5. Kapitel

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Yuu POV

„Hier, bitte", ertönte wieder die weibliche Stimme. Die Blonde stellte zwei kleine Teller vor uns ab, lächelte, und ging dann wieder.
„Ahh! Der ist so lecker, wirklich!", sagte Rentaro und stürzte sich sofort auf den Kuchen. Ich starrte den Kuchen an. Wann hatte ich zuletzt etwas Süßes gegessen? Der Kuchen war wie dieser gesamte Laden hier. Quietschpink. Langsam nahm ich die Gabel und steckte mir ein Stückchen in den Mund. Es war sehr süß, schmeckte nach Erdbeeren und es waren Schokostückchen drin. Ich riss die Augen auf, schluckte.
„Lecker", sagte ich erstaunt. Rentaro hatte schon fast sein gesamtes Stück gegessen, hielt kurz inne und nickte kräftig. Als ich noch ein paar Bissen mehr nahm, brannten plötzlich meine Augen und ich hatte einen dicken Kloß im Hals. Langsam ließ ich die Gabel sinken und konnte meine Tränen nicht mehr aufhalten. Meine Sicht verschwamm und ich schluchzte leise, vergrub mein Gesicht in meinen Händen.
Ich hörte, wie Rentaro aufhörte, zu essen, und seine Hand auf meine Schulter legte. Er sagte nichts, und das war gut. Wenn er sagen würde, dass alles gut werden würde, würde es das nur viel schlimmer machen. Denn ich wusste, nichts würde gut werden.

~

Als wir den Laden verließen, schien die Sonne, der Regen war vergangen, und mit ihm meine Tränen.
„Also, ich geh dann mal nach Hause... Ah, willst du mir vielleicht noch deine Nummer geben?", fragte der Blonde.
„Ich hab kein Handy", antwortete ich leise.
„Was? Oh krass, okay... Gut, dann... wir sehen uns vielleicht morgen... Du machst aber keinen Mist, oder..? Also, ich meine, werden wir uns morgen sehen?"
Ich nickte nur, hob die Hand zum Abschied und beobachtete ihn, wie er sich lächelnd verabschiedete und die Straße entlang lief, bis er außer Sichtweite war. Mit schweren Schritten lief ich auch los. Er war so nett. Er hatte mich abgehalten, mich selbst zu töten, hatte mir etwas zu Essen und Trinken spendiert. Sogar getröstet hatte er mich, ohne mich auszufragen, was ich überhaupt für Probleme hatte. Aber wahrscheinlich würde er sich schon in ein paar Tagen oder Wochen nicht mehr an mich erinnern. Er hatte nur gesagt, dass ich keinen Mist machen sollte, weil er sonst bestimmt Schuldgefühle bekommen würde. An mehr lag es nicht. Nur daran. Dieser Gedanke machte mich irgendwie traurig...

~

Ich sah dieses hässliche, weiße Haus an. Harukis roter Wagen stand schon draußen. Rachel war bis 22 Uhr arbeiten, so musste ich sie also immerhin nicht sehen. Ich schloss die Haustür auf und ging hinein. Haruki saß in der Küche und hatte verdächtig rote Augen. Als er mich sah, wischte er schnell über seine Augen und stocherte mit der Gabel in seinem Teller, auf dem ein Berg Nudeln lag.
Wahrscheinlich hatte seine Freundin Schluss gemacht oder so.
„Du hast heute geschwänzt", sagte er, als ich zum Kühlschrank lief und eine Wasserflasche heraus holte. Ich sagte nichts dazu, und wollte wieder gehen.
„Hey, ich erzähle das Rachel, darauf kannst du Gift nehmen", knurrte er, schob sich die Nudeln in den Mund.
„Und was soll ich tun, dass du es ihr nicht erzählst?", fragte ich seufzend. Haruki stand auf, stellte sich bedrohlich vor mich. Er war fast zwei Köpfe größer als ich, und ich legte den Kopf in den Nacken, um zu ihm aufzusehen.
„Warum bist du so frech?", fragte er drohend. Ich wollte etwas sagen, doch in meinem Kopf schrillten die Alarmglocken. Wenn seine Freundin Schluss gemacht hatte, war er wohl extrem schlecht gelaunt.
„Tut mir Leid, ich-„, fing ich an, doch da ballte er schon die Hand zur Faust und rammte sie mir in den Magen. Ich krümmte mich und strengte mich an, den Kuchen, den ich vorhin gegessen hatte, dort zu lassen, wo er war.
„Halt die Klappe, du unnütziger Scheißhaufen!", zischte er und trat mir in die Seite, woraufhin ich zu Boden fiel. Einfach aushalten, wie immer, dachte ich, als er anfing, auf mich einzutreten. Das passierte öfter, deswegen war ich es gewohnt, doch diesmal hatte er wirklich schlechte Laune, weswegen es noch schlimmer war. Er zog meinen Kopf an meinen Haaren hoch und ließ ihn drei Mal mit voller Wucht auf den Boden schlagen. Ich keuchte, spürte das Blut, welches am Boden klebte, überall in meinem Gesicht. Dann hörte er auf, trat mich noch einmal und setzte sich dann wieder an den Tisch. Ich blieb noch kurz liegen, meine Nase brannte wie Feuer, meine Lippe pochte, war wohl aufgeplatzt und mein restlicher Körper schmerzte, das gab wohl blaue Flecken. Aber gegen Schmerzen war ich ziemlich unempfindlich geworden, weswegen ich nach kurzer Zeit aufstand und die Hand vor die Nase hielt, die sich sofort rot färbte.
„Das ist so langweilig. Du bist langweilig", grummelte Haruki. Ich sagte nichts, nahm einen Lappen und fing an, das Blut vom Boden zu schrubben. Wäre ich doch nur tot. Doch plötzlich musste ich an Rentaro denken. Er war so nett gewesen. Der Erste, der sich um mich gekümmert hatte... Er hatte gesagt, dass wir uns morgen sehen werden... Der würde mich doch eh sofort wieder vergessen, und sich mir nie wieder nähern...

Love tastes like Death [Boys Love/Yandere]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt