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Ein Stechen fuhr durch Noah als ihre beiden Hände sich endlich gefunden hatten. Er keuchte auf. Ihr Blick war eisig. „Willkommen auf unserer Seite. Ab jetzt gibt es kein Zurück mehr. Du trägst das Mal, genau wie ich. Solltest du jetzt versuchen zu fliehen oder diesem neuen Leben entkommen, wirst du sterben und zwar ohne, dass irgendjemand dich auch nur ansatzweise vermissen wird. Deine Eltern, die nicht deine richtigen Eltern sind, haben bereits vergessen wer du bist", sprach sie mit so einer kalten, emotionslosen Stimme, dass Noah am liebsten einfach nur weggerannt wäre. Doch er erinnerte sich an ihre Warnung und zog nur vorsichtig seine Hand aus ihrer. Ein schwarzes Zeichen bedeckte seine Handfläche, ein verschlungenes Muster welches Noah nicht identifizieren konnte. Ein leichtes Brennen überzog seine Haut an dieser Stelle. „An diesen leichten Schmerz wirst du dich gewöhnen müssen, er wird nicht weggehen. Es soll dich an die Bürde erinnern die du ab jetzt mit dir trägst. Es tut mir leid, die Welt scheint von außen viel freundlicher als sie in Wahrheit ist." Sie machte ihm Angst. Wirklich einfach nur Angst. „Was geht hier vor? Wieso...", flüsterte er. „Es gibt kein wieso, weshalb, warum mehr. Ab jetzt hörst du zu, stellst keine Fragen und folgst meinen Befehlen. Wir beginnen direkt, folge mir!"

Juna drehte sich um und Noah musste sich beeilen, um mit ihr Schritt halten zu können. Als sie das kleine Café verlassen hatten, war der Regen stärker geworden. Wie Bindfäden fielen die Tropfen nun vom Himmel und schienen alles umwickeln zu wollen. Noah legte den Kopf in den Nacken, zuckte aber sofort zurück, als er ein erneutes, starkes Brennen sein Gesicht überzog. Juna lachte heiser. „Auch daran wirst du dich gewöhnen. Der Regen ist nicht mehr der Selbe. Du wirst die Welt anders empfinden. Du trägst ein Mal. Und mit dem Mal kommt die Veränderung. Sobald du dem Orden vorgestellt wurdest, lernst du dich vor bestimmten Schmerzen zu schützen, aber bis dahin...wirst du wahrscheinlich leiden müssen." „Danke Juna. Ich freue mich, dass du mich so auf meinem Weg unterstützt. Ist ja nicht so, dass mein ganzes Leben sich gerade auf den Kopf stellt und ist ja nicht so, als könnte ich jetzt nicht deine scheiß Hilfe gebrauchen. Nein, ich finde es echt super, wie du mir Mut machst. Danke!" Juna starrte ihn stumm an. Sie senkte den Blick. „Ich bin nicht gut in sowas, ich hab keine Ahnung wie ich mit dir umgehen soll", seufzte sie beschämt. „Ich merk's! Und jetzt, bitte. Bitte hilf mir weiter." „Okay." Damit drehte sie sich um und Noah folgte ihr. Lange gingen sie einfach nur schweigend nebeneinander her. Noah versuchte sich so gut wie möglich vor dem brennenden Regen zu schützen, indem er seine Kapuze tief in die Stirn zog. Juna dagegen war in ihre eigenen Gedanken vertieft, die allein darum schweiften, wie sie diesem Jungen die Welt erklären konnte. Immer wieder warf sie ihm kurze Blicke zu und beobachtete Noah bei seinem Versuch dem unvermeidlichen Schmerz zu entkommen. „Noah, hier lang", sagte sie ruhig, als sie in eine Seitenstraße abbogen. Kurz blickte er auf und verzog den Mund, als dabei ein Schwall Regen in sein schon feuchtes Gesicht traf. Sie nahmen einen kleinen Umweg, der nicht ganz so viele Hindernisse aufwies um an der angelaufenen Metallplatte anzukommen. „Wo gehen wir jetzt hin?" Noahs Stimme war schwach. „Du wirst...jetzt ein paar Leute kennenlernen, die so sind wie wir. Vielleicht hilft dir das, aber glaub mir, nicht alle sind freundlich. Nicht alle werden dir weiterhelfen wollen." Mit dieser Aussage stemmte sie das schwere Metall nach oben und verschwand in der Öffnung, die sich aufgetan hatte. Noah folgte ihr, wenn auch nicht ganz so geschickt. Er fühlte eine alte, verrostete Leiter an seinen Fingern, an der er sich vorsichtig herunterließ. Als sie beide festen Boden unter den Füßen hatten, herrschte für einen Moment Stille. „Noah?", hallte Junas Stimme in dem unterirdischen Gang. „Ja? Ich sehe nichts!" „Hier...", Noah spürte wie sie seine Arme zur Seite führte, „leg deine Fingerspitzen an die Wand, und lass sie nicht los. Dann mach die Augen zu und lass dich einfach von ihr leiten. Ich bin direkt vor dir, wenn etwas ist, sag einfach Bescheid", raunte sie. Damit verlor sich ihre Berührung in der Dunkelheit und Noah begann mit leisen Schritten seinen ersten Gang in die Zukunft. Es erschienen Jahre zu vergehen und mit jeder Minute, mit jedem Schritt wurde die Luft dicker und Noahs Atem schneller. „Wir sind bald da, atme ruhig, es wird nichts passieren", erklang auf einmal Junas Stimme und Noah erschreckte sich beinahe zu Tode. Er zwang sich dazu, seinen Atem zu verlangsamen. Es erschien ihm, als würde es heller werden. Die Wand machte einen Rechtsknick und endete dann vor einer großen Tür. Hilfesuchend schaute er in Junas funkelnde Augen, doch sie nickte nur leicht mit dem Kopf, bevor sie die Tür aufstieß. Sie kamen in einen kleinen Zwischenraum, es war immer noch dämmrig, aber man konnte wenigstens seine Hand wieder vor Augen sehen. Juna sprach kurz ein paar Worte. Zuerst wusste Noah nicht mit wem, doch dann entdeckte er zwei Gestalten, ziemlich groß, komplett in schwarz gekleidet. „Ich bringe jemand neuen, Noah ist sein Name. Ich bitte um Einlass." Eine der Gestalten knurrte irgendetwas, bevor Juna mit etwas, das sich wie „Abrakadabra" für Noah anhörte, antwortete. Daraufhin wurde auch das zweite Tor geöffnet. Die zwei Kreaturen sprachen ein paar Worte und lachten, als Noah über die Türschwelle trat. Ein neuer Raum wurde erkennbar, es waren mehrere buntgemischte Stühle provisorisch aufgestellt worden. Juna bedeutete ihm, sich zu setzten. Schweigend nahm er Platz und sah sie mit erwartungsvollen Augen an. Sie legte einen Finger auf die Lippen, eine stille Anweisung den Mund zu halten. Noah nickte nur und wartete. Plötzlich betrat ein älterer Mann den Raum. Seine Haare waren schon leicht ergraut und seine genauso grauen Augen gaben eine eisige Kälte ab. Juna senkte den Kopf bis der Mann ihr bedeutete den Kopf wieder zu heben. Daraufhin wandte er sich Noah zu. Er machte ein paar Schritte auf ihn zu und Noah erhob sich gleichzeitig. ‚Du bist also unser Neuling hier. Mal sehen wie du dich schlägst. Ich weiß nicht inwiefern Juna dieser Aufgabe gewachsen sein wird, sie ist schwach, sie ist ein Mädchen. Ich bin ein Mitglied des Rates und ich werde die Fortschritte deiner Ausbildung überwachen', sagte er kühl, doch die Worte erschienen in Noahs Kopf, kein Laut verließ seine Lippen. Noah nickte leicht. Damit wandte sich der Mann wieder Juna zu. ‚Du weißt was du zu tun hast, mach es gut, deine Verantwortung liegt jetzt auf diesem Jungen. Beginne mit der Ausbildung, führe deine eigene zu Ende. Viel Glück, ihr seid nun bereit.' Damit verließ er den Raum wieder. Noah sah Juna an und Juna sah Noah an. „Na dann, lass uns beginnen, mein Schüler", sagte sie und für einen Sekundenbruchteil erschien so etwas wie ein Lächeln auf ihren zerrissenen Lippen.

*

Freunddeeeee! Noch ein Kapiteeell! Ich bin krank und da hat man ja bekanntlich nichts zu tun (außer man erfährt, dass man noch ein Chemiereferat machen muss, das am gleichen Tag noch abgeschickt werden muss -.-).

Najaaaa...

Tut ihr mir nen Gefallen? Weil ich krank bin? Könnt ihr bitte "Ich" in die Kommentare schreiben, wenn ihr ab diesem Zeitpunkt noch weiterlesen werdet? Bei ein paar von euch bin ich mir da ziemlich sicher, aber...naja. Bitteeeeeee!!!

All the love,

~M~

P.S: This is for you @Ithuriel2000

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⏰ Letzte Aktualisierung: Apr 22, 2016 ⏰

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Das Gefühl von Donner (on hold)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt