Zurück in Konoha

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Schon nachdem das Team nur wenige Schritte durch das Tor von Konoha gemacht hatte, ertönte ein Pfeifen neben ihnen. Natürlich richteten die Ninja ihre Blicke in die Richtung und sahen genau zu Izumo und Kotetsu. Beide taumelten ein wenig.
„Hey Jungs! Was habt ihr denn da für ein hübsches Ding mitgebracht?", rief Kotetsu zu ihnen hin. Yume verdrehte daraufhin nur die Augen und Sajin rümpfte die kleine Nase. Sie roch etwas Unangenehmes.
„Ich hoffe, dass ihr keine Besitzansprüche auf sie habt!", meinte dann auch Izumo. Er lallte stärker als sein Freund, doch es war unschwer zu erkennen, dass sie keinesfalls nüchtern waren. Und genau dieser Alkohol, den sie intus haben, brannte in Sajins Nase. Es war aber nicht gerade schlimm, dass die Zwei in diesem Zustand waren. Schließlich war es bereits Abend und keiner konnte ihnen vorschreiben, was sie zu tun und lassen haben. Das Team ignorierte die beiden ‚Angetrunkenen' jedoch einfach und gingen zusammen mit Yume einfach weiter. Sie gingen immer weiter in Richtung der Hokageresidenz, doch plötzlich blieb Kakashi stehen.
„Ihr könnt nach Hause gehen. Ich werde Yume noch zum Hokage bringen.", wies der Jo-Nin die Jüngeren an. Er wartete gar nicht auf eine Antwort, sondern drehte sich einfach um, um seinen Weg zur Residenz fortzusetzen.
„Wir sehen uns. Denke ich.", verabschiedete sich auch Yume von den Dreien. Sie wirkte jedoch eher desinteressiert. Als wäre es ihr gleichgültig, ob sie ihre ehemaligen besten Freunde wieder sehen würde. Sie machte sie ebenfalls auf den Weg zur Residenz und ließ somit die Ge-Nin alleine stehen.

Vor dem Büro des Hokage angekommen, klopfte Kakashi kurz an die Tür, nur um sie ohne gegebene Erlaubnis zu öffnen. Gefolgt von Yume trat er in den Raum, ohne Sajin, die wartete draußen auf die beiden. Das Mädchen verbarg sich allerdings halb hinter dem Hatake. Dieser verbeugte sich leicht vor dem alten Mann.
„Mission erfolgreich erfüllt, Hokage-sama.", sagte er förmlich und Yume trat hinter ihm hervor. Sie vermied es dem Hokage in die Augen zu sehen. Sie gab ihm auch Schuld an dem Verlauf ihres Lebens, nicht Kakashi alleine.
„Lange nicht gesehen, Yume Okami.", meinte der Alte und sie verzog das Gesicht als er sie direkt ansprach. Auch wenn sie es vermied ihn anzusehen, musterte der Hokage sie recht interessiert. Sie war groß geworden und hat sicher auch an Stärke gewonnen. Zumindest hoffte er das.
„Vier Jahre sind schon eine Weile.", erwiderte Yume knapp auf seine Worte. Es interessierte sie nicht, was er ihr sagen wollte. Aber sie wollte wieder weg. Raus aus dem Büro, der Hokage-Residenz.
„Ich freue mich, dass du wieder in deine Heimat, Konoha, zurückgekommen bist. Deshalb-" Er wollte noch weiter reden, wurde jedoch barsch von Yume unterbrochen.
„Warum willst du mich in Konoha zurückhaben, Hiruzen?", fragte sie ihn unverblümt und sprach den Hokage sogar beim Vornamen an. Kakashi verzog deshalb das Gesicht. Sie sollte gefälligst respektvoller mit dem Hokage umgehen, doch sie interessierte das nicht. Der Hokage musste sich ihren Respekt erst wieder verdienen, zumindest dachte sie so. Der alte Mann blieb stumm und sah sie überrascht an, während sie ihm einen fast schon wütenden Blick zuwarf.
„Ich ignoriere das jetzt einfach mal. Und du hast Recht, es gibt tatsächlich einen bestimmten Grund, warum ich dich gerne hier hätte. Ich befürchte nämlich ein Angriff auf das Dorf. Da ist jede Hilfe gut und du bist dafür gut geeignet. Deshalb frage ich dich, ob du dich uns anschließt und in Konoha bleibst.", erklärte der Hokage. Sein Blick zeugte von vollkommenem Ernst und erregte damit Yumes Neugier. Auch, wenn man sie im Stich gelassen hatte, war das immer noch ihr Heimatdorf. Das Dorf, wo sie Schutz und Geborgenheit fand, als sie vollkommen alleine war. Doch das Dorf an sich war es nicht, dass sie zu diesem Gedanken trieb. Eher die Menschen, die hier leben. Naja, ein paar Menschen. Ihre Freunde. Sogar Kakashi ein wenig.
„Warum und wann sollte es einen Agriff geben?", fragte Yume und versuchte ihre Stimme gleichgültig klingen zu lassen. Es gelang ihr sogar ein wenig, doch nicht gut genug, um es wirklich zu glauben.
„Bei den Chu-Nin Auswahlprüfungen. Da viele Ninja aus verschiedenen Ländern da sind, wäre es ein leichtes, das Dorf anzugreifen.", antwortete der alte Mann. Ihm war der merkwürdige Unterton in ihrer Stimme nicht entgangen. Ihr lag also doch noch etwas an Konoha. Und das bewegte sie auch zu ihrer Entscheidung.
„Ich bleibe. Nicht wegen Konoha, sondern wegen meinen Freunden." Yume verließ das Büro. Der Hokage hatte seine Antwort, also musste sie ja nicht noch länger in dem Raum bleiben. Und das wollte sie auch gar nicht mehr. Sie wollte weg von dem alten Mann.
Kakashi war ihr gefolgt und schloss auch recht bald zu ihr auf. Eine Weile schwiegen beide, bis er jedoch die Stille brach.
„Wo willst du eigentlich schlafen, Yume?", fragte er und ließ die Sorge in seiner Stimme gespielt wirken. Er mochte es nicht, nicht zu wissen, was sie tat. Oder wo sie war. Yume blieb abrupt stehen und sah den Hatake mit einem nahezu wütendem Blick an.
„Bestimmt nicht bei dir!", sagte sie schroff und eilte davon, ohne auf eine Reaktion seinerseits zu warten. Mit trauriger Miene sah Kakashi ihr nach. Als sie aus seinem Blickfeld verschwunden war, lehnte er sich gegen eine Wand und legte den Kopf in den Nacken. Er seufzte.
„Sie hat sich sehr verändert, unsere kleine Tochter. Nicht wahr, Sayuri?" Er sprach mit sich selbst. Seine Gedanken widmete er voll und ganz seiner verstorbenen Geliebten.

Als Shikamaru das große Haus seiner Familie betrat, dauerte es nicht lange bis sein Vater auch schon vor ihm auftauchte.
„Und, wie lief die Mission? Wen musstet ihr denn nun nach Konoha bringen?", fragte Shikaku auch gleich nach und erntete nur einen genervten Blick seines Sohnes.
„Lass mich erst mal nach Hause kommen, Vater.", sagte Shikamaru und zog sich seine Schuhe aus. Shikaku sah ihn leicht verwundert an. Es war zwar normal, dass sein Sohn nicht gerade gesprächig ist, aber so mies gelaunt wurde er noch nie begrüßt. Irgendwas war passiert.
„Natürlich. Hast du Hunger?", fragte er seinen Sohn, doch dieser verneinte nur mit einem Kopfschütteln. Shikamaru ging an seinem Vater vorbei zur Treppe, blieb aber noch kurz stehen.
„Um auf deine Frage zu antworten... Die Mission war zu Beginn einfach nervig. Und die Kunoichi, die wir nach Konoha zurückbringen sollten, war Yume. Erinnerst du dich noch an sie?", gab er seinem Vater Auskunft, allerdings ohne ihn anzusehen. Shikaku schien kurz nachdenken zu müssen.
„Ach, natürlich erinnere ich mich noch! Ihr wart ziemlich gute Freunde, oder nicht? Deine Mutter hoffte immer, dass aus euch mehr wird als nur Freunde." Er lachte amüsiert. Shikamaru verzog nur das Gesicht.
„Wie auch immer, ich geh schlafen.", nuschelte er noch, ehe er die Treppe hoch in sein Zimmer ging.
„Das er mich daran noch erinnern muss, echt nervig."

Auch als Sasuke zuhause ankam, dachte er noch immer ein wenig an Yume.
Aber vor allem daran, das er sich jetzt möglicherweise nicht mehr ganz auf sein Training konzentrieren könnte. Er ließ sich in seinem Zimmer aufs Bett fallen, wünscht sich, sie einfach zu vergessen, damit er sich voll und ganz seinem Training widmen kann. Unwillkürlich erinnert er sich an sein letztes Treffen mit Yume.

Es war nicht lange nach der Nacht des Uchiha-Massakers gewesen. Er war traurig und verzweifelt, schottete sich von allem und jedem ab. So saß er an einem Fluss, abseits der Stadt in einem Wald, wo normalerweise nie jemand hinkam. Doch er hatte nicht damit gerechnet, das Yume ihn suchte. Sie machte sich Sorgen um den jungen Uchiha.
„Was machst du denn alleine hier im Wald, Sasuke?", fragte sie ihn mit besorgter Stimme. Ihre Stimme war damals viel höher, unschuldiger.
„Verschwinde, ich will niemanden sehen!", schrie er sie an. Er wollte einfach alleine sein. Aber das zeigte bei ihr keine Wirkung.
„Nein.", sagte sie mit fester Stimme, „ Ich werde dich hier nicht alleine lassen. Nicht, solange es dir so schlecht geht. Ich will dich auf andere Gedanken bringen." Sie zog ihn ohne Vorwarnung auf die Beine und rannte mit ihm den Fluss entlang. Er wollte sich losreißen, sich weigern, doch sie ließ es nicht zu. Sie hörten ein Rauschen. Es klang, als würde es immer näher kommen.
„Vertraust du mir, Sasuke?" fragte sie und sah sich zu ihm um. Er nickte nur. Sie begann zu lächeln.
„Das ist gut!", sagte sie noch, doch er konnte es nicht mehr richtig verstehen, weil das Rauschen schon zu laut war. Sasuke sah nun, von was dieses Geräusch kam. Ein Wasserfall. Yume schien es von Anfang an gewusst zu haben. Doch er wusste noch immer nicht, was sie vorhatte. Bis sie plötzlich keinen Boden mehr unter den Füßen hatten.
Sie klammerten sich aneinander und Yume begann zu kichern. Sie verspürten beim Durchbrechen der Wasseroberfläche weniger Schmerz als gedacht. Sie schwammen schnell zu Oberfläche und schnappten nach Luft. Yume lachte einfach weiter.
„Du bist verrückt!", schrie Sasuke sie an, noch immer geschockt. Doch er fing auch an zu lachen. Plötzlich spürte er etwas warmes, weiches an seiner Wange. Sie umarmte ihn und küsste ihn auf die Wange.

Sasuke schüttelte den Kopf. 'Ich will mich nicht daran erinnern!' , schießt es durch seinen Kopf, doch dazu war es nun zu spät.

Als Neji nachhause kam, öffnete er die Tür leise, um unbemerkt zu bleiben. Doch das schaffte er nicht, denn schon stand sein Onkel vor ihm.
„War die Mission erfolgreich?", fragte Hiashi seinen Neffen kalt.
„Ja. Ich werde nun schlafen gehen.", antwortete Neji ihm im selben Tonfall.
„Warte noch kurz. Wer war den nun eure Zielperson?" wollte sein Onkel weiter wissen.
„Yume", sagte Neji nur und ging in sein Zimmer. Dort angekommen holte er ein altes Fotoalbum aus dem Schrank und sah es durch. An einer Seite blieb er stehen und betrachtete das Bild.
Es war dasselbe, das auch Kakashi hat. Er seufzte. Dachte an die Zeit zurück. Daran, wie Yume ihm half, den Schmerz des Verlustes seines Vaters zu lindern. Es ging ihm gut, wenn sie bei ihm war. Sie munterte ihn auf. Doch als sie verschwand, kam all der Schmerz zurück. Und das noch schlimmer. Auch wenn man es ihm nicht ansah, freute er sich, dass sie wieder da war. Und er hoffte, dass sie auch bleiben würde und nicht direkt wieder verschwand.

Akuma no Chi - DämonenblutWo Geschichten leben. Entdecke jetzt