Eine Nachricht von Unbekannt. Misstrauisch öffnete er diese und begutachtete den Inhalt. Ab jetzt war alles was ihm nicht vertraut war eine Gefahr. ‚Gehst du hin, bist du tot. Gehst du nicht hin, sowieso.‘ Was sollte das jetzt schon wieder heißen? Dass es sich um das morgige Treffen handelte, war ihm klar, doch wieso sollte er tot sein? Und was sollte diese Nachricht überhaupt bringen? Nun hatte er also die Wahl hier zu sterben oder in der Stadt, wo sie ihr Treffen vereinbart hatten. So ein Schwachsinn. Er blieb bei seinem Vorhaben und solch eine Nachricht würde ihn auch nicht davon abbringen, das war sicher. Alles an ihm fieberte auf morgen hin, er hatte im Gefühl dass es etwas sehr Besonderes sein würde. Natürlich wusste er nicht wie besonders. Gut gelaunt und leicht hibbelig tänzelte er die Treppe zu seinem Zimmer hoch. Dort angekommen warf er sich auf sein Bett und schrieb noch ein wenig mit seinen Kumpels, natürlich erzählte er nichts von morgen, aber das unnütze Gebrabbel das er zurückbekam, lenkte ihn ab. Nach einiger Zeit schloss er sein Handy an seine Box an und schaltete die Musik ein. Er war allein zu Hause und die Nachbarn waren verreist. Für ihn war es keine Frage, unter diesen Umständen musste die Musik auf hundert Prozent. Er fühlte wie die eigenartige Energie in seinem Körper mit jedem Bassschlag wieder anschwoll. Wieder floss das pure Feuer durch seine Adern, wieder beherrschte das Kribbeln seinen Körper und wieder fühlte er sich wie der König der Welt. Mit einem Satz sprang er auf sein Bett und drehte durch, er flippte völlig aus, ohne dass er irgendetwas tun konnte. Er sprang auf dem Bett herum, als wäre es ein Trampolin, der Raum kam ihm auf einmal viel zu klein vor, die Musik wummerte in seinen Ohren, er wirbelte durch sein Zimmer, warf alles um und fühlte sich einfach grenzenlos gut. Mit dem Ende des Liedes, kehrte auch der Normalzustand seines Körpers und seiner Seele langsam, aber sicher zurück. Sein Atem beruhigte sich und er ließ sich sichtlich erschöpft nieder. Leicht erschrocken betrachtete er das Chaos, das er angerichtet hatte, doch irgendwie ließ es ihn auch schmunzeln. Er raffte sich auf und schob die Sachen wieder an ihre richtigen Stellen, räumte seine rausgerissenen Klamotten zurück in den Kleiderschrank und richtete die Lampe, die komischerweise leicht schräg von der Decke hing, wieder gerade. Als sein Zimmer wieder einigermaßen anschaulich wirkte, schleppte er sich ins Bad und duschte erst einmal sehr lange. Das heiße Wasser prasselte auf seine Schultern und lief seinen Rücken herunter. Es entspannte seine Muskeln und machte ihn leicht müde. Nach einiger Zeit wurde das Wasser kälter, was für ihn ein Zeichen war die Dusche zu verlassen. Seufzend zog er sich seine gemütliche Jogginghose und einen dicken Kapuzenpulli über. Mit einem Knopfdruck schaltete er auch die Musik aus, die immer noch lief. Nun war die Frage was er noch tun könnte. Der Tag war erst halb vorbei und er hatte keine Ahnung was er machen sollte, kurz gesagt: Er hatte Langeweile. Und das kam eigentlich höchst selten vor. Sonst gab es immer Sachen die er tun konnte. Meistens war es, dass er etwas mit seinen Freunden unternahm, worauf er heute überhaupt gar keine Lust hatte. Selbst für die Schule gab es nichts zu tun. Also lag er auf seinem Bett und dachte über die seltsamen Ereignisse nach, die sich in letzter Zeit aneinanderreihten. Wenn all die komischen Momente – von dem ersten Ausbruch, über den Traum und das Eindringen in sein Gedächtnis, bis zu seinem letzten Ausbruch – irgendjemandem erzählen würde, so würde es eher nach einem schlechten Fantasy-Roman klingen, als nach einer wahren Erzählung. Nicht, dass er es jemandem erzählen würde, dafür klang es zu absurd und außerdem ziemlich kindisch, was er sich nicht erlauben wollte. Was ihn morgen wohl erwarten würde? Er konnte es sich nicht ausmalen. Er würde diese Mädchen treffen und dann? Ja was dann? Was sollte er ihr sagen? Was sollte er anziehen? Wo würden sie hingehen? Auf einmal erschlich ihn eine leichte Panik. Er stand auf und betrachte nachdenklich den Inhalt seines Kleiderschranks. Er wollte gut aussehen morgen. Nicht, dass ihre Meinung über ihn, ihm etwas ausmachen würde – oder doch? Jedenfalls stand er dort, vor seinem leicht unordentlichen Kleiderschrank lange, aber auch nach fünfzehn Minuten war er in seiner Entscheidung nicht weiter gekommen und so verschob er seine Kleiderauswahl auf den nächsten Tag. Er dachte darüber nach, wohin sie gehen würden und er entschloss sich letztendlich sie, ganz Gentlemen-Art, in ein Café einzuladen. Dort würde er sie mit seinen Fragen bombardieren und den Rest ihr überlassen. Das hörte sich für ihn nach einem vernünftigen Plan an. Da er diesen jetzt verfasst hatte, legte sich die Panik in seinem Bauch wieder. Für einen kurzen Moment wollte er sich auf seinem Bett ausruhen, doch nachdem er die Augen geschlossen hatte, blieben diese von ganz alleine zu und ließen sich nicht mehr öffnen. Weg war er, verschwunden in seine Traumwelt.

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Das Gefühl von Donner (on hold)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt