Wenn ich mich umdrehe, falle ich in eine weiche Samthülle und renne durch ein buntes, quietschendes Beet mit Blümchen, dass sich in Sonnenstrahlen wiegt und von Regentropfen geküsst wird, während irgendwo eine Elfe singt. Und wenn du mich dann anschaust, stirbt die Elfe irgendwo und die dunklen Wolken kotzen gleichgültig ihren Regen über dem toten Unkraut aus, während ich mit nackten Füßen gegen Ziegelsteine renne. Mit ordentlich Anlauf. Und das ist wohl in Ordnung so.
Ich taumele wie ein Betrunkener über eine hohe Kante und springe mit drei Drehungen leichtfüßig zurück auf die Straße, bevor dann du leiser Trecker mich unter deinen Rädern zu begraben drohst, aber weil dein Licht so grell leuchtet, erkennst du mich. Du driftest elegant an mir vorbei und ich schaue dir nach. Tag gelaufen. Auf ein Neues.
Dann bin ich ein Ohr und nichts sonst. Vielleicht ein bisschen Auge und Nase, aber hauptsächlich Ohr. Und hauptsächlich redest du. Vielleicht ein bisschen lächeln und duften, aber hauptsächlich reden. Es soll wohl so sein, dass jeder Zustand einmal endet, also bin ich jetzt vielelicht kein Ohr mehr und du redest nicht mehr - also ich bin eine Hand auf jeden Fall, und du eine andere, also könnte ich mich dir und du dich mir reichen. Zumindest wenn mein Ohr, mein Auge und meine Nase den Mund halten können.
Ich glaube, das geht. Ich hätte es nicht glauben wollen, wenn ich es nicht geglaubt hätte, aber ich dachte nunmal, denken zu müssen. Deswegen ist alles in ordnung und die Welt ist nicht schöner als gestern. Sie ist auch nicht hässlicher, aber ich vielleicht schon.
Meine Natur hängt lose in der Luft herum und das Husten der Schmetterlinge zerstreut mich quer durch den Herbst und am Ende komm ich sowieso auf den Boden. Kann ich bitte brennen? Kann mich bitte jemand anzünden? Gebündelt, geraucht, verbraucht zu Qualm geblasen zu werden wär mir lieb, dann renne ich halt nicht mehr gegen Wände, sondern ziehe mich irgendwelche Vorhänge zurück, aus denen man mich auch nach sechzig Grad nicht mehr raus bekommt. Wie ein Baum und seine Wurzeln, nur als übler Geruch in der Luft.
Darum steht mein Fenster offen.
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Eigentlich nur noch Sybille
PoetrySybille, Alles deine Schuld. Sybille, Ich verdanke dir... Alles deine Schuld...Stöbert gerne durch, von kluges Gedöns bis gescheiterte Wortakrobatik sollte einiges dabei sein.