Hunted (Illumi ff)

Illumi Zoldyck

Eine nicht allzu unbekannte Stimme  holte mich langsam aus dem Land der Träume. Ich merkte, dass ich auf dem Waldboden lag. Die Nadeln der Tannenbäume pieksten mich unangenehm ins Gesicht. Ich blinzelte ein paar mal und wollte aufstehen, doch da fiel mir ein was passiert war. Der Mistkerl von Zoldyck hat mich gekidnappt! Ich versuchte ruhig zu atmen und konzentrierte mich auf sein Telefongespräch. ,,Ja Hisoka, natürlich habe ich sie gefangen", sagte Illumi in den Hörer. Hisoka?! Bitte sag mir nicht, dass der jenige der Hisoka angerufen hat Illumi war und der Clown mich verpetzt hat. Argh!
,, Nein. Kämpfe sind mir nicht so wichtig wie dir. Hm? Ja, von mir aus können wir vorbei kommen, ich will sowieso nicht im Wald schlafen", antwortete er Hisoka. Dann spürte ich wie er auf mich zukam. Schnell schloss ich meine Augen und tat so als würde ich schlafen.

Illumi hockte sich zu mir runter und starrte mich intensiv an. ,,Sie schläft noch", meinte der Auftragskiller und strich mir eine Sträne aus dem Gesicht. Am liebsten würde ich seine Hand jetzt zerstückeln! ,,Bis später", verabschiedete sich der Schwarzhaarige von Hisoka.

Ich beobachtete Illumi, wie er das Feuer löschte. Sein schlanker Schatten ragte unheilvoll über mir auf. Dann warf er mich wie einen Kartoffelsack über seine Schulter und lief los.

Jetzt hielt ich es nicht mehr aus. Das ist so demütigend! Fest schlug ich Illumi mit meinem Ellbogen gegen den Hinterkopf, sodass er tatsächlich locker ließ und ich mich rausdrehen konnte. Sobald ich auf dem Boden aufkam, rannte ich wie eine Verrückte  los. Meine Beine sind zwar immer noch etwas taub, aber ich kann wieder laufen! Als erstes muss ich aus dem Wald raus. Auf einen Kampf werde ich mich in meinem Zustand nicht einlassen. Illumi lief mir nach und schien aufzuholen. Mist, Mist, Mist!
Warte, sind das Lichter? Ja, Lichter! Ich erhöhte mein Tempo noch einmal.  Komm schon, in ein paar Metern stehen die ersten Häuser!

,,Bleib stehen!", rief mir Illumi hinterher. ,,Fick dich!", schrie ich zurück und zeigte ihm im Laufen den Stinkefinger. Ich rannte immer weiter in die Hauptstadt. ,,Aus dem Weg!", rief ich den Leuten zu und schubste die, die wie Ziegen stehen blieben gewaltsam aus dem Weg.

Ich schaute hinter mich. Habe ich ihn abgehängt? Doch plötzlich prallte ich gegen einen muskulösen Körper und fiel zu Boden. ,,Hast du etwa versucht vor Illumi zu flüchten Kyra?~", fragte eine mir allzu bekannte Stimme. Hisoka! Sofort rappelte ich mich auf und versuchte wegzulaufen, wurde aber augenblicklich von Hisokas Bungee Gum zurückgezogen.
Er schlang seine Arme um mich und hielt mich fest. Verzweifelt zappelte ich herum, doch er war zu stark. Dieses verdammte Nervengift!
,,Bitte lass mich los Hisoka, hörst du?!", schrie ich ihn panisch an und versuchte mich zu befreien. Ich hörte ihn kichern.
,,Und was bekomme ich dafür?~", raunte er in mein Ohr und drückte mich fester an sich.

,,Nichts", sagte Illumi auf einmal. Seit wann steht er hinter uns? ,,Du warst verdammt schnell Kyra. Ohne Hisoka hätte ich dich wahrscheinlich verloren. Das wäre äußerst ärgerlich gewesen", meinte Illumi und schaute mich vorwurfsvoll an. Ich wich seinem Blick aus.

,,Ihr könnt in meinem Zimmer in der Himmelsarena schlafen. Und duschen solltet ihr auch. Wart ihr im Wald?", sagte Hisoka mit einem spöttischen Grinsen im Gesicht. ,,Ich schwöre ich werde euch beide töten!", schrie ich aufgebracht und schlug wild um mich. ,,Es wäre mir ein Vergnügen~",
antwortete der Clown und leckte sich über die Lippen.
Nach etwa 20 Minuten kamen wir in der Arena an, wo wir sofort in den Aufzug stiegen um keine Aufmerksamkeit zu erregen. Sonst hätten sich die Leute bestimmt gefragt, warum zwei Männer eine halb bewusstlose Frau in ihr Zimmer schleppen. Als Hisoka das Zimmer aufschloss, weiteten sich meine Augen bewundernd. Das ist ja eine ganze Wohnung! Auf den ersten Blick erkannte ich zwei Zimmer mit jeweils einem Badezimmer. Beide hatten einen wunderschönen Ausblick auf Yorknew.

,,Ihr beide könnt euch ein Zimmer teilen und ich gehe ins andere", meinte Hisoka und zeigte auf uns. Perplex schaute ich ihn an. ,,Bist du verrückt?! Ich will nicht neben Illumi schlafen!", knurrte ich wütend.
Illumi legte den Kopf schief. ,,Keine Sorge, ich habe keinerlei Interesse an dir. Aber einer von uns muss aufpassen, damit du nicht abhaust. Wenn du willst kannst du auch neben Hisoka schlafen", sagte er monoton. Angeekelt schaute ich den Clown an, der mich angrinste. Da ist ein Nadelfreak wohl die bessere Wahl.

,,Ich gehe als erstes duschen, wenn das okay ist", murmelte ich und ging in Richtung Badezimmer. Die Tür schloss ich hinter mir ab, bevor ich anfing mich auszuziehen.
Das warme Wasser floss sanft um meinen Körper und ließ den Dreck im Abfluss verschwinden. In meinen Haaren waren immer noch einige Stöckchen und Blätter, weshalb ich sie gleich mitwusch. Als ich aus der Dusche stieg, trocknete ich mich mit einem Handtuch ab und cremte mich komplett ein. Einen Föhn gab es natürlich nicht. Gerade wollte ich nach meinem Pyjama greifen, als mir auffiel, dass der ja noch im Hotel war. Das kann doch nicht wahr sein! Meine verdreckten, halb nassen Klamotten will ich jetzt aber auch nicht anziehen! Ich wickelte mich also ins Handtuch ein und öffnete die Tür einen Spalt breit.

,,Hey Nadelkissen! Illumi! Mein Pyjama ist im Hotel, was soll ich anziehen?", fragte ich ihn. Illumi saß derweil auf dem Bett und tippte auf seinem Handy herum. ,,Ist nicht mein Problem. Und nenn mich nicht Nadelkissen oder ich mach eins aus dir", meinte er und schaute mich dabei nicht einmal an. Genervt funkelte ich ihn an. ,,Natürlich ist das dein Problem! Du bist schließlich derjenige der mich gekidnappt hat!", fauchte ich. Einen Moment lang schien er zu überlegen, stand dann jedoch auf und kramte in einem Schrank herum. ,,Hier hast du ein Hemd", sagte er und warf mir ein weißes Männerhemd zu. Ist das seins? Bah! Aber ich hatte keine andere Wahl. In meinem Stolz verletzt zog ich also das Hemd an und stellte fest, dass es mir fast bis zu den Knien ging. Stimmt, Illumi ist zwar nicht so groß wie Gittarackur, aber er ist immer noch um die einen Kopf größer als ich.

,,Du kannst", sagte ich als ich aus dem Bad lief. Während ich schnell zum Bett sprintete, stand Illumi auf und begab sich ins Bad.

Puh, jetzt bin ich allein im Zimmer. Eigentlich wäre das die perfekte Möglichkeit zu fliehen, aber das Problem ist, dass Hisokas Zimmer an unserem grenzt und ich erst an ihm vorbei müsste. Wie Illumi jetzt sagen würde: ,,Äußerst ärgerlich!"
Zu meinem eigenen Wohl beschloss ich hier zu bleiben. Auf dem Nachtschränkchen entdeckte ich neben dem Glas Wasser ein Buch. "Rote Nächte" stand in geschwungener Schrift als Titel. Neugierig griff ich danach und blätterte durch einige Seiten woraufhin ich anfing zu lesen.

In dem Buch ging es um zwei Geschwister, die zusammen durch die Welt reisten. Jedoch kam der kleine Bruder irgendwann vom richtigen Pfad ab und wechselte auf die böse Seite. Der große Bruder gab aber nicht auf und versuchte ihn um jeden Preis zurückzuholen. Er liebte ihn über alles. Doch der kleine Bruder ließ ihn nicht an sich heran.

,,Das ist eins meiner Lieblingsbücher. Gefällt es dir?", fragte plötzlich Illumi. Seine Stimme hatte einen... sanften Klang. Ich schaute auf und wurde rot wie eine Tomate. Der Schwarzhaarige hatte nur ein Handtuch um seine Hüfte gewickelt. Wegen seinen Klamotten habe ich es noch nie bemerkt, aber er war fast so muskulös wie Hisoka. Seine nassen Haare hatte er mit einigen Nadeln nach oben gesteckt. Beschämt drehte ich mich weg und antwortete leise:,, Ja, es ist süß. Ich wünschte ich würde noch Geschwister haben. Sie sind alle tot."
Ein Schimmer von Trauer spiegelte sich in meinen Augen. Illumis Blick konnte ich nicht deuten.

Aber warum erzähle ich ihm das eigentlich? Wir kennen uns erst seit gestern! Bin ich etwa komplett verrückt geworden? ,,Du solltest schlafen gehen", meinte er, woraufhin ich mich in meine Decke einkuschelte. Hehehe, sobald Hisoka und er einschlafen bin ich weg vom Fenster. Ich grinste. ,,Ah, Hisoka?", rief das Nadelkissen plötzlich. Der Clown erschien im Türrahmen und schaute ihn fragend an. ,,Kannst du sie mit deinem Bungee Gum am Bett fesseln? Ich will nur ungern im Schlaf von ihr erstochen werden", meinte er und zeigte auf mich, als wäre ich für etwas schuldig gesprochen. ,,Eh? Können wir das nicht weglassen? Sowas würde ich niemals tun...", fragte ich und schaute unschuldig. ,,Du lügst Kyra. Du wolltest mich letztens erst mit einem Eiszapfen abstechen", meinte Illumi tadelnd und zeigte auf seine Rippe.

Wie ihr euch sicher denken könnt, wurde ich letztendlich an das Bett geklebt, sodass ich mich gar nicht mehr bewegen konnte. Illumi schlief derweil in höchster Seelenruhe neben mir und murmelte irgendetwas vor sich hin. Wenn er schläft sieht er gleich viel friedlicher aus...