Den ganzen Vormittag hänge ich eigentlich nur vor meinem Handy und schaue mir ein Video nach dem nächsten an. Ohne zu merken wie die Zeit verstreicht, schaue ich auf die Uhrzeit und ein genervter Seufzer entfährt meinem Mund.Wann ist das denn passiert?
Ein unangenehmes Gefühl fährt durch meinen Körper, da mir direkt bewusst wird, dass ich wirklich dringend für das Projekt recherchieren muss. Auch wenn ich nicht so bin, fühle ich mich Dyan gegenüber etwas schlecht. Irgendwie hatte er schon recht damit, dass ich es schon früher hätte erledigen können, aber ich kann einfach nicht auf jemanden hören, der sowieso immer alles bekommt, also warum nicht seine Nerven strapazieren. Wenn ich es schon nicht verbal kann, dann halt so. Warum fühle ich mich nicht besser?
Mit einem weiteren genervten Seufzer schmeiße ich mein Handy ans Bettende und stehe letztendlich auf, um mich kurz darauf an meinen Schreibtisch zu setzen.
Ich öffne mein Laptop und während er hochfährt schreibe ich schon mal auf ein Zettel unser Thema der Projektarbeit auf.„Wow so fleißig habe ich dich ja ewig nicht mehr gesehen.", lenkt die überraschte Stimme meines Bruders meine Aufmerksamkeit auf ihn. Ruckartig drehe ich mich zur Tür in der ich ihn stehen sehe. Eine Augenbraue ist doch tatsächlich überrascht in die Höhe gezogen und sein belustigtes Grinsen ist kaum zu übersehen. Ja, mit Hausaufgaben hatte ich es nie so.
„Keine Sorge, das ist das einzige was ich für die Schule tun werde in nächster Zeit!"
„Warum machst du es dann überhaupt? Ich meine nicht das ich nicht begeistert wäre, versteh das nicht falsch, aber das Wort Hausaufgaben gehört nicht so zu deinem Wortschatz.", sagt er und kommt auf mich zu nur um kurz darauf abwechselnd auf mein Laptop und dann auf meine Zettel zu schauen. Sein Kommentar über Hausaufgaben ignorierend, schnappe ich mir einen farbigen Stift und unterstreiche meine Überschrift.
„Du hast ja noch gar nichts rausgeschrieben.", gibt er lachend von sich.
„Ich nehme das fleißig sein zurück!"„Ha ha, ich hab ja auch gerade erst angefangen.", gebe ich genervt von mir und schlage ihn leicht in seine Seite, wobei er mir direkt ausweicht.
„Kannst du mir vielleicht helfen?", frage ich stattdessen mit meiner zuckersüßen Stimme und versuche eine traurige Schnute zu ziehen. Irritiert schaut er auf mich herab, wobei ich mein Vorhaben mit einem Augenklimpern unterstütze.
„Vergiss es, Summer! Das musst du schon selber machen. Wie willst du sonst später im Leben klar kommen, wenn du nie was tust.", sagt er in einem ernsten Ton und dreht sich um, um zu gehen.
„Jetzt übertreib mal nicht!", rufe ich ihm hinterher, bekomme aber keine Reaktion von ihm. Ganz der große Bruder.
„Na gut.", murmel ich zu mir selbst und tippe erneut an meinem Laptop herum.
Wie eigentlich immer verging das Wochenende viel zu schnell und die zweite Schulwoche beginnt. Nachdem ich am Samstag den ganzen Tag recherchierte, schickte ich Dyan noch am selben Abend alle Zettel. Außer einen Daumen-nach-oben-Emoji, habe ich keine weitere Reaktion von ihm bekommen. Zumindest habe ich mir mal Mühe gegeben und es ihm sogar rechtzeitig geschickt. Ich habe mich seit langem mal fleißig gefühlt.
"Summer!", reißt mich eine Stimme aus meinen Gedanken. Ich drehe mich zur Seite und entdecke sofort Jane, die auf mich zugelaufen kommt.
"Wolltest du einfach ohne mich in die Schule gehen?", fragt sie gespielt traurig, während sie mich in eine kurze Umarmung zieht. Mir ist tatsächlich gar nicht aufgefallen, dass ich schon vor dem Schulgebäude des Grauens stehe. Damit übertreibe ich im übrigen nicht.
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Heller als die Sterne am Himmel
Jugendliteratur»Wir sind völlig unterschiedlich. Du strahlst heller als jeder Stern am Himmel, und ich? Ich leuchte weniger als eine gebrauchte Glühbirne.« Summer Anderson musste schon früh erfahren wie es ist verlassen zu werden, weswegen sie nur mit ihrem ältere...