1. Kapitel

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!Eine kurze Info, die sich bitte jeder durchlesen sollte, bevor die Geschichte startet!:

Diese Geschichte enthält unangenehme Elemente, wie Selbstmord, Selbstverletzung, Tod, Trauer, Depressionen u.s.w...
Falls ihr mit so etwas nicht klar kommt, bitte nicht lesen!
~Trigger Warnung beendet~

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Yuji POV

"Scheiße. Verdammter Mist, sind das viele... YUJI! Steh da nicht so dumm rum, hilf mir gefälligst!", donnerte seine tiefe, kratzige Stimme. Ich streckte die Arme aus und er ließ ungefähr 10 dicke Bücher fallen, die ich schnell auffing. Meine Arme zitterten und fingen fast augenblicklich an zu schmerzen.
"So... Das waren alle. Endlich", seufzte er und stieg die alte, knarzende Leiter hinunter. Als er neben mir stand, die Hand wischte über seine vor Schweiß glänzende Stirn, drehte er sich um. Alt war er mittlerweile geworden, das sah man an seinen Falten, die überall waren. Um seine Augen, an seinem Mund. Waren das etwa Lachfalten? Dabei hatte ich ihn noch nie wirklich lachen sehen. Seine Haare waren kürzer, das grau schimmerte leicht durch das Schwarz. Dick war er auch geworden, was mir auffiel, als er grunzend sein dreckiges, weißes T-shirt, das hochgerutscht war, wieder über den Bauch zog.
"Dass dieses blöde Gör auch ihre Bücher wieder haben will. Verdammter Mist. 5 Stunden bin ich hierher gefahren!", fluchte er vor sich hin.
"Kenji, wo soll ich die Bücher hintragen?", fragte ich. Meine Arme zitterten immer mehr, gleich würde ich die Bücher fallen lassen. Kenji hob die Leiter an, ließ sie einrasten und schloss dann die Lucke zum Dachboden.
"Zum Auto. Wohin sonst?", antwortete er genervt und zog eine Zigarettenschachtel aus seiner kurzen, braunen Hose. Ich nickte knapp, lief langsam den langen Gang entlang zur Treppe. Die Bücher waren so schwer...
"Was ist? Zu schwer für dich? Mein Gott, du bist aber auch wirklich dünn. Isst du überhaupt was? Oder bist du wie diese Mädchen, die sich allesamt runterhungern, damit sie aussehen wie ihre Idole?"
"Nein...", antwortete ich, wusste selber nicht, auf welche von den vielen Fragen. Was redete er auch so viel?
"Ach gib her. Und geh mal in ein Fitnessstudio oder sowas"
Das schwere Gewicht wurde von mir genommen und ich presste die Lippen aufeinander, folgte Kenji die Treppe hinunter zur Haustür. Draußen lief er zu einem silbernen VW und wies mich an, den Kofferraum zu öffnen. Hatte er auch ein neues Auto? Als ich den Kofferraum öffnete und ihn beobachtete, wie er die Bücher ablegte, fragte ich mich, ob er wohl glücklich ist. Denn ich war es definitiv nicht.
"Auch eine?", fragte er und hob mir die Zigarettenschachtel unter die Nase.
"Rachel bringt mich um", war meine Antwort.
"Dann bring ich sie um. Nimm doch einfach... Mein Gott, wieso bist du nur so anstrengend? Du bist doch mittlerweile 17, da passt das schon"
Darauf antwortete ich nicht, zog nur langsam eine Zigarette aus der Schachtel und klemmte sie mir zwischen die Lippen. Ich wusste, dass ich anstrengend war. Anstrengend, unnötig, nervig, nutzlos. Mir wurde das jeden Tag gesagt... Ich wusste es. Wieso rieb er es mir nun auch noch unter die Nase?

