•09.02.1999•
Kunstunterricht.
Sie saß mit Kopfhörern im Ohr neben mir und zeichnete vor sich hin.
Sie liebte es Musik zu hören, nur leider hatten wir beide einen verdammt unterschiedlichen Musik Geschmack. Während ich alles mögliche an rap liebte, hörte sie lieber langsamere, traurigere Lieder. Würde ich sie nicht besser kennen würde ich mir bei diesen traurigen Liedern, echt Sorgen um sie machen.
Aber wenn irgendetwas wäre würde sie doch immer zu mir kommen.
Dafür hat man Freunde.
Doch gerade schenkte sie ihre Aufmerksamkeit nur ihrem Blatt. Erst als ich ihr die Kopfhörer fast gewaltsam aus den Ohren gerissen hatte, erhielt ich endlich wieder ihre volle Aufmerksamkeit.
Sie schaute hoch, direkt in meine Augen. Sie sah müde aus. Kein Wunder wir hatten immerhin rein gefeiert, aber irgendwie sah sie anders müde aus. Fast ausgelaugt. Trotzdem schenkte sie mir ein schüchternes Lächeln. Als ich nichts mehr antwortete steckte sie sich wieder ihre beiden Hörer ins Ohr und lies ihre Musik weiter laufen.
Wir hatten die Aufgabe bekommen ein für uns schönen Moment, der in unseren Erinnerungen hängen geblieben ist, zu zeichnen. Dabei war uns überlassen, ob wir das mit Bleistift, Acryl, Aquarell oder was auch immer machten. Sie hatte sofort losgelegt zu zeichnen und hinterher auch Aquarell dazu genommen. Mittlerweile konnte man zwei Menschen auf einem blau schimmernden See ausmachen.
Wir beide.
An Ihrem 11. Geburtstag.
Schon zwei Jahre waren seit dem Tag vergangen. Wie schnell das geht. Mit meinem Bleistift tippte ich unruhig auf meinem Block rum. Ein leeres Blatt. Ich hatte keine Ideen.
Erst als wir uns mittags auf den Weg zu Ihr machten fiel mir etwas ein: der Moment, als sie und ich uns das erste mal begegnet sind. Ich konnte mich zwar nicht mehr daran erinnern, dafür war ich zu klein gewesen, aber ich war mir sicher es war einer der wichtigsten und schönsten Begegnungen in meinem Leben.
Bei ihr zu Hause angekommen klauten wir uns etwas zum naschen und machten es uns in Ihrem Zimmer bequem.
Sie hatte zu ihrem Geburtstag einen Super Nintendo geschenkt bekommen, worauf wir jetzt spielten.
Später legten wir uns in Ihr Bett und quatschten, so wie an ihren vorherigen Geburtstagen.
Doch irgendwas war anders gewesen zum letzten Geburtstag. Sie hatte nicht mehr so glücklich und ausgelassen gewirkt. Eher verkrampft und nachdenklich.
Ich hatte ihr gesagt wie stolz ich auf sie bin.

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Losing You
Short Story„Ich bin stolz auf dich, egal was auch passiert." Die Geschichte eines nicht sehr selbstbewussten Mädchens, welches am 9. Februar Geburtstag hat. In dieser Geschichte kriegt ihr jedes Jahr einen Einblick in ihren Geburtstag aus der Sicht ihrer best...