Chapter 3

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Draco dankte seinem Vater für seine makellose Erziehung. Diese erlaubte es ihm das Schlammblut am Gryffindortisch bereits seit genau vierzehn Minuten und siebenunddreißig Sekunden zu ignorieren.

Andernfalls hätte er sich auf eine Stufe mit dem Wiesel begeben müssen, der Granger gerade wie ein liebeskranker Idiot anstarrte – erbärmlich.

Als ob er Granger so beeindrucken könnte…

So in seinen Gedanken versunken, bemerkte Draco die Eulen mit der Morgenpost erst, als ihm eine Pergamentrolle direkt auf seinen Teller fiel. „Mistvieh“, schimpfte er, fischte das Pergament aus seinem Frühstück und beäugte es misstrauisch: Die Rolle hatte kein Siegel und das Papier war viel zu billig, als das es jemals auch nur in die Nähe seiner Eltern gelangt wäre. Unauffällig prüfte er den Brief mit einem Coarguero auf Flüche, fand aber keine. Neugierig geworden, verstaute Draco die Pergamentrolle im Ärmel seiner Robe und stand vom Frühstückstisch auf. Als Crabbe und Goyle ebenfalls aufstehen wollten, dirigierte er sie mit einer unwirschen Handbewegung an den Tisch zurück. Was auch immer in dem Brief stehen mochte, ging die beiden nichts an.

Wenn er sich beeilte, konnte er den Brief noch vor der ersten Stunde lesen, also steuerte Draco die nächste Herrentoilette an, schloss sich in eine Kabine ein und entrollte den Brief.

Sehr geehrter Herr Malfoy,

sollte Ihr Interesse an Literatur über die Radix Amoris weiterhin bestehen, bitte ich Sie ein Treffen heute Abend um sieben Uhr, am gleichen Ort, wo unserer letztes Treffen stattfand, in Betracht zu ziehen.

Mit magischen Grüßen,

ein Bücherfreund

Der Brief verwirrte ihn. Er konnte eigentlich nur von Granger stammen, aber warum in aller Welt wollte sie ihn treffen? Sein Verstand konstruierte die unterschiedlichsten unangenehmen Szenarien, die bei einem Treffen auf ihn warten konnten. Währenddessen klopfte sein Herz bei dem Gedanken an Hermine schneller. Draco raufte sich die Haare, langsam wurde er noch verrückt. Er musste diesen verdammten Zauber endlich loswerden, damit diese verfluchte Gryffindor endlich aus seinem Kopf verschwand! Der Blonde seufzte. Es spielte keine Rolle, was ihn bei dem Treffen erwartete, er würde damit schon fertig werden, versuchte Malfoy sich einzureden. Er musste jede Gelegenheit nutzen. Aber vermutlich hätte Malfoy für eine Gelegenheit Hermine alleine zu treffen alles rationalisiert.

Draco umklammerte seinen Zauberstab mit klammen Händen, atmete tief durch und drückte langsam die Tür zur Mädchentoilette auf. Misstrauisch sah er sich um, konnte aber außer Hermine niemanden sehen. Nicht einmal die Maulende Myrthe schien da zu sein.

„Was willst du Granger?“, fuhr er Hermine unfreundlich an, ohne seinen Zauberstab wieder einzustecken.

„Wir müssen reden“, erwiderte Hermine bestimmt, während sie Draco herausfordernd ansah.

„Ich wüsste nicht, was wir zu besprechen hätten, Schlam…“

„Draco Malfoy!“, fiel Hermine ihm bestimmt ins Wort und fügte in ihrem typischen besserwisserischen Tonfall hinzu: „Und weswegen bist du sonst hier?“

Wo Hermine Recht hatte, hatte sie Recht, musste sogar Draco sich zähneknirschend eingestehen.

„Gut, wenn es denn sein muss.“, entgegnete der Slytherin und machte eine wegwerfende Handbewegung in Hermines Richtung, um ihr das Wort zu erteilen. Als Zeichen seines guten Willens ließ er seinen Zauberstab in seiner Robe verschwinden.

Hermine schien sich für einen Moment zu sammeln und atmete kurz durch. Danach sprudelten die Worte wie ein Wasserfall aus Hermine hervor und Draco kam aus dem Staunen nicht mehr raus. Sie berichtete ihm, wie sie bemerkt hatte, dass sie plötzlich etwas für ihn empfand. Wie ihre bisherigen Versuche, ein Gegenmittel zu finden, gescheitert waren. Wie überrascht sie war, als es ihm herausgerutscht war, dass es ihm genauso geht wie ihr.

Aber warum bei Merlins Barte erzählte Granger ihm das alles?

„Und was schlägst du vor?“, fragte der Slytherin skeptisch.

„Einen Deal. Wir arbeiten zusammen. Gemeinsam haben wir eine bessere Chance herauszufinden, wer oder was auch immer uns das angetan hat. Dann werden wir es rückgängig machen. Danach kann jeder wieder seiner Wege gehen“

„Wie stellst du dir das praktisch vor? Wir können wohl kaum plötzlich anfangen uns öfters zu treffen. Früher oder später wird uns auch hier jemand sehen. Oder sollen wir vorgeben wir seien plötzlich Freunde? So dumm sind noch nicht einmal deine Gryffindordeppen.“, warf Draco ein.

Ein verwegenes Grinsen huschte über Hermines Gesicht.

„Weißt du noch wie Professor Vektor letzte Woche in Arithmantik gesagt hat, wir bekämen nächste Woche Referatsthemen, die wir in Zweiergruppen bearbeiten sollen? Wie sie meinte, wir müssten lernen zusammen zu arbeiten auch über Häusergrenzen hinweg? Insbesondere, wenn man sich nicht versteht? Wenn wir uns jetzt in der nächsten Stunde streiten - und das sollte uns ja nicht schwerfallen…dann werden wir wohl zur Gruppenarbeit eingeteilt. Und schon haben wir einen Vorwand uns zu treffen.“

Ich könnte dich küssen. Du bist einfach brillant. Deswegen liebe ich dich so, schoss es Malfoy durch den Kopf, ehe Draco sich selbst stoppen konnte. Er wollte Hermine umarmen, an sich drücken und sein Gesicht in ihren ungebändigten Locken vergraben. Malfoy machte einen zaghaften Schritt in Hermines Richtung. Doch dann brachte er seine Gefühle unter Kontrolle und antwortete betont nüchtern: „Einverstanden.“

Die Gryffindor streckte ihm langsam ihre Hand entgegen. Für ein paar Sekunden stand Hermines Hand alleine im Raum. Schließlich reichte auch Draco ihr die Hand, während sie sich für einen Moment in die Augen schauten.

Draco genoss es Hermines zarte, warme Hand mit ihrem entschlossenen Händedruck in seiner Hand zu spüren.

„Abgemacht.“, hörte Malfoy sich sagen.

Draco Malfoy's StoryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt