Heller als die Sterne am Himmel

Kapitel 1

Es ist mal wieder der erste Schultag nach den viel zu kurzen Sommerferien. Das letzte Schuljahr bricht nun an und ich bin definitiv nicht bereit dafür. Das einzig Positive, ich werde endlich, nach einer gefühlten Ewigkeit meine beste Freundin wieder sehen. Jane war die ganze Zeit mit ihrer Familie in England gewesen und eigentlich hatte sie gar keine Lust darauf gehabt, aber gegen ihre Familie kam sie einfach nicht an. Da ich sonst keine Freunde habe, langweilte ich mich zu Tode. Musik hören, Filme gucken und nutzlos im Bett liegen. Für mehr war ich nicht in der Lage, denn lernen kam für mich überhaupt nicht in Frage. Ich bin dafür, jeden einzelnen Moment zu genießen. Dementsprechend sah mein Zeugnis auch so aus, aber wen interessiert das schon. Hauptsache ich bestehe das alles irgendwie. Schulnoten sagen eigentlich nichts über den Menschen aus. Mittlerweile stehe ich vor dem Schulgebäude und warte nur noch auf Jane. Da kommt sie mir auch schon entgegengerannt.

„Summer!", ist das Einzige was über ihre Lippen kommt, besser gesagt was sie schon fast schreit und überfällt mich mit einer stürmischen Umarmung, bei der sie mich fest drückt. So sehr, dass ich fast keine Luft mehr bekomme. Eigentlich hasse ich diese typischen Mädchenbegegnungen. Wenn zwei Mädchen kreischend aufeinander zu rennen und die halbe Welt es mitbekommt. Es ist einfach anstrengend und vor allem nervig. Das sind dann wohl heute wir.

„Wie war es in England? Hast du den Big Ben gesehen? Warst du an der Oxford Street? Oder an..."
„Wow ganz langsam ja?", stoppt sie mich lachend, da ich nur selten so begeistert von etwas bin. Generell bin ich nicht so der Mensch, der seinen Emotionen freien Lauf lässt. Jane weiß wie gerne ich mal nach London fliegen will. Eigentlich wollten wir auch gemeinsam fliegen, aber ihre Eltern waren nicht so begeistert, da sie Zeit nur mit ihrer Tochter verbringen wollten.

„England war super! Außer das meine Familie mich in den Wahnsinn getrieben hat. Mal wieder. Den Big Ben habe ich gesehen und noch ganz viele andere Sehenswürdigkeiten. Ich zeig dir später mal ein paar Fotos die ich gemacht habe. Doch mich interessiert, was hast du so gemacht während ich weg war?"

Ich schnaufe und antworte ihr knapp. Dabei ziehe ich sie langsam mit in Richtung Eingang, da es auch schon zum Stundenbeginn klingelt. Plötzlich rammt sie mir ihren Ellenbogen in die Seite und bleibt abrupt stehen, dabei flüstert sie mir zu: „Über die Ferien ist er ja noch heißer geworden."

Mit er meint sie Dyan.

Dyan Evans.

Seine fast schwarzen Haare sind, wie eigentlich immer leicht zur Seite gegeelt und er trägt ein weinrotes T-shirt, welches so eng ist, dass man dadurch seinen durchtrainierten Oberkörper erkennen kann. Warum muss man so rumlaufen? Sein Grinsen im Gesicht verrät, dass er absolut von sich selbst überzeugt ist. Wahrscheinlich stand er heute Morgen vor dem Spiegel und hat sich bewundert. Widerlich, einfach nur widerlich. Wie kann man nur auf einen Typen, der so von sich überzeugt ist, stehen. Zählte der Charakter denn gar nichts mehr?

Ich betrachte nur einen kurzen Augenblick seinen Oberkörper. Doch als ich das fast sabbernde Gesicht von Jane bemerke, muss ich wirklich etwas unternehmen, sonst muss ich hier auf der Stelle hinkotzen.

„Hör auf ihn so anzustarren. Wir müssen in den Unterricht.", sage ich schnell und schiebe sie schon Richtung Eingang. Kopfschüttelnd werfe ich noch mal einen Blick zu ihm. Ekelig.

„Ich verstehe echt nicht, wie du ihn nicht heiß finden kannst. Ich meine jeder steht auf Dyan."

„Aussehen ist nicht alles. Guck dir doch an, wie er mit Mädchen umgeht. Außerdem, nur weil angeblich Jeder ihn heiß findet, muss ich das noch lange nicht.", kontere ich nur, da ich genervt davon bin mich zu erklären.

„Ich will ihn nach der Schule mal ansprechen!", sagt sie aufgeregt und streicht sich durch ihre kurzen, gewellten blonden Haare, die ihr immer wieder ins Gesicht fallen. Jedes Mal, wenn sie das macht, frage ich mich, warum sie nicht einfach eine Haarspange benutzt.