Die Hütte war aus Holz gebaut worden welches bestimmt schon so manches Wetter durchlebt hatte, Holz welches von Hand zu Hand gereicht wurde. Sie war klein aber gemütlich, mit einem kleinen Esszimmer und einem herrlichen Ausblick auf den See durch die Glasfront. Einer Küche die mehr Flur war, immerhin gab es einen Kühlschrank und einen Besteckkasten. Daneben grenzte ein kleiner Raum, indem grade mal ein Bett Platz fand, nur ein Bett. Nicht mal eine Tür gab es, nur einen Vorhang. Und den Dachboden mit zwei Matratzen, den man nur über die Holzleiter erreichen konnte die fast den halben Flur einnahm der zu dem kleinen Raum führte. Obwohl es sowieso eher als Wohnzimmer bezeichnet werden konnte, statt als Flur da ein Sofa an der Seite stand. Überall waren Fenster um das Licht herein zu lassen, das bereits morgens mit sanften Strahlen in die Hütte fließt. Gleich wenn man vor die Tür trat, stand man auf der Terrasse. Sie war ebenfalls aus Holz. Das Ganze stand direkt über dem Wasser, es war früher ein Café gewesen. Eine kleine Gaststätte über dem See, die den Namen Maritim trug. So stand es zumindest auf einen der Rettungsringe die über der Tür hingen. Deshalb war es auch kein Wunder wenn man ab und zu im Wasser noch eine Gabel oder einen Löffel fand, die einem unachtsamen Gast zwischen die Bodenbretter gefallen sind. Alles in allem konnte das Bild was sich hier einem bot nur als friedlich beschrieben werden. Wie als wäre einfach alles andere stehen geblieben. Als gäbe es keine Probleme, kein Leid und Schmerz jenseits der Hütte. Und all das nur, weil man sich hier wie verzaubert vorkam. Wie in einer anderen, einer glücklicheren Welt.
Ein Mädchen, etwa 20, saß an einem Tisch und las in einem dicken Roman. Ab und zu strich sie sich eine ihrer langen, gelockten blonden Haarsträhnen aus dem Gesicht die in der untergehenden Sonne glänzten wie flüssiges Gold. Auch der Stuhl und der Tisch stammten noch aus der Zeit als die Hütte noch als Café genutzt wurde, deswegen war es kaum verwunderlich das sich auf dem dunklen braunen Holz Kerben befanden vielleicht weil ein Gast sein Glas zu heftig abgestellt hatte. Oder das es Brandspuren gab, die vermutlich von Gästen stammten die am Abend noch entspannt, den Horizont im Blick, eine Zigarette rauchten. Aber man fühlte sich wohl und sicher.
Gerade als das Mädchen mit der Seite fertig war und die nächste umblätterte, spürte sie, dass sie nicht mehr allein war. Gleich darauf erschien eine Gestalt in ihrem Blickfeld, ein Mädchen in ihrem Alter. Mit einem ansteckenden Lächeln ließ sie sich auf den Stuhl gegenüber von ihr nieder, auf dem ebenfalls ein blau-weißes Sitzkissen lag, fast so als hätte das blonde Mädchen heute Besuch erwartet.
»Es ist schön dich wieder zusehen,« sprach sie.
»Es ist auch schön dich wieder zusehen,« antwortete das blonde Mädchen mit einem kleinen unsicheren Lächeln auf den Lippen, während sie sorgfältig ein zerknittertes Lesezeichen in ihr Buch legte und es zu klappte.
»Du siehst noch genauso aus wie früher,« sprach sie weiter.
Das Mädchen ihr gegenüber musterte erst ihre Arme und dann ihre Beine.
»Vielleicht für dich. Immerhin hat sich viel verändert seit wir uns das letzte mal gesehen hatten.« Tiefer Schmerz blitzte in ihren blauen Augen auf, Schmerz der erahnen ließ das die Narben in ihrem Innern weitaus tiefer gingen. Das blonde Mädchen sah sie mit einer unergründlichen Miene an, ihre Lippen bewegten sich nicht, nur in ihren tiefen grünen Augen konnte man die Schuld sehen und Bedauern, das alles so geendet hat wie es eben nun mal endete.
»Ja, da bin ich mir sicher. Wie ist es dir so ergangen?«
Das Mädchen vor ihr strich sich eine ihrer braunen schulterlangen Haarsträhnen aus dem Gesicht, hier wirkte ihr Haar wie Karamell, ehe sie auf die Frage einging.
»Wie soll es mir schon ergangen sein nachdem du weg warst? Das Leben ging weiter, es war nur um einiges schwerer ohne dich. Weil du einfach abgehauen bist.Plötzlich war meine beste Freundin, meine Schwester, einfach nicht mehr da. Ich hab mich noch nie so allein und verlassen gefühlt..«ihre Stimme brach.
Das blonde Mädchen sah sie an, eine Träne löste sich aus ihrem linken Auge. »Vielleicht verstehst du jetzt warum ich gegangen bin.« In ihrem Satz, ihren Augen, ihr ganzer Körper strahlte die Liebe aus die sie empfand wenn sie ihre beste Freundin ansah, die mehr und mehr zu einer Schwester wurde. Mit der sie durch dick und dünn gegangen ist, durch kleine Probleme und größere
Katastrophen.
»Vielleicht tue ich das. Ich hatte immerhin lange Zeit um über das nachzudenken was du mir geschrieben hast, nachdem du gegangen bist.« Danach hingen beide ihren Gedanken nach und beobachteten die untergehende Sonne die sich dem Horizont näherte um hinter dem Baumwipfeln zu verschwinden. Alles wurde in ein sanftes purpurnes Licht getaucht. Auf dem Wasser spiegelte sich das Licht und ließ die Oberfläche wie tausend Diamanten glitzern. Nach einer Weile stellte sie die Frage, die ihr schon seit einiger Zeit auf den Lippen brannte.
»Hat es dir je Leid getan, dass du alle im Stich gelassen hast?« Das blonde Mädchen wandte ihren Kopf zu ihr um, sie hatte glasige Augen.
»Mehr als du mir wahrscheinlich glauben magst. Mehr als alles andere wollte ich euch, dir, kein Leid mehr zufügen..«
»Das hast du dennoch getan, indem du gegangen bist.«
»Ich weiß. Doch wenn ich geblieben wär- dann wäre ich unglücklich gewesen.«
»Das konntest du nicht wissen. Wir, du und ich, wir waren wie Schwestern. Wir hätten zusammen etwas gefunden und wären zusammen dadurch.«
»Du kannst nicht wissen ob es aufgehört hätte, wenn ich geblieben wäre.«
»Du hast es nicht einmal versucht.«
»Lange genug. Lange genug um zu wissen dass ich nicht mehr konnte, das ich keine Kraft mehr hatte.« Das blonde Mädchen sah sie an, alles an ihr wirkte noch jung und voller Lebensenergie. Sie war immerhin 20, doch nicht ihre Augen. In ihren Augen allerdings ruhte eine lange Geschichte, ein Leben voller Erinnerungen, Wünschen, Sehnsüchten und Ängsten. Vor allem aber Schmerz.
»Es tat weh, sehr weh sogar ohne dich zu sein. Einfach weiter zumachen.. Ich habe mir die ganze Zeit über vorgestellt, dass du endlich Ruhe und Frieden finden konntest. Konntest du es? Warst du die ganze Zeit über hier?«
»Ja, die ganze Zeit. Obwohl es mir nur wie einige Minuten vorkommt seit ich hier bin.« Dann schwiegen sie wieder und starrten auf den Sonnenuntergang. Die Sonne war schon fast nicht mehr zu sehen, nur ein kleiner roter Strich war noch über den Bäumen zu erkennen.
»Ich hab dich vermisst.« brach das blonde Mädchen die angenehme Sille zwischen ihnen, mit aufmerksamen Augen beobachtete sie die Reaktion ihres Gegenüber. Sie seufzte.
»Das hab ich auch.«
»Hast du mich je gehasst, dafür dass ich diesen einen Schritt ohne dich getan habe? Das ich nicht mit dir alt geworden bin, so wie wir es uns als Kinder ausgemalt haben?« Sie hielt die Luft an, Schmerz füllte ihre Lunge der erst verschwinden würde, wenn sie antwortete. Ein Lächeln umspielte ihren Mund als sie es tat.
» Natürlich nicht, ich wollte immer nur dass es dir gut geht.«
Sie atmete aus und lächelte ihre beste Freundin an. Es schien als würde die Zeit still stehen.
Doch das tat sie nicht, sie lief unaufhörlich weiter. So wie sie es auch getan hatte, nachdem das blonde Mädchen hier ankam. Nachdem sie ihr Leben beendete und nur ein Brief hinterließ. Und jetzt 64 Jahre nachdem ihre Schwester hier ankam, lief die Zeit ebenfalls einfach weiter.
5.08.20----------------------------------------------
Okay, also es sind ja nicht viele die mein Zeug hier lesen, wär aber schon irgendwie schön wenn man mir mal schreibt wie ihr das hier so findet. Ein Kommentar wär nett.
Danke sehr.
Eure Lilienorchester^^
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Herzpoesie
PoetryEs sind Gedanken die ich hatte, Gefühle die ich aufgeschrieben habe und Wörter die eine Gestalt annehmen mussten. Das heißt ich schreib hier viel über Gedanken und Gefühle die ich hatte. Außerdem ein paar Kurzgeschichte, die zugegeben meist etwas dü...