so fest, dass ich meine Hand nicht mehr rühren kann.
„Nicht! Sonst verteilt es sich und wird schlimmer." Erklärt er Ernst. Soll das ein Witz sein? Er ließ meine Hand nicht los. Sondern sah mir fest in die Augen. „Damit ist nicht zu spaßen!" Sein Ton wundert mich. Vorhin war er noch die Ruhe Selbst. Zögernd löst er seine Hand um mein Gelenk und schraubt den Deckel der Salbe auf. Perplex sah ich Raphael an. Er hat mich Total aus der Fassung gebracht. Wieso sollte man es nicht anfassen dürfen?
„Ist dir irgendwas aufgefallen? Irgendwas Merkwürdiges was dein Vater oder seine Freunde nie machen würden?" Er wollte die Creme auftragen aber ich zuckte zurück. Das ist doch unlogisch! Und erwähnte er gerade meinen Vater?
„Wenn ich es nicht anfassen darf, warum dann du?" Das wird ja immer interessanter!
„Weil ich es eben kann." Meint er und schnappt sich in Sekundenschnelle meinen verletzten Arm und verteilt ohne mein Einverständnis das Zeug auf den Blutigen abdrücken. Ich bin viel zu fasziniert, von der wärme die er ausstrahlt dabei, als dass ich meinem arm weg ziehe. Dieses Gefühl ist so berauschend! Das schwarze verschwindet und übrig bleiben die Abdrücke der Nägel.
Die wirkt aber schnell. Erstaunt betrachte ich meinen Arm. Besser als Tabletten oder andere Salben.
„Möchtest du hier Schlafen?" Erkundigt er sich, steht auf und ging ins Bad. Die Türe lässt er offen. Als Raphael zurückkommt, ohne dem Korb, hatte ich eine Antwort.
„Nein." Ich stehe auf und blickte zur Uhr an der Zimmerwand. Halb zwei in der Nacht.
Ich presste meine Lippen aufeinander.
„Sicher? Du hast vorhin erwähnt, du dürftest nicht in die Wohnung." Er geht zum Schrank. „Hier." Er reicht mir ein graues T-Shirt und eine Jogginghose. Man, das Angebot ist so verlockend.
„Warum bist du so nett?" Frage ich und nahm ihm die Klamotten nicht aus seiner Hand. Ich bin zwar naiv aber nicht dumm. Raphael legt die Sachen auf eine Kommode neben sich.
„Das ist mein Wesen. Und jetzt zieh dich bitte im Bad um. Du hast schon Augenringe." Er ist besorgt um mich. Das steht fest. Aber wieso? Was meint er mit Wesen? Wahrscheinlich nur eine Redewendung.
„Die Augenringe hab ich schon länger." Ich verstehe es einfach nicht. Jetzt erst wird mir was klar. „Warum warst du beim Fluss und warum Mitten in der Nacht?" Das ist alles so Merkwürdig, dass es kaum noch auffällt. Warum? Warum hat er mich überhaupt angeredet? So was macht man nicht! Zumindest nicht mit mir. Am liebsten würde ich jetzt noch am Fluss sitzen und die Ruhe genießen. Aber nein. Ich stehe in einem Raum mit Raphael.
„Wenn ich ehrlich bin, vertraust du mir nicht mehr." Sagt er leise. Nicht leise genug für mich.
„Ich glaube, ich vertraue dir auch so nicht." Was nicht stimmt. Er hat was an sich, dass ich ihm vertraue. Aber zugeben werde ich es nicht. Wer weiß, was er vorhat. Oder ist er einfach nur Nett?
„Glauben ist nicht Wissen, darum glauben wir an Gott und wissen es nicht. Aber das Thema schiebe ich mal beiseite. Wieso solltest du mit einem fremden zu ihm Nachhause gehen und Übernachten, wenn du kein Vertrauen zu ihm hast? Unterbewusst Vertraust du demjenigen sonst würdest du nie mit gegangen sein." Grinsend lehnt er sich an die Wand. Wie kann er so schnell das Thema wechseln? Und seit wann hört er sich an wie ein Therapeut. Ich bin kurz Sprachlos. Und er meint er hat gewonnen, so Siegessicher er an der Wand steht! „Ich schlafe nicht bei dir." Stelle ich scharf klar. Seine intensiven Augen wenden sich kein einziges Mal weg von meinem sturen Blick. Ich bin mal wieder gefangen in den 3D-Augen. „Und was hast du die ganze Zeit über mit deinem Vertrauen?" Langsam regt er mich auf. Jetzt hält er natürlich seinen Mund. War klar. „Ich möchte, dass du mir Vertraust." Sanft! Das bringt mich um den Verstand. Ich bin doch kein Kleinkind. Warum redet er so mit mir?
„Ich Vertraue niemandem!" Bockig verschränke ich die Arme vor mir. Und das stimmt auch, was ich gesagt habe. Na ja, zumindest eine Ausnahme gibt es.
Ihm! Das braucht er nicht zu wissen! Er ist ein Fremder. Ich sollte meine Klappe halten.
„Das ist der Knackpunkt." Sagt er in aller Ruhe. Jetzt bin ich verwirrt.
„Wie meinst du das?" Misstrauisch begutachte ich ihn. Er strahlt Gelassenheit aus.
„Du vertraust niemandem. Sonst würdest du mir sofort Vertrauen. Jeder Vertraut mir auf den ersten Blick." Selbstsicher richtet er sich wieder gerade hin.
„Das Glaubst auch nur du." Zischte ich. Er ist so Arrogant. Zu viel ist für ihn nicht gesund.
Er gluckst. Arroganter gehts kaum.
„Ich glaube an sehr viel Nia. Aber weiß noch mehr." Seine Grüppchen kommen zum Vorschein und wenn er lacht, so wie jetzt, strahlen seine Augen wunderschön.
„Das interessiert mich nicht." Wütend wollte ich am liebsten raus aus dem Gebäude rennen. Aber Raphael macht mir einen Strich durch die Rechnung, er schmeißt mir den Haufen Anziehsachen entgegen, die ich selbstverständlich auffange. Erst realisierte ich kaum was er mir damit verständigen wollte.
„Nie im Leben." Streng sah ich von den Klamotten zu ihm. Er grinst immer noch.
„Sag niemals nie." Er legt seine Hand auf meinen Rücken und schob mich ins Bad. Die Berührung von ihm ist wie eine angenehme Dusche, sein Geruch wieder so nah bei mir, dass es mir den Verstand raubt.
„Wenn du fertig bist mit bocken dann sags mir." Schmunzelnd schließt er die Badezimmer Türe.
„Was für ein Vollpfosten!" Flüsterte ich extra zu laut.
„Ich kann dich hören." Lachte er und ich musste mir ein Grinsen verkneifen.
„Halt die Klappe!" Zischte ich.
„Die brauche ich nicht zu halten. Sie hält von alleine." Lachte er noch mehr.
„Musst du immer zurück Kontern?" Ich habe keine Lust mehr auf ihn aber jetzt bin ich schon in seinem Bad. Das ist so schräg. Passiert so was andauernd? Bei mir wie ich merke schon. Es hat einen Vorteil. Ich muss mir um die Kälte heute draußen keine Sorgen machen.
„Ja. Vielleicht vertraust du mir wenn ich dich Ärgere." Ich höre sein Grinsen förmlich durch die Türe. Auch, wenn es unmöglich ist.
„Idiot!" Murrte ich und zog mich um. Die Wunde sieht man gar nicht mehr. Merkwürdig. Wie geht denn das? Diese Salbe sah auch nicht aus als kauft man sie bei der Apotheke. Ich muss ihn darüber unbedingt mal ausfragen. Aber wie mache ich das, ohne ihm zu zeigen, dass ich an ihm interessiert bin. Seufzend ließ ich meinen Arm fallen. Im spiegel betrachte ich mich. Ich sehe wirklich scheiße aus. Raphael muss wirklich Nerven haben mich so unter einer Brücke herauszuziehen.
Was er wohl von mir hält? Meine Haare stehen in alle Richtungen ab.
„Darf ich die Bürste benutzen?" Frage ich Laut damit er mich hört.
„Nur zu."
Kopfschüttelnd machte ich den unordentlichen Dutt auf und kämmte sie durch. Jetzt sehe ich aus wie ein auf gepuffter Pudel. Blöd, wenn man wellig bis lockiges Haar versucht mit einem Kamm zu bändigen. Streng flechte ich sie ein, damit die Langen Haare beim Schlafen nicht stören. Ich hasse es mit offenem Haar zu schlafen, gerade weil ich sie seit Jahren nicht mehr geschnitten habe und mir bis zur Taille reichen. Deswegen mache ich meistens einen Dutt am Tag, damit sie nicht nerven.2105
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Erzengel Raphael (Band 1)
FantasyNia weiß nicht, wohin mit sich und dann findet ein Typ sie wortwörtlich auf der Straße. Mit intensiven Grünen Augen konnte er in nur wenige Minuten ihre Seele Erobern. Doch kann er Nia auch aus ihrer schwierigen Lebenssituation Helfen? Nicht Kopier...