KAPITEL 27

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Ich sitze nun schon des Längeren hier unten alleine... In meiner privaten Zelle.

Das Gefühl es könnte anders sein ist Herz zerreißend. Aber vielleicht muss ich mir wirklich das Vertrauen von Jayden erarbeiten und dann eine neue Flucht planen. Schließlich meinte er auch bei der Rückfahrt zu mir: „Ich hatte dir vertraut. Ich dachte du würdest nicht mehr wie ein kleines Kind von mir wegrennen."

Er hatte mir vertraut. Mir, einer Gefangenen. Die Frage ist nur, schaffe ich es wieder dieses Vertrauen zu erlangen? Ich bezweifle es. Jayden wirkte sehr verletzt seit meinem Fluchtversuch und zudem ist er jetzt extrem kalt zu mir. Ich möchte nur an die Situation von dem Verhör erinnern. Als er mir mit seinem Finger in meine Wunde gedrückt hat, absichtlich.

Vielleicht sollte ich doch etwas anderes Versuch?

Ich stehe von meinem Stuhl auf und gehe ein paar Schritt von dem unbequemen Teil weg. Als nächstes versuche ich meine Hände, die hinter meinem Rücken aneinandergebunden sind, nach vorne zu bekommen. Ich strecke sie so weit wie möglich dem Boden entgegenstrecke, gehe leicht in die Hocke und mit meinen Füßen steige ich vorsichtig durch meine Armbeugen nach hinten. Der erste Fuß ist dahinter, nun noch der Zweite. Ich verliere leicht das Gleichgewicht und muss mich an die Wand lehnen, jedoch hat es geklappt! Meine Hände befinden sich nun vor meinem Körper! Entspannt gehe ich in den toten Winkel der Überwachungskamera, sie überwacht jeden meiner Schritte und sende die Bilder direkt in Jaydens Büro-

Nun greife ich in meinen Ausschnitt und versuche das Skalpell irgendwie herauszubekommen. Es ist alles etwas Schmerzhaft, da ich schon lange keine Medikamente mehr wegen meiner Schulter genommen habe. Ich hoffe nur, dass es weiterhin abheilt und keine Entzündung entsteht.

Mit dem Skalpell in meinen Pfoten steige ich wieder durch die Fesseln, so dass man keinen Unterschied sieht. Dann setze ich mich wieder schauspielerisch auf den Stuhl. Das Bild soll wie immer gleich sein, ich sitzend auf dem Stuhl und schaue Löcher in die Luft.

Es macht mich seelisch kaputt hier zu sitzen. Ich zerbreche in viele kleine Teilchen, vermutlich genauso wie er es möchte. Oft habe ich in der letzten Zeit überlegt ob ich mir nicht einfach die Pulsadern aufschlitzen sollte. Einen Cut setzen und dass alles Beende. Das wäre dann doch eine Winn-Winn Situation oder nicht? Ich könnte es ihm alles heimzahlen, indem ich ihm nicht mehr die Koordinaten geben könnte. Und ich wäre von allem Erlöst, müsste nicht mehr mit Angst leben. Wäre wieder Frei-

Aber dann denke ich wieder an meine Mutter...

Sie wäre von mir enttäuscht, das könnte ich einfach nicht zu lassen. Sie hätte niemals gewollt das ich aufgebe!

Ich versuche langsam die geschnürten Fesseln durch zu sägen. Jayden hat die Metallfesseln am Abend, als er mich eingeliefert hat noch mit Seilen ersetzt. Ich verstehe selbst nicht warum? Vielleicht braucht er die Metallfesseln für andere Gefangen?

Langsam und Vorsichtig bewege ich die Klinge an den Schnüren auf und ab. Immer wieder und wieder. Ich möchte sie nicht komplett durchschneiden, jedoch sollte das Seil so durch sein, dass ich es aufreißen könnte.

Während ich weiter Säge lasse ich meinen Kopf etwas kreisen, meine Nackenschmerzen lassen auch nicht nach. Das Leben einer Gefangenen ist wirklich nicht leicht. Gespeist habe ich zuletzt vor meiner Flucht, da es hier einfach nichts gibt. Nicht mal einen Apfel oder so, nur etwas zu trinken. Eine Wasserflasche täglich, natürlich die kleinen 0,5l Fläschchen. Auf Toilette war ich bereits 3-mal, vielleicht war es auch öfter. Ich weiß es nicht mehr. Wenigstens ist mir das gestattet-

Die Metalltür, welche ich die ganze Zeit ununterbrochen ansehe, öffnet sich. Jayden tretet langsam ein. Er schließt die Tür hinter sich und lehnt sich an sie. Schnell schiebe ich das Skalpell in die Hosentasche, an die ich in meiner jetzigen Sitzposition rankommen und schaue ihn kalt an. Kalt, emotionslos und genervt. Ungefähr genauso, wie er mich sonst immer ansieht.

Kidnapped from HimWo Geschichten leben. Entdecke jetzt