5. Warum?

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Mal's P.O.V.
Ich kann nicht wirklich begreifen, was der Arzt da gesagt hat. Carlos kann sterben! Wie kann sowas sein? Wieso er?

Ich zittere am ganzen Körper, ähnlich wie Evie, die im nächsten Moment weinend in den Armen von Doug zusammenbricht, welcher sie auffängt und sanft hin und her wiegt. Belle lässt sich neben den Beiden auf dem Boden nieder und streicht Evie beruhigend über den Rücken. Auch Jay zittert, doch ich weiß, dass es vor Wut ist. Während Evie ihre Gefühle offen zeigt und ich mich verschließe und versuche, vor meinen Gefühlen davon zu laufen, neigt Jay zu Wutausbrüchen. Es ist okay. Es ist seine Methode damit umzugehen und es zu verarbeiten.

Doch auch ich bin unglaublich wütend. Wie kann man Carlos nur so etwas antun? Wer hasst ihn so sehr, dass er ihn umbringen möchte? Der Arzt sieht uns mitleidig an und verschwindet dann. Nun stehen wir alle geschockt, wütend und ungläubig im Flur und niemand weiß so wirklich, was wir jetzt tun sollen. "Gehen wir zu ihm", presse ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, obwohl ich weiß, dass das wahrscheinlich unglaublich schlimm wird.

Im nächsten Moment legt mir Ben sanft eine Hand auf die Schulter und sieht mich mit Tränen in den Augen an. "Es tut mir so leid." Trauer breitet sich in mir aus, doch ich schlucke sie hinunter.

"Mir geht es gut." Doch ich weiß, dass ich mich damit gerade selbst belüge. Mir geht es nämlich nicht gut. Carlos liegt da drin und kämpft um sein Leben!

Evie hat es mittlerweile geschafft, sich wieder aufzurappeln und lehnt sich nun mit tränennassen Wangen und roten Augen an Doug. König Adam hat den Arm um Belle gelegt, welche sich an ihn lehnt. Lonnie hält Jay's Hand und versucht, ihn zu beruhigen. Ich bin die Erste, die es schafft, näher an die Tür zu treten und meine Hand auf den Türgriff zu legen. Sie zittert.

Und in diesem Moment macht sich ein mir unbekanntes Gefühl in mir breit. Angst. Ich habe Angst vor dem Bild, dass mich hinter dieser Tür erwartet. Denn ich weiß nicht, ob ich es ertragen kann.

Ich atme noch einmal tief durch. Ich bin Mal, die Tochter von Maleficent, ich habe vor nichts Angst. Doch ich weiß selbst, dass das gelogen ist. Ich habe Angst. Ich habe Angst vor dem Bild, dass mich hinter dieser Tür erwartet. Und ich habe verdammte Angst, dass Carlos nicht wieder zu uns zurückkehrt.

Doch ich kann das. Das sind wir ihm schuldig. Dass wir ihn nicht alleine lassen, wenn er uns braucht. Ich atme noch einmal durch und öffne mit klopfendem Herzen die Tür. Das Bild vor mir schockt mich und wirft mich für einen Moment komplett aus der Bahn. Das ist nicht unser Carlos.

Er liegt in einem schneeweißen Bett, ist an tausende Geräte angeschlossen. Seine Augen sind geschlossen und sein Gesicht voller Kratzer. Sein Arm steckt in einem Gips und er ist unnatürlich bleich. Und das Schlimmste an all dem ist, dass Carlos nur dank eines Gerätes atmet. Seine Brust hebt und senkt sich ruhig und gleichmäßig und es wirkt fast, als würde er friedlich schlafen.

Ich stehe wie erstarrt im Türrahmen und im nächsten Moment ertönt ein leiser Schrei hinter mir. Zitternd drehe ich mich um und sehe in das tränenüberströmte Gesicht meiner besten Freundin. Doch ich bin nicht in der Lage, sie zu trösten. Denn vorher muss ich erstmal selbst mit dem Bild vor mir klarkommen. Mit schweren Schritten gehe ich auf den weißhaarigen Jungen zu.

Er wirkt so schwach und verletzlich und jegliches Lächeln ist aus seinem Gesicht verschwunden. Das ist nicht der lebensfrohe und gut gelaunte Junge, der mit uns zusammen hierher gekommen ist und der einer meiner engsten Freunde geworden ist.

Ohne groß darüber nachzudenken nehme ich Carlos unverletzte Hand kurz in Meine. Sie ist eiskalt und automatisch zucke ich zurück. Ich sehe ihm ins Gesicht. Es ist so hart und blass und hat nichts mehr lebendiges.

Und das ist der Moment, in dem ich mir etwas schwöre und Carlos auch. Ich werde die Person finden, die ihm das hier angetan hat. Und wenn ich sie habe, werde ich sie zur Rechenschaft ziehen. Beim nächsten Gedanken machen sich unglaubliche Wut und Trauer in mir breit. Und wenn Carlos stirbt, wird dieser Person das Gleiche passieren.

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