10. Wiedersehen

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Jay's P.O.V.
Ungläubig starre ich Mal an und Evie keucht entsetzt. Das kann nicht ihr Ernst sein! Wir sollen zu unseren Eltern?! Die uns auf dieser Insel am Meisten hassen? "Ist das dein Ernst?!", stoße ich ungläubig hervor und Mal nickt. Ihre grünen Augen funkeln entschlossen.

"Ja, es ist mein voller Ernst." Wut breitet sich in mir aus. Das kann nicht wahr sein! Das ist der beschissenste Plan aller Zeiten! "Tolle Idee. Wir marschieren da rein, unterhalten uns beim Tee mit unseren Eltern und gehen dann einfach wieder? Glaubst du wirklich, dass das funktioniert?!" Ich bin wirklich fassungslos über diesen Vorschlag. Mal schüttelt den Kopf.

"Nein, Jay. Und ich habe nie gesagt, dass es einfach wird. Aber es war klar, dass es irgendwann soweit ist. Und vergiss nicht, für wen und warum wir das tun." Sofort verfliegt jegliche Wut auf Mal und zurück bleiben Schmerz und Wut auf die Person, die Schuld ist. Für unseren kleinen Carlos. Ich weiß, dass er es getan hätte, wenn einer von uns um sein Leben kämpfen würde. Er würde sich jeder Gefahr und jeder Person stellen, um den Schuldigen zu finden. Neben mir schluchzt Evie leise.

"Okay, ich bin dabei." Ihre Stimme klingt leise und zittrig, doch gleichzeitig ist die Entschlossenheit deutlich zu hören. Mal sieht mich fragend an. "Ich bin dabei." Für Carlos.

Doch als wir wieder vor dieser bekannten Tür stehen, bin ich mir nicht mehr so sicher, ob dies wirklich eine so gute Idee ist. Evie scheint es genauso zu gehen, denn sie wirft mir einen verängstigten Blick zu. "Was glaubt ihr, wie es ihm geht?", flüstert sie plötzlich und ein glasiger Schimmer legt sich über ihre Augen. Sofort ist da wieder dieser Schmerz und ich würde am Liebsten irgendetwas zerstören, um ihn loswerden zu können.

Doch ich weiß, dass dies nicht möglich ist. Er wird bleiben, bis es Carlos besser geht. Eine kleine Stimme in meinem Kopf warnt mich, dass es vielleicht nie passieren wird, doch ich ignoriere sie. Mal dreht sich um und nimmt die Hände der blauhaarigen Prinzessin in ihre.

"Ganz ehrlich, Evie, ich wünschte, ich könnte dir versprechen, dass es ihm gut gehen wird, aber das kann ich nicht. Niemand von uns weiß, was geschehen wird. Doch wenn ich eine Sache von unserem kleinen Jungen gelernt habe, dann, dass er ein kleiner Kämpfer ist. Er ist vielleicht jünger als wir alle, aber er ist viel stärker. Carlos wird kämpfen. Sein Herz ist zu stark, um einfach so aufzugeben. Aber im Moment können wir nicht mehr tun, als zu hoffen und ihm zu vertrauen. Wir müssen an ihn glauben und dürfen ihn nicht aufgeben. Denn wenn er geht, wissen wir, dass niemand sonst es geschafft hätte. Aber wir haben jetzt eine Aufgabe. Wir müssen die Person finden, die ihn verletzt und versucht hat, ihn zu töten. Und auch, wenn wir uns euren Eltern stellen müssen. Wir müssen das tun. Für Carlos."

Ich muss schlucken. Ich weiß, dass alles, was Mal sagt, wahr ist. Evie laufen eiige Tränen über die Wangen, doch sie wischt sie entschlossen weg. Der Blick des lilahaarigen Mädchens wandert kurz zu mir und ich nicke ihr zu. Mal dreht sich wieder um und klopft. Die Anspannung von uns ist deutlich zu spüren und ich bin unglaublich nervös. Reflexartig balle ich die Hände zu Fäusten, um mich im Notfall verteidigen zu können.

Im nächsten Moment wird die Tür aufgerissen und eine Frau mit schwarz-weißen Haaren steht vor uns. Cruella De Vil. Ihr Blick ist erst überrascht, dann verwirrt und anschließend unglaublich wütend. Oh oh. "Wen haben wir denn hier? Die kleinen Verräter? Böse Königin! Jafar! Wir haben Besuch!"

Alles in mir spannt sich bei der Erwähnung meines Vaters an und ich bin sofort mehr als wachsam. Innerhalb von Sekunden stehen die böse Königin und mein Vater vor uns und grinsen uns verächtlich an.

"Na, dass ist mal eine interessante Überraschung. Warum seid ihr Verräter hier, wenn ihr doch in dem schönen Auradon hättet bleiben können?" Mal wirft mir einen Blick zu, der mir sagt, dass sie ebenfalls bereit ist, sich im Notfall zu verteidigen, bevor sie unseren Eltern unsere Anwesenheit erklärt. "Es geht um Carlos."

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