"Haben uns aber echt lange nicht mehr gesehen. Zuletzt vor 5 Jahren, da warst du noch ein kleiner Scheißer. Verändert hast du dich aber nicht wirklich"
Kenji zündete seine Zigarette an und hielt auch mir das Feuerzeug hin, welches ich zögernd nahm. Was meinte er, kaum verändert? Mein Aussehen, oder meine Art allgemein? Wahrscheinlich beides.
"Du dich auch nicht", gab ich zurück und meinte damit nicht sein Aussehen, sondern seine Art. Auch früher war er einer, der immer gerne fluchte, einen immer streng ansah, selten lachte, und aber trotzdem einer der freundlichsten war, die es gab.
"War ja auch nicht geplant, herzukommen, ehrlich. Nur hat Emma mich die ganze Zeit genervt, sie will ihre alten Bücher"
Ich zog an der Zigarette und verzog das Gesicht. Emma war meine Cousine, die Tochter von Kenji. Früher haben wir zusammengelebt, hier in diesem großen Haus, direkt vor dem Wald, vor dem ich gerade eine Zigarette rauchte. Falls Rachel mich dabei erwischen sollte, wäre ich wirklich dran. Jedenfalls zog Kenji dann vor 5 Jahren weg, Emma nahm er mit. Rachel, meine Tante, blieb in diesem Haus, mit mir und ihrem Sohn, Haruki.
"Und...Wie geht's Emma?", fragte ich, nicht weil es mich interessierte, sondern weil es sonst zu ruhig gewesen wäre.
"Gut. Treibt Unfug mit ihrem neuen Freund, so ein Idiot. Aber ihre Ausbildung hat sie fast durch. Und bei dir? Schule?", kam die Antwort.
"Ja. 11. Klasse", antwortete ich.
"Hm hm. Streng dich an, Spargeltarzen....Ah verdammt, schon so spät! Rachel kommt gleich, die will ich echt nicht sehen!", fluchte Kenji, als er auf seine, wie mir auffiel, teure Armbanduhr sah. "Ich fahr dann mal. Man sieht vielleicht bald wieder!", verabschiedete er sich und stieg ins Auto. Ich schmiss meine Zigarette auf den Boden und winkte kurz. Kenji fuhr rückwärts, Staub wirbelte unter den Kieselsteinen hervor. Einmal hupte er, winkte, und dann war er weg. Ich starrte ihm hinterher, bis er außer Sichtweise war. Dann schlenderte ich langsam in Richtung Eingangstür, öffnete die Tür, da hupte es schon wieder.

Hatte Kenji etwas vergessen? Ich drehte mich um und sah einen roten, hässlichen Wagen, den ich nur allzu gut kannte.
"Ist der Pisser weg?!", rief jemand aus dem Auto. Ich antwortete nicht, ging hinein, ließ die Tür offen. Von draußen hörte ich, wie der Motor ausgeschaltet wurde, dann stampfende Schritte. "Könntest mir auch antworten, oder bist du taub?!", fauchte jemand, hielt mich an der Schulter fest und zog mich zurück. Ich riss mich von ihm los und drehte mich um. Immer wieder erstaunte es mich, wie gleich schrecklich und hässlich Mutter und Sohn doch aussehen konnten, wobei sie von anderen, wie ich wusste, um ihr Aussehen beneidet werden. War wohl nur meine Meinung. Eiskalte, blaue Augen, die mich wie der letzte Dreck ansahen, große Statur, dunklere, braune Haare, wobei...
"Rot? Wow. Sehr schick", sagte ich, als ich seine Haare erblickte. Gestern waren sie noch braun. Und länger. Jetzt hatte er einen Undercut.
"Halts Maul. Sag mir lieber, wieso der Penner erst jetzt abgehauen ist", knurrte Haruki.
"Weiß ich nicht. Ich hab aber meine Arbeit getan, und werde jetzt in mein Zimmer gehen", gab ich als Antwort zurück. Haruki sagte nichts, schnaubte nur und ließ mich die hölzernen Treppen hinauf laufen. Schnell lief ich in mein Zimmer, schloss die Tür und lehnte mich dagegen. Langsam ließ ich mich zu Boden gleiten und starrte auf einen unbestimmten Fleck.
"Ich sollte mal aufräumen", murmelte ich vor mich hin, als ich mir mein Zimmer so ansah. Das kleinste Zimmer in diesem großen Haus. Andere Zimmer waren auch noch frei, jedoch wollte Haruki sie haben. Zwar benutzte er sie nicht, aber war ja auch egal. Ich verdiente nur dieses kleine Zimmer hier. Es war so klein, dass gerade einmal ein hässliches Bett hinein passte, und ein Schrank, der fast auseinander fiel. Mehr nicht. Auf dem Boden lag jedoch Kleidung und mein Bett war voll meiner Schulbücher. Als ich aufräumte, dachte ich an Kenji. Wieso hatte er mich damals nicht mitgenommen? Warum hatte er mich hier in der Hölle gelassen?
"Ich hasse euch alle...", murmelte ich. Wird langsam wirklich Zeit, der Welt den Mittelfinger zu zeigen und sich irgendwo runterzustürzen...

Love tastes like Death [Boys Love/Yandere]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt