Kapitel 3

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An diesem Abend wollte ich eigentlich früher schlafen gehen, da mich dieser Tag irgendwie fertig gemacht hat, obwohl ich eigentlich nichts wirklich anstrengendes gemacht habe. Ich habe den ganzen Nachmittag mit Nathan auf der Playstation gespielt. Das ist nun wirklich nicht anstrengend. Naja, nachdem ich zum gefühlt tausendsten Mal gähnen musste, dachte ich mir, dass schlafen jetzt eine richtig gute Entscheidung ist. Allerdings macht mir Jane einen Strich durch die Rechnung, als ich gerade ins Bad gehen will um meine Zähne zu putzen, denn mein Telefon klingelt und niemand sonst würde mich um diese Uhrzeit anrufen. Mal davon abgesehen, dass mich nie jemand anderes anruft. Also zücke ich mein Handy aus meiner Hosentasche und gehe mit meinem gängigen: „Ja hallo?" ran.

„Bist du schon zu Hause?", fragt sie ohne eine weitere Begrüßung. Ich gebe ein zustimmendes Geräusch von mir, während mein Finger ungeduldig irgendeinen Rhythmus auf das Waschbecken tippen. Daraufhin kommt von ihr ein lang gezogenes:  „Und? Wie war es?".
Natürlich ist mir klar, dass ich jetzt nicht lügen kann, ich meine sie ist meine beste Freundin und auch wenn ich echt gut im lügen bin, erkennt sie es sofort. Aber eigentlich will ich in diesem Moment nicht darüber sprechen. An sich habe ich die Sache mit Dyan abgeharkt, da ich kein wirklich nachtragender Mensch bin und er mir egal ist, trotzdem weiß ich schon wie Jane reagieren wird, wenn ich es ihr erzähle und genau darauf habe ich eben keine Lust. Ich will einfach kein Mitleid, kein „Das tut mir leid" oder so. Ich will das hinter mir lassen können. Einfach sagen, dass ich stehen gelassen wurde und die Antwort bekommen, was für ein Idiot. Naja, ich denke ja selber an meine Mum, also ist es eigentlich auch egal.

„Hast du deinen Kopf gegen die Wand geschlagen oder warum antwortest du nicht?", kommt es total liebevoll von Jane, da ich ihr offensichtlich nicht geantwortet habe.
„Er war nicht da.", antworte ich ihr monoton und greife nach meiner Zahnpasta, um zu lesen was da so unglaublich wichtiges draufsteht, einfach als Ablenkung. Seit wann habe ich denn mentholfreie Zahnpasta?

„Oh", ist das einzige das sie von sich gibt, doch es klingt so als würde sie noch mehr sagen wollen. Wahrscheinlich kann sie sich nur nicht entscheiden, ob sie nun zu mir hält oder ihn in Schutz nehmen soll. Jane ist wirklich die beste Freundin die ich mir vorstellen kann, aber sobald es um Jungs geht, stehe ich meist an zweiter Stelle, auch wenn sie das natürlich abstreitet. Als wir in der 10. waren, war sie mit Adam, einem Jungen aus Dyans Clique zusammen. Anstatt mit mir Cheeseburger zu essen, ass sie mit ihm, obwohl sie weiß, dass ich ein Cheesburger-Junkie bin. An sich ist natürlich klar, dass man mehr mit seinem Freund macht, aber sie hat viele meiner Nachrichten einfach ignoriert. Okay, ich mochte ihn nicht wirklich, aber er hat sie glücklich gemacht und das hat mich auch gefreut. Aber mich zu ignorieren? Das geht dann doch zu weit, meiner Meinung nach. Doch so wie ich bin, habe ich das halt hingenommen. Bis er mit ihr Schluss gemacht hat und sie mich brauchte. Wir haben ihre Lieblingsfilme geguckt und ich habe auch das widerliche Eis gegessen, das sie wollte. Nachdem es ihr irgendwann besser ging, habe ich versucht ihr zu erklären, dass ich das alles irgendwie blöd von ihr fand. Erst stritt sie alles ab, doch am Ende hat sie sich doch noch entschuldigt, auch wenn sie es nicht ganz so ernst meinte. Letztendlich habe ich das Thema aus meinem Gehirn gelöscht und mich auch nicht mehr wirklich damit beschäftigt.

„Das tut mir leid. Dann ist er scheiße.", kommt es plötzlich aus dem Hörer. Ich stelle die, anscheinend mentholfreie Zahnpasta wieder auf die Ablage. Mit zusammengezogenen Augenbrauen schaue ich in mein Spiegelbild und stelle erschreckend fest, das ich grauenvoll aussehe. 

„Oho, was ist denn mit dir los? Verteidigst du ihn nicht?", frage ich belustigt und drehe meinen Rücken zum Spiegel.

„Natürlich nicht! Aber es könnte ja auch was bei ihm passiert sein, wissen wir es?", daraufhin müssen wir beide lachen.  Danach kam das übliche Gequatsche, weswegen ich viel zu spät schlafen gegangen bin.

Heller als die Sterne am HimmelWo Geschichten leben. Entdecke jetzt