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"Freust du dich?" Ich sah zu meiner Mutter hinüber die aus ihrer "beste Mom der Welt" Tasse trank. Ich nickte. "Du schaffst das. Du bist eine Thomson das liegt uns im Blut.", lachte sie. In diesem Moment kam mein Vater die Treppen hinunter. Er war gerade damit beschäftigt sich seine Krawatte zu binden. "Was liegt uns im Blut?" Er zog eine Augenbraue hoch. "Auf jeden Fall nicht das Krawatten binden." Mit großen Augen sah meine Mutter auf die Krawatte. Sie stellte ihre Kaffeetasse ab und kam meinem Vater zur Hilfe.

Ich schnappte mir meine Tasche. "Ich muss los. Layla wartet auf mich.", meinte ich und schickte meinen Eltern einen Kuss durch die Luft ehe ich das Haus verließ.

Ich machte mich auf den Weg in das lieblings Cafe meiner besten Freundin und mir. Morgens holen wir uns meistens hier einen Kaffee. Als ich ankam wartet Layla schon ungeduldig auf mich. "Da bist du ja." Wir umarmten uns zur Begrüßung. Gemeinsam gingen wir hinein. Layla bestellte sich wie immer ihren Vanille
Cappuccino und ich mir einen einfachen Kaffee Latte. Auf dem Weg in die Schule erzählte mir Layla von ihren Ferien. Wir hatten uns kaum gesehen, da sie ihre Großeltern in London besucht hatte. "Halt mal." Sie streckte mir ihren Kaffee entgegen und band sich dann ihre langen blonden Haare zusammen. "Auf jeden Fall habe ich beschlossen eines Tages nach London zu ziehen. Es ist dort einfach großartig.", schwärmte sie.

Und das wäre der Unterschied zwischen Layla und mir. Was ihre Zukunftspläne angeht ist sie ganz spontan, ich hingegen habe schon einen genauen Plan. Nach meinem letzten Jahr an der High School was ich heute beginne, werde ich Kunst studieren und das in London. Das weiß ich schon seit ich klein bin. Mittlerweile bin ich siebzehn Jahre alt und mein Plan hat sich kein Stück geändert.

Wir kamen am Schultor an, wo sich auch andere freudig in die Arme schlossen. "Bist du bereit für unser letztes Jahr?" Layla sah zu mir. Ich nickte. Sie hackte sich bei mir ein und wir gingen gemeinsam auf das große Schulgebäude zu. Da wir immer noch die selben Schließfächer hatten gingen wir als erstes dort hin. Unsere Stundenpläne bekamen wir bereits mit der Post. Leider hatten Layla und ich nicht so wie letztes Jahr jedes Fach gemeinsam.

Layla sah sich auf dem Flur um. "Ich werde hier keinen vermissen. Außer dich.", stellte sie fest. Layla und ich waren meist unter uns beiden da wir von den anderen nicht viel hielten. Das klingt zwar eingebildet aber keiner hier passte zu unserem Freundeskreis.

"Na du Schönheit?" Josh legte seinen Arm um mich woraufhin Layla direkt mit den Augen rollte. Josh und ich sind seit Ende des letzten Schuljahres ein Paar und verbrachten immer wieder unsere Freizeit in den Ferien miteinander. Layla ist kein besonders großer Fan von ihm da Josh immer wieder dazu neigt sich für etwas besseres als alle anderen zu halten und das kann auf Dauer schon ziemlich nerven.

Josh drückte mir einen Kuss auf die Wange. "Kommst du heute nach der Schule zu mir?", wollte er von mir wissen. "Geht nicht. Ich gehe mit Layla Schuhe kaufen." Layla zog einen Schmollmund. "Zu dumm. Ich war schneller." Josh sah sie spöttisch an. Die beiden zanken immer wieder mal und meist stehe ich nur Still daneben und denke mir meinen eigenen Teil.

Die Schulglocke ertönte und Josh und ich gingen gemeinsam in die erste Stunde. Literatur. Ein Fach was ich gar nicht so schlecht finde. Schlecht in der Schule war ich noch nie und Literatur liegt mir aus irgendeinem Grund ganz besonders. Unser Lehrer Herr Petroff betrat den Klassenraum. Wie immer trug er ein gebügeltes Hemd doch seine schon etwas grauen Haare standen zu Berge. Er begrüßte uns in dem neuen Jahr. "Wir starten mit einer Gruppenarbeit um wach zu werden. Über die Ferien musste ihr doch "Der kleine Junge." lesen. Ihr werdet in Zweiergruppen zusammengehen und über das Buch diskutieren."

Herr Petroff teilte die Zweiergruppen ein. Ich hörte meinen Namen und danach einen Namen denn ich noch nie gehört hatte. Ein Junge kam auf mich zu und setzte sich neben mich. Er hatte brünettes zerzaustes Haar und hellbraune Augen. Er war gut trainiert das konnte man durch das weiße T-Shirt sehen. An seinen Armen war er tättoowiert und auch am Hals hatte er ein Tattoo. "Bist du neu?", fragte ich ihn als er sich setzte. "Ja. Jayden.", stellte er sich vor. "Aria.", gab ich knapp zurück.

Ich sah wie Josh die Hand hob. "Könnte ich eventuell mit Aria zusammenarbeiten?" Josh sah zu mir und für einen Moment war es mir peinlich da mich nun alle im Raum anstarrten. "Kommt nicht in Frage. Die Gruppen bleiben wie sie sind.", meinte Herr Petroff.

Ich wandte mich an Jayden. "Hast du das Buch gelesen?" "Ja.", gab er knapp von sich. "Also ich fand es war enttäuschend. Ich hätte nicht gedacht, dass sich Maribel und Hektor am Ende trennen.", meinte ich und sah auf das Buchcover. Jayden lehnte sich in den Stuhl zurück. "Doch das war mir schon lange klar." Verwirrt sah ich ihn an. "Überlege doch mal. Hektor war nie bereit für eine Liebesbeziehung mit Maribel. Logisch das er am Ende einen Rückzieher gemacht hat" Ich begann zu schmunzeln. "Aber Maribel hat sich so viel Mühe mit ihm gegeben." Jayden zuckte mit den Schultern. "Eben. Es hat mich gewundert, dass nicht sie es beendet hat. Immerhin war Hektor nicht gerade einfach." Ich sah Jayden an. "Und genau das finde ich das Schöne. Sie hat Hektor nie aufgegeben egal was gekommen ist. Dabei hat er sogar jemanden erschossen und sie hat ihn dennoch bedingungslos geliebt. So stelle ich mir Liebe vor.", schwärmte ich und versank schon wieder in meinem poetischen Ich.
Jayden lehnte sich an den Tisch und sah mir tief in die Augen. "Heißt das, du würdest mit jemanden zusammen sein und alles erdulden was er tut?" Ich schüttelte den Kopf. "Ich denke wenn es wahre Liebe ist - " ich stoppte den Satz. "Wenn du jemanden liebst stehst du alles mit ihm durch.", erwiderte ich plötzlich und sah wieder auf das Buch.

Das Klingeln ertönte und alle standen auf und stürmten aus dem Raum. "Ich hoffe du findest deinen Märchenprinzen.", grinste Jayden ehe er auch ging. Nur Josh wartete auf mich und wir gingen gemeinsam.

Promise MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt