Yuji POV
Wir liefen aus dem Schulgebäude und ich fing heftig an zu zittern, was nicht nur an der Kälte lag, sondern an dem Gefühlschaos, der Verwirrung, die ich in mir hatte, und damit nicht klar kam, nicht wusste, wie ich es rauslassen sollte. Ich wollte doch einfach nur sterben... Ich wollte nicht mehr... Wieso ließ man mich nicht endlich gehen..?!
„Wir sind gleich da", sagte Rentaro, der immer noch meine Hand hielt und mein Zittern wohl bemerkt hatte.
Es dauerte tatsächlich nicht mehr lange, da blieb er stehen. Ich hatte die ganze Zeit auf den Boden geschaut, nun sah ich aber auf. Vor uns war ein kleiner Laden, den man von außen kaum bemerken würde, sah total langweilig aus. Über der weißen Tür stand nur in rosa Schrift „Maihaus"
Rentaro ging hinein und ich folgte ihm. Was hatte ich auch anders übrig, wenn er mich mit zog?
Dort drin war es wirklich warm. Rosa Stühle standen um kleine, runde Tische, und ganz hinten im Eck war eine Plüschbank, auf die mein ungewollter Retter zusteuerte. Hier war fast niemand. Er setzte sich auf die Bank und ich setzte mich neben ihn, zitterte immer noch.
„Oje, brauchst du ein Handtuch?", ertönte plötzlich eine nette, hohe Stimme. Ich sah auf. Eine Frau in einem braunen Rock und weißer Bluse stand vor mir, hielt die Speisekarte in den Händen.
„Ja, bring uns am besten zwei große", antwortete Rentaro. Die Frau nickte und lief davon. Irgendwie sah die Frau dem Jungen neben mir echt ähnlich. Sie hatte auch blonde Haare, und hatte die gleichen Lippen, die gleiche Nase.
„Meine Schwester. Ihr gehört der Laden", sagte Rentaro. Also doch. Sie waren verwandt. Seine Schwester kam schnell wieder und gab uns Handtücher. Rentaro zog seine Jacke aus, und auch ich zog zitternd die Jacke aus, die an mir klebte wie eine zweite Haut. Dann wickelte Rentaro mich in das Handtuch ein und danach sich selbst.
„Was willst du trinken?", fragte er. Ich kniff die Lippen zusammen.
„Mir...egal", flüsterte ich.
„Hm. Dann zwei Cola, Schwesterchen!".
Ich starrte auf den Tisch, hörte langsam auf zu zittern, zog das Handtuch fester um mich.
„Wie heißt du eigentlich?", fragte der Blonde neben mir und ich sah zu ihm.
„Yuji. Yuji Asuka", antwortete ich mit krächzender Stimme.
„Hm.. In welcher Klasse bist du? Ich hab dich noch nie gesehen"
„11. Gesundheit als Hauptfach"
„Achso! Ich bin in der 10."
Er war also eine Stufe unter mir? Dann müsste er ungefähr 16 sein. Auch jetzt fiel mir auf, dass er wirklich klein war. Kleiner als ich, was bei meinen 1,65cm schon recht klein für einen Jungen war.
„Geht's dir besser?", fragte er dann besorgt und rutschte näher zu mir. Plötzlich hatte ich das Gefühl, als würden Schmetterlinge in meinem Magen tanzen, dieses Gefühl ließ mich fast würgen. Keine Ahnung, was es war.
„Hm", machte ich nur.
„Gibt es deswegen einen Grund, wieso du...? Ach, man, was frage ich denn, natürlich gibt es den... Ehm, also, wenn du darüber reden willst...", stammelte Rentaro.
„Danke", murmelte ich nur, sagte jedoch nicht mehr dazu.
Vor uns auf den Tisch wurden zwei Gläser Cola abgestellt. Ich machte mich so klein es ging, und starrte auf das Glas. Schritte, Rentaros Schwester lief wohl wieder davon.
„Möchtest du was essen?"
Rentaro griff nach dem Glas. Auch ich griff langsam danach und setzte es an meine Lippen. Cola war ein Luxus, den ich „Zuhause" nicht bekam. Es prickelte auf der Zunge und schmeckte wirklich gut.
„Nein, danke", antwortete ich dann auf seine Frage. Das bedeutete, dass ich ihm irgendwann das Geld zurückgeben müsste, was ich aber nicht besaß.
„Sicher? Komm schon, das geht auch aufs Haus, wirklich! Hier gibt es einen Kuchen, der ist wirklich lecker!"
Bevor ich etwas sagen konnte, winkte er und rief seiner Schwester zu: „Zwei mal deinen tollen Erdbeerkuchen!"
Ich biss wieder auf meine Lippen und schmeckte schon bald Blut.
„Musst du nicht in die Schule?", fragte ich dann.
„Nee, egal. Ich hab sowieso schon Mathe geschwänzt. Und du? Du solltest danach nach Hause gehen..."
Ich zuckte zusammen. Das war der letzte Ort, an den ich gehen wollte. Ich sagte nichts dazu.
„Du solltest dich vielleicht ausruhen", sagte der Blonde besorgt.
Plötzlich fiel mir etwas ein. Was, wenn er es in der Schule herumerzählen würde, dass ich versucht habe, mich umzubringen? Haruki würde mich auslachen. Es Rachel erzählen. Dann würde alles noch viel, viel schlimmer werden.
„Du darfst es niemanden erzählen... Bitte", presste ich heraus.
„Was? Achso... Nein, werde ich nicht".
Zweifelnd sah ich ihn an, und er hielt mir die Hand hin, krümmte seine kleinen Finger.
„Ich schwöre es".
Verwirrt sah ich auf seine Hand.
„Kleiner-Finger-Schwur", sagte er und lächelte. Ich riss die Augen auf.
„O-Okay", murmelte ich und krümmte auch meinen kleinen Finger. Wir machten den Schwur und Rentaro lächelte mich an. Dann rubbelte er mit dem Handtuch über seine Haare und als er fertig war, standen sie in alle Richtungen. Ich spürte, wie sich meine Mundwinkel langsam hoben. Das sah wirklich lustig aus, mit seinen Haaren.
„Du solltest öfter lächeln", stellte er fest und drückte seine Haare nach unten. Sofort erlosch mein Lächeln und ich machte große Augen. Gelächelt? Hatte ich wirklich gelächelt? Dabei konnte ich mich gar nicht erinnern, wann ich das zuletzt jemals getan hatte..
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Love tastes like Death [Boys Love/Yandere]
HorrorFür Yuji Asuka ist das schlimmste am Leben, dass man überhaupt lebt. Tagtäglich verflucht er sein Leben und alle Personen, die darin eine Rolle spielen. Als er kurz davor steht, alles zu beenden und sich selbst zu töten, lernt er jemanden kennen. Di